Eishockey

Nach Amokfahrt: Die Adler feiern einen Sieg für Mannheim

Die Amokfahrt in Mannheim vom Montag überschattet das Adler-Spiel gegen Frankfurt. Der 3:0-Derbysieg tut Mannschaft und Fans gut.

Von 
Christian Rotter
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Arno Tiefensee (l.) und Yannick Proske feiern den Derbysieg gegen Frankfurt. Am Freitag wollen sie im Heimspiel gegen Berlin den vierten Tabellenplatz verteidigen. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Eben noch hat er mit seinen Teamkollegen gelacht, Spaß im Training gehabt. Jetzt steht ihm der Schock ins Gesicht geschrieben. Als sich am Montag in der Mannheimer Innenstadt die schreckliche Amokfahrt ereignet, steht Arno Tiefensee auf dem Eis der SAP Arena. Der Adler-Torhüter bereitet sich auf das Derby gegen die Löwen Frankfurt vor. Er genießt das, was er tut, flachst, ist einfach gut drauf. Wenige Minuten später wird ihm ganz anders zumute.

„Als ich das Eis verlassen habe, hat mir jemand zugerufen, ich soll schnell auf mein Handy schauen. Es ist schlimm, wirklich schlimm, was bei uns in Mannheim passiert ist“, sagt Tiefensee nach dem 3:0-Erfolg am Dienstag gegen Frankfurt. Er wohnt ganz in der Nähe des Tatorts und fragte sich, was wohl passiert wäre, hätte er einen trainingsfreien Tag gehabt: „Dann wären viele von uns in der Stadt gewesen.“ Nein, diesen Gedanken will der 22-Jährige nicht zu Ende denken. Seine Gedanken, sein Mitgefühl sind bei den Familien und Freunden der Opfer, er drückt den Verletzten die Daumen, dass sie bald wieder gesund sind und auch die psychischen Folgen überstehen. „Unser Sieg gegen Frankfurt ist Balsam für die Seele – für alle hier in Mannheim nach dem, was am Montag passiert ist“, betont er.

„Ein Ort, an dem viele von uns ein- und ausgehen“

Auch Kapitän Marc Michaelis, dem die Geschehnisse in der Innenstadt als gebürtigem Mannheimer besonders nahe gehen, gibt zu, dass ihm der Derby-Gang besonders schwergefallen sei. Der 29-Jährige ist ohnehin ein Mann, der seinen Kopf einschaltet, der nichts als gegeben hinnimmt, sich und seine Umwelt hinterfragt. „Das alles ist einfach nur sehr traurig“, sagt Michaelis und braucht im Gespräch mit dieser Redaktion einige Momente, um sich wieder zu sammeln. „Das tut mir im Herzen weh, dass so etwas im Herzen unserer Stadt passiert ist. An einem Ort, wo viele Jungs von uns tagtäglich ein- und ausgehen.“

Obwohl es am vorletzten Hauptrundenspieltag in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für beide Mannschaften um viel geht und sich Mannheim und Frankfurt in einer großen Rivalität verbunden sind, zeigen beide Fanlager Größe. Die 11.955 Zuschauer in der SAP Arena folgen den einfühlsamen Worten von Stadionsprecher Jens Schneider, erheben sich zur Schweigeminute von ihren Plätzen. Vielen fällt es schwer, das Spiel zu genießen. Zu groß ist die Last, die nach Montag auf dieser Stadt liegt.

Adler – Frankfurt 3:0

  • Drittelergebnisse: 0:0, 1:0, 2:0.
  • Die Adler: Tiefensee – Fohrler, Kälble; Gawanke, Cicek; Gilmour, Jokipakka; Pilu – Reichel, Esposito, Hännikäinen; Plachta, Michaelis, Kühnhackl; Ortega, MacInnis, Bennett; Proske, Loibl, Heim.
  • Tore: 1:0 Michaelis (26:17), 2:0 Plachta (59:22), 3:0 Reichel (59:50).
  • Schiedsrichter: Sirko Hunnius und Christopher Schadewaldt.
  • Zuschauer: 11.955.
  • Strafminuten: Mannheim 4 – Frankfurt 4.
  • Nächstes Spiel: Adler – Eisbären Berlin (Freitag, 19.30 Uhr).

„Ich bin einfach froh, dass wir unseren Fans ein gutes Gefühl gegeben haben“, sagt Tiefensee, der mit 29 Paraden einen großen Anteil daran hat, dass die Adler die Münchner Niederlage in Ingolstadt nutzen und sich den vierten Tabellenplatz zurückholen. Die Tore schießen Michaelis (27.), Matthias Plachta und Kristian Reichel (beide 60.).

Mit München steht der Viertelfinalgegner seit Dienstag fest

Damit steht an diesem Dienstagabend auch fest, dass die Mannheimer in der Viertelfinalserie ab dem 16. März auf den EHC Red Bull München treffen werden. Unklar ist nur noch, welches Team sich das Heimrecht sichern wird. Den Adlern reicht im Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen die Eisbären Berlin wohl ein Punkt, weil die Münchner nicht nur zwei Zähler weniger auf dem Konto haben, sondern auch die schlechtere Tordifferenz aufweisen (Mannheim +23, München +15).

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Auf solche Zahlenspielereien will sich die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins aber nicht einlassen. Sie möchte sich mit einem Sieg aus der Hauptrunde verabschieden, um mit einem guten Gefühl in die Play-offs starten zu können. „Ich gehe immer mit einer Portion Extra-Motivation in das Duell mit den Eisbären, weil das für mich als Weißwasserraner ein Derby ist“, betont Tiefensee.

Nach vergebener Großchance erzielt Michaelis doch noch das 1:0

Michaelis hofft, dass die Mannheimer an der Leistung gegen Frankfurt anknüpfen können oder – besser noch – die eine oder andere Schippe drauflegen. Wichtig sei es gegen die Löwen gewesen, in Führung gegangen zu sein. „Immer einem Rückstand hinterherzulaufen, zermürbt dich“, betont der Kapitän, für den es persönlich sehr wichtig war, nach seiner vergebenen Großchance in der 16. Minute doch noch den Bann gebrochen zu haben: „In den letzten Spielen habe ich viele Chancen ausgelassen, irgendwann greifst du den Schläger enger, überlegst zu viel. Insofern war der Treffer sehr gut für mich.“

Während Coach Eakins nach eigener Aussage keine schlaflose Nacht bereiten würde, wenn sein Team nur vom fünften Tabellenplatz aus in die K.-o.-Runde startet und in einem möglicherweise entscheidenden siebten Duell nach München müsste, sieht dies Michaelis etwas anders. Ihm reicht ein Blick auf die gute Statistik in der SAP Arena: „Die sagt, dass wir daheim eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, ein Spiel zu gewinnen.“

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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