Rödertal/Ketsch. Nur 30 Minuten lang durften die Kurpfalz-Bären an der Überraschung schnuppern. Da ein Handballspiel aber bekanntlich 60 Minuten dauert, sollte es am Ende nicht sein. Ein taktischer Kniff des Gegners sorgte dafür, dass der Zweitligist aus Ketsch beim HC Rödertal von der Siegerstraße abkam und am Samstagabend mit 28:32 (18:16) den Kürzeren zog – trotz einer ordentlichen Darbietung.
„Ich finde, wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt, haben vor Spielfreude nur so gestrotzt, haben körperlich voll dagegengehalten und Rödertal wirklich beeindruckt“, sagte Bären-Trainerin Franziska Steil und ergänzte: „So strukturiert und diszipliniert, wie wir in der ersten Halbzeit waren, so strukturlos haben wir dann leider gegen die umgestellte 6:0-Abwehr agiert. Da haben wir die Konsequenz, die wir in der ersten Halbzeit gegen die offensive Deckung hatten, vermissen lassen.“
Ohne die langzeitverletzen Nell Gotta, Lea Marmodee und Amelie Möllmann nutzten die Gäste vor mehr als 600 Zuschauern in der Sporthalle Großröhrsdorf die Startprobleme des HCR aus. Rödertals Trainerin Maike Daniels hatte ausdrücklich vor den starken Flügelspielerinnen der Bären gewarnt. Doch besonders in der Anfangsphase traf Rebecca Engelhardt beinahe nach Belieben. Auch Svenja Mann war einmal mehr gut aufgelegt. Mit elf Treffern war sie am Ende die erfolgreichste Werferin der Partie – auch wenn das ein schwacher Trost sein dürfte für die 23-jährige Linkshänderin.
Nach sechs Minuten führte Ketsch mit 5:2 und wenig später mit 9:6. Daniels reagierte und nahm eine Auszeit. Den deutlichen Worten der Übungsleiterin folgten Taten auf dem Feld. Nicht einmal zwei Minuten später stand es 9:9. Aber die Bären, bei denen Stammtorhüterin Johanna Wiethoff auf dem Spielberichtsbogen fehlte, blieben dran und stellten die Gastgeberinnen vor enorme Probleme (12:16/24.).
Der Schlüssel zum Sieg
Rödertal musste einen großen Aufwand betreiben, um den Anschluss nicht zu verlieren. Und dann folgte nach dem Seitenwechsel der entscheidende Geistesblitz von Daniels, die die Defensive veränderte und so das Spiel zu Gunsten ihrer Mannschaft entschied. „Natürlich war die Abwehrumstellung der Schlüssel zum Sieg“, sagte sie nach der Schlusssirene. „Kompliment an die Kurpfalz-Bären. Sie haben es in der ersten Halbzeit gut gelöst, indem sie unsere Abwehr immer wieder hinterlaufen haben. Darauf mussten wir reagieren. Am Ende spielen wir es aber souverän runter und fahren so den nächsten Sieg ein.“
Beim 20:19 ging der HCR nach 34 Minuten zum ersten Mal in Führung und geriet nur beim 21:22 durch Mann noch einmal in Rückstand. Beim 30:26 in der 55. Minute war die Partie frühzeitig entschieden. „Wir haben dann viele einfache Tore kassiert, die uns wehgetan haben“, sagte Steil. „Am Ende war es ein positiver Auftritt. Aber ich bin auch enttäuscht, weil ich glaube, dass hier mehr drin gewesen wäre – auch mit ein bisschen mehr Spielglück in den entscheidenden Situationen.“
Entscheidend wird das bevorstehende Duell mit der SG Kirchhof zwar noch nicht sein. Sehr wohl dürfte das Kräftemessen am kommenden Samstag aber als wegweisend bezeichnet werden (Anwurf: 19 Uhr). Denn mit einem Sieg könnten sich die Bären absetzen und die SG, die auf dem ersten direkten Abstiegsplatz liegt, auf drei Punkte distanzieren. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt nach 22 Spieltagen zwei Punkte, nachdem der VfL Waiblingen erneut punkten konnte.
- Bären: Rüttinger, Longo; Mann (11/2), Goudarzi, Hinzmann (1), Bianco (4), Torras Parera (3), Geigle, Schranz (2), Stitzel (2), Engelhardt (5), Hufschmidt.
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