Schwetzingen. Beim Duell vor rund drei Wochen konnten beide noch frei aufspielen. Im Pokal heißt es in einem Spiel: siegen oder fliegen. Den Rucksack namens Tabelle muss niemand mit sich herumtragen und Statistiken werden im K.o.-Wettbewerb gerne vernachlässigt.
Nun geht es in der 3. Fußball-Liga beim erneuten Aufeinandertreffen zwischen dem SV Sandhausen und dem SV Waldhof Mannheim (Samstag, 14 Uhr, Stadion am Hardtwald in Sandhausen) allerdings wieder um wertvolle Punkte, um Boden in der Tabelle gutzumachen - und da prallen zwei grundverschiedene Realitäten aufeinander.
SV Sandhausen: Auf dem Vormarsch
Auf der einen Seite der SV Sandhausen: seit sieben Ligaspielen ungeschlagen, zuletzt mit zwei Siegen in Folge. Nach dem 2:1-Erfolg bei Rot-Weiß Essen vergangene Woche „sind wir tabellarisch oben angekommen“, meinte Trainer Jens Keller auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Auf Rang fünf liegend trennen den ambitionierten Absteiger nur noch drei Zähler vom Relegationsplatz. „Wir können selbstbewusst auftreten“, äußerte Keller sich stellvertretend für die breite Brust am Hardtwald.
Drei Zähler Abstand sind es auch beim SV Waldhof - allerdings auf das rettende Ufer, den ersten Nichtabstiegsplatz. Nur einen Steinwurf entfernt beim kurpfälzischen Nachbarn könnte die Gemütslage gegensätzlicher nicht sein. Das Team von Trainer Rüdiger Rehm wartet seit neun Partien auf einen vollen Erfolg. „Jede Negativserie wird mal beendet“, zeigte sein Gegenüber Keller sich zunächst vorsichtig, schob aber nach: „Wir werden alles dafür tun, dass das nicht gegen uns passiert.“ Dass die Blau-Schwarzen auch Fußball spielen können, hätten sie im Pokal trotz 1:4-Niederlage bewiesen. „Sie haben uns selbst mit zehn Mann Probleme bereitet“, erinnert der SVS-Coach an den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer.
Wie schon beim letzten Gastspiel wird der große Nachbar am Samstag von einer Vielzahl an Anhängern ins Hardtwaldstadion begleitet - die wohl, wie so oft, die Stimmungshoheit haben werden. Für SVS-Coach Keller hat das Geschehen auf den Rängen jedoch wenig Einfluss: „Das sehe ich nicht als Problem für uns. Es ist schön, wenn die Stimmung da ist.“ Seine Mannschaft wolle dennoch zeigen, dass man der Herr im Haus ist. „Es ist nichtsdestotrotz unser Stadion.“
Derby-Vorbereitungen beim SV Sandhausen
Eine besondere Anspannung verortet er unter seinen Jungs nicht: „Ich habe nicht das Gefühl, dass etwas anders ist.“ Keller selbst war eine gewisse Vorfreude jedoch anzumerken, denn: „Es ist immer schön, ein Derby zu spielen.“
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Weniger freudig, vielmehr mit Galgenhumor reagierte der 52-Jährige auf die Nachfrage nach der Personalsituation. „Das wird eine lange Pressekonferenz“, schmunzelte der Schwabe. Der Schuh drückt weiterhin in der Defensive. Dort ist die Verletztenliste mit Lucas Laux, Alexander Fuchs, Dennis Diekmeier und neuerdings Max Geschwill, der nach einer im Training erlittenen Sprunggelenksverletzung dieses Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen wird, noch länger geworden. Hinter Luca Zander steht aufgrund einer Grippe zudem ein Fragezeichen. So stellt sich die Innenverteidigung aus Felix Göttlicher und dem genesenen Tim Knipping praktisch von alleine auf.
Neuer Innenverteidiger
Neue Verstärkung für den SV Sandhausen: Edvinas Girdvainis
Apropos Innenverteidigung: Am Donnerstagnachmittag gab der SV Sandhausen noch die Verpflichtung von Innenverteidiger Edvinas Girdvainis, den Kapitän der litauischen Nationalmannschaft, bekannt. Der 30-jährige Stand zuletzt beim litauischen Erstligist Kauno Zalgiris unter Vertrag. „Edi bringt als Kapitän der Nationalmannschaft eine Menge Erfahrung mit und kennt den deutschen Fußball aus seiner Zeit in Uerdingen. Deshalb bin ich mir sicher, dass er uns direkt helfen kann“, so Matthias Imhof, Sportdirektor des SVS, in einer Mitteilung des Vereins. „Da wir in der Innenverteidigung sehr dünn besetzt sind, erweitern wir unsere Möglichkeiten im Kader für das kommende Jahr“, erklärt Imhof den ablösefreien Transfer.
Im Laufe der in Litauen jüngst beendeten Saison erzielte Girdvainis in 40 Pflichtspielen zehn Treffer für Erstligist Kauno Zalgiris, wo Girdvainis’ Vertrag auslief. In seiner Karriere kann der 30-jährige Innenverteidiger auf 47 Einsätze für die litauische Nationalmannschaft zurückblicken und führt das Team mittlerweile als Kapitän aufs Feld. „Seine Mentalität gepaart mit seiner immensen Erfahrung machen ihn ohne Zweifel zu einem Führungsspieler auf und neben dem Platz“, führt Cheftrainer Keller aus und lobt: „Edi ist unheimlich zweikampfstark und beidfüßig.“
Der in Klaipeda (Litauen) geborene Innenverteidiger durchlief in seiner Jugend die Junioren-Mannschaften des italienischen Profiklubs Calcio Padova. Über Stationen bei Ekranas Panevezys (Litauen, 2012-2014), dem spanischen Marbella (2014-2016), Piast Gliwice (Polen, 2016-2017) und Tom Tomsk (Russland, 2017-2018) heuerte der 1,89 Meter große Defensivspezialist bei Hapoel Tel Aviv und kurz darauf bei FK Schamachi an. Von Aserbaidschan führte sein Weg in die 1. Liga Lettlands, wo Girdvainis ein Jahr in Riga für RFS auflief. 2020 kam Girdvainis zum ersten Mal nach Deutschland und schnürte seine Kickschuhe für den KFC Uerdingen in der 3. Liga. Dort absolvierte er innerhalb einer Saison 32 Spiele, in denen ihm ein Treffer und eine Vorlage gelangen.
„Ich freue mich, wieder zurück in Deutschland zu sein, denn ich habe die Zeit in diesem nach Fußball verrückten Land sehr genossen. Nun bin ich bereit, der Mannschaft schnell zu helfen“, so Girdvainis.
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