Zum ersten Mal stellen wir in dieser Rubrik, dem „Spieler der Woche“, einen Fußballer vor, der seine aktive Karriere eigentlich schon beendet hat.
Nun musste Johannes Thiel aufgrund der großen Verletzungssorgen unter den Torhütern des FV 1918 Brühl seine Fußballschuhe doch wieder entstauben und seine Torwarthandschuhe aus dem Schrank kramen. Im Spiel der Kreisliga-Elf des FV beim SC Käfertal absolvierte Thiel knapp 70 Minuten auf der Torlinie und brachte einen Punktgewinn mit zurück in die Hufeisengemeinde.
Der Begriff Legende wäre bei Johannes Thiel sicherlich noch zu weit gegriffen. Ein Brühler Urgestein ist er aber allemal. Von den Bambini bis zu seinem – eigentlichen – Karriereende ist er stets dem FV 1918 treu geblieben. „Ich hatte einmal ein Angebot von Rot-Weiß Rheinau unter Trainer Gerhard Schäfer. Das habe ich aber abgelehnt“, blickt Thiel zurück.
Thiel hält bereits seit 36 Jahren dem FV Brühl die Treue
Sage und schreibe 36 Jahre lang trug er bereits vor der jüngsten Partie das Trikot der Brühler, sein eigentliches Tätigkeitsfeld sieht er inzwischen aber hauptsächlich als Co- und Torwarttrainer des Vereins unter dem Landesliga-Coach Andreas Backmann. „Ich kümmere mich um die Torhüter in der ersten Mannschaft, ansonsten stehe ich aber gar nicht mehr selbst im Torwarttraining. Trotzdem traue ich mir das noch immer zu“, unterstreicht Thiel nach seinem Einsatz im Gespräch mit dieser Zeitung.
Nach 20 Minuten aufs Feld
Am vergangenen Sonntag wurde er beim Auswärtsspiel der zweiten Mannschaft beim starken Aufsteiger aus Mannheim, das 2:2 endete, ins kalte Wasser geworfen und musste nach 20 Minuten für den angeschlagenen Deniz Tanyeri zwischen die Pfosten gehen. „Er hatte sich mit einer Leistenzerrung herumgeplagt. Beim Warmmachen ging es zwar noch gut, nach der Anfangsphase musste er dann aber vom Feld“, berichtet Thiel, wie es zu seinem 70-Minuten-Einsatz kam.
Für den Brühler Routinier war es ein Kaltstart, der unglücklicher nicht hätte laufen können, denn nur neun Minuten nach seiner Einwechslung lag der Ball schon hinter ihm im Netz. Danach aber packte Thiel seine Krakenarme aus und zeigte insbesondere im zweiten Durchgang bei einem Kopfball aus kurzer Distanz sowie einem Schuss in Folge eines Eckballs sein ganzes Können und hielt für den FV 1918 Brühl II den Punkt durch das Unentschieden fest. „Ich habe mich gut gefühlt. Nur die Regeneration dauert inzwischen schon ein bisschen länger“, gab er einige Tage nach dem Spiel ganz offen zu.
In Summe ist es inzwischen nach seinem Rücktritt aus der Aktivität bereits der fünfte Einsatz und möglich, dass noch weitere auf sein ohnehin prall gefülltes Spielerkonto wandern. An diesem Sonntag sind die beiden Herrenmannschaften des FV 1918 Brühl jedenfalls beide zu Hause am Start, so könnte die zweite Mannschaft im Spiel gegen den SKV Sandhofen von einer Leihe aus dem Landesliga-Kader profitieren. Das stehe aber noch nicht ganz fest, gibt Thiel zu bedenken und hält sich für einen eigenen Einsatz schon mal bereit.
Für den Amateurfußball wäre ein erneuter Einsatz Thiels sicherlich eine absolute Bereicherung – für die Knochen des Routiniers wohl weniger.
Info: FV 1918 Brühl II – SKV Sandhofen (Sonntag, 12.30 Uhr), FV Leutershausen – SC Olympia Neulußheim, VfR Mannheim II – TSG Eintracht Plankstadt (beide 15 Uhr).
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