Oftersheim/Paris. Es war eine grandiose Show, vielleicht die spektakulärste in der olympischen Geschichte. Erstmals fand die Eröffnungsfeier Olympischer Spiele nicht im Stadion statt, sondern auf Booten, die auf der Seine sechs Kilometer lang durch die französische Hauptstadt fuhren. Auf dem deutschen Boot war auch Hockeyspielerin Cécile Pieper aus Oftersheim, und selbst der starke Regen vermochte die gute Stimmung nicht zu vermiesen.
Das Boot von „Allemagne“ war eines der ersten, das sich gegen 19.30 Uhr in Bewegung setzte. „Da war es noch trocken“, berichtete Cécile Pieper im Gespräch mit dieser Zeitung. „Paris hat einfach einen unfassbaren Charme“, sagte die 29-Jährige und dachte an ihre beiden bisherigen Olympia-Eröffnungsfeiern zurück. 2016 in Rio war sie im Maracana-Stadion, 2021 in Tokio fand sie - von Corona überschattet - ohne Zuschauer statt. „Das hier war einfach ganz besonders mit all den Leuten, die uns vom Ufer zujubelten und wir konnten auch den anderen Booten zuwinken. Es war die beste Stadtrundfahrt durch Paris, die man sich vorstellen konnte.“ Dem Regen trotzten sie mit Regencapes, so konnten alle das „unfassbare Erlebnis“ genießen. Am Ufer drängten sich die Menschenmassen, auf den Balkonen der Häuser standen sie dicht gedrängt. Strahlende Gesichter allenthalben.
Schon vorher war klar, dass die Hockeyspielerinnen früher ins Olympische Dorf zurückkehren würden, um sich auf die kommenden Spiele vorzubereiten. Den Rest der Eröffnungsfeier genossen Pieper und Co. am Fernseher. Die Oftersheimerin will sich die ganze Show („da wurde ja eine unglaubliche Geschichte erzählt“) noch einmal komplett anschauen. Als Teil der Veranstaltung verpassten die Athleten natürlich einzelne Showacts.
„Deutsches Haus“ in Paris so groß wie nie
Restlos begeistert ist sie auch vom „Deutschen Haus“. Es befindet sich im Rugbystadion Jean Bouin unweit des Prinzenpark-Stadions und direkt an der Seine. Es ist das größte aller Zeiten. Erstmals gibt es auch eine Fanzone, wo Zuschauer die deutschen Athleten treffen können. Sie genießt vor allem, dass man sich im Vergleich zu Tokio wieder viel mehr draußen aufhalten darf, um andere Sportler kennen zu lernen. „Es ist alles sehr international, man trifft viele Leute.“
Die üblichen Pins werden wieder ganz fleißig getauscht. Auch das Olympische Dorf bezeichnet sie als das bisher Schönste, das sie erlebt hat. Sehr groß, aber auch sehr grün, man fühle sich wie zu Hause. „Bei Olympia hat man immer das Gefühl, mit all den anderen Sportarten ein großes Team zu bilden.“ Es gibt eine Dachterrasse im 10. Stock, wo man einen herrlichen Blick auf Eiffelturm und auf Sonnenuntergänge hat.
Die Franzosen erlebt sie gegenüber den Deutschen als superfreundlich und offen. Sie versuchen sogar häufig Deutsch zu sprechen.
So sieht der Alltag im Olympischen Dorf aus
Das Essen im Olympischen Dorf war ein großes Thema in den ersten Tagen. Zu den Stoßzeiten gab es in der Mensa nicht genug Essen, und die Verantwortlichen hatten große Probleme, die vielen Sportler zu versorgen. „Man hat ja nicht viel Zeit nach den Wettkämpfen, man muss schnell essen und auch proteinreiches Essen zu sich nehmen. Es gab beispielsweise zu wenig Fleisch.“ Doch die Beschwerden wurden gehört, und mittlerweile ist es besser geworden.
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Ihre dritten Olympischen Spiele sind auch sportlich anders für Cécile Pieper. Sie ist diesmal Ersatzspielerin und nur eine sogenannte „P-Akkreditierte“. „Bei der Nominierung war das natürlich keine schöne Nachricht, und ich habe auch etwas gebraucht, um mich in meine Rolle hineinzufinden“, gibt sie zu. Sie darf nicht im Olympischen Dorf übernachten und hat ein eigenes Hotelzimmer nur zwei Minuten entfernt vom Dorf, ist aber sonst komplett mit dem Team zusammen. Ihre Mitspielerinnen vermittelten ihr, dass sich nichts geändert habe und sie dazu gehöre. Daher ist sie positiv gestimmt. Sie schaue Tag für Tag, was sie der Mannschaft geben könne.
Wenn sich eine Spielerin verletzen würde, dann könnte sie im olympischen Hockeyturnier noch eingesetzt werden. „Ich halte mich bereit und bin auf alles vorbereitet.“ Eltern und Geschwister sind ebenfalls in Paris, die Familie hat väterlicherseits ja französische Wurzeln. Sie waren beim 2:0-Sieg zum Auftakt gegen Japan dabei.
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