Fußball

Lena Dittmann als erste Frau im Kreis bei Männern am Ball

Die Mauern, die Frauen im Männerfußball überwinden müssen, waren und sind bisweilen noch immer oftmals sehr hoch. Mit Beginn der Saison haben die Verbände Baden-Württembergs den Frauen eröffnet, auch in Männerteams zu spielen.

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Lena Dittmann ist auch beim Männerspiel voll auf der Höhe. © Lothar Fischer

Neulußheim. Die Mauern, die Frauen im Männerfußball überwinden müssen, waren und sind bisweilen noch immer oftmals sehr hoch. Kerstin Burgey bildete bis heute im Fußballkreis Mannheim die erste und bislang auch einzige Trainerin einer Herren-mannschaft, damals beim A-Ligisten ASV Feudenheim. Mit Beginn der noch laufenden Saison haben die Fußball-Verbände Baden-Württembergs eine große Tür in diese Mauer gezimmert und eröffnen den Frauen nun, auch in Männermannschaften zu spielen.

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Die Premiere dafür legte am 23. Spieltag der Kreisklasse B1 Lena Dittmann hin. Ganz unscheinbar und dezent zwar, aber dennoch schrieben sie und der SC Olympia Neulußheim ein kleines Stück Geschichte im Fußballkreis Mannheim. Als bei Felix Büchner, Trainer des SC Olympia Neulußheim II, für das Auswärtsspiel bei der TSG Eintracht Plankstadt II (1:7) die Liste mit dem eigenen Spielermaterial ausgeschöpft war und noch immer keine elf Spieler auf dem Notizblock standen, schaute er einfach über den Gartenzaun.

„Wir hatten heftige Personalprobleme, dazu mussten wir auch noch Spieler an die erste Mannschaft abstellen. Nach dem Abschlusstraining war dann die Idee ursprünglich etwas aus Spaß entstanden. Aber Lena war begeistert und wir hatten es ihr durchaus zugetraut, bei uns mitzumischen“, berichtet Büchner.

Sofort Lust gehabt, im Herren-Team mitzuspielen

Auch Dittmann selbst hatte keine Spur von Berührungsängsten vorzuweisen. Schon in der Jugend hatte sie in Jungs-Mannschaften gespielt, nun also absolvierte sie ihr erstes Aktivenspiel auch im Herrenteam. „Die Trainer der zweiten Mannschaft hatten mich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte und ob ich Lust habe. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht lange überlegt“, blickt Dittmann zurück, zog sich aber nicht unbedingt den Applaus ihrer Trainerin zu. „Wenn ich ehrlich bin, bin ich nicht ganz begeistert davon, ist doch das Verletzungsrisiko bei den Herren deutlich größer als bei den Damen“, sagt Steffi Ternes. „Dennoch bin ich überzeugt, dass Lena auch bei den Herren vollen Einsatz für ihren Verein und das Team zeigt und fußballerisch mithalten kann.“

Und so bestritt die 24-Jährige ein Fußball-Doppelpack-Wochenende, lief am Freitagabend mit der Frauen-mannschaft bei der SG Hohensachsen II (1:2) auf und streifte am Sonntagmittag bei der zweiten Herrenmannschaft in Plankstadt erneut das SON-Trikot über.

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Logistisch ging alles absolut reibungslos über die Bühne, wie Dittmann berichtet: „Wir haben uns etwas früher getroffen und ich konnte mich umziehen, als die Jungs fertig waren. Nach dem Spiel hat mir dann der Gegner eine Dusche zur Verfügung gestellt.“

Während des Spiels mischte die Polizistin unbekümmert mit, scheute keinen Zweikampf und ackerte 90 Minuten lang durch - und verdiente sich ein Sonderlob des Trainers. „Sie hat super mitgespielt. Fußballerisch konnte sie gut mithalten und ist auch engagiert in die Zweikämpfe gegangen. Man hat keinen großen Unterschied gespürt, weder bei uns in der Mannschaft, noch beim Gegner, dass hier eine Frau mitspielt“, so Büchner.

Ensteht hier ein neuer Trend?

Dass sich hier aber nun durch Dittmanns Einsatz ein neuer Trend einstellen könnte, glaubt Michael Mattern, stellvertretender Vorsitzender des Fußballkreises Mannheim, nicht. „Ich kann mir schon vorstellen, dass es hin und wieder vorkommen wird, dass auch Frauen mitspielen, aber es wird nicht in großem Stil passieren“, schätzt Mattern. „Ich denke, dass die Frauen hier prinzipiell wesentlich offener damit umgehen.“

Wenn es nach Lena Dittmann geht, dann könnte es durchaus zu einer Wiederholung kommen. „Vorstellen kann ich mir das auf jeden Fall. Wenn sie jemanden brauchen, dann sollen sie einfach Bescheid geben“, gibt sie ganz pragmatisch zu Protokoll. „Ich fände es schön, wenn das öfters zustande käme. Für den Verein ist das doch ein super Zeichen, dass man hier zusammenhält.“

Dennoch - und da sind sich alle beteiligten einig - ist ihr Platz im Frauenteam, und auch Zweitmannschaftstrainer Büchner legt sein Hauptaugenmerk „darauf, dass wir die Spieler aus unserem eigenen Kader ziehen, damit wir die Frauenmannschaft nicht auch noch schwächen“. Es ist jedoch die Blaupause für künftige Auftritte von Frauen in Männerspielen, dann vielleicht sogar auch höherklassig.

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