Von Vereinskollege Patrick Groetzki gab es erst ein Lächeln, dann noch einen Handschlag. Und wenige Sekunden später war David Späth deutscher Handball-Nationalspieler. Der 21-jährige Torwart der Rhein-Neckar Löwen feierte am Freitagabend im EM-Test gegen Ägypten sein Debüt in der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason. Zum großen Glück fehlte nur ein Sieg, mit dem 31:31 (16:18) konnte Späth aber noch halbwegs leben.
„Die Freude ist ein wenig geteilt. Ich will gewinnen. Und es waren ein paar Bälle dabei, von denen ich glaube, dass ich sie halten kann“, sagte der gewohnt selbstkritische und ehrgeizige Löwen-Keeper. Mit sechs Paraden und einer Fangquote von 32 Prozent war er dennoch bester deutscher Torwart, was ihm sein Sonderlob von Gislason einbrachte: „Das war gut von ihm.“ Besonders in der Schlussviertelstunde.
Reha beendet: Comeback von Andreas Wolff
Nach mehrwöchiger Zwangspause wegen eines Bandscheibenvorfalls stand bei den Deutschen Andreas Wolff tatsächlich im Kader. Der Weltklasse-Keeper hatte gerade erst seine Reha in der Rhein-Neckar-Region beendet, ohne jegliche Spielpraxis nahm er erwartungsgemäß auf der Bank Platz. Dort saß zunächst auch Späth, der Senkrechtstarter von den Löwen. Zunächst einmal begann Routinier Silvio Heinevetter zwischen den Pfosten.
Der 39-jährige Routinier kam allerdings von Beginn an nicht in die Begegnung, trotzdem legte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) erst einmal ein 5:2 (6.). vor. Und das lag am Innenblock, in dem Julian Köster und Johannes Golla einen starken Job verrichteten. Das Duo sorgte für Ballgewinne, weil es gut harmonierte, schnell auf den Beinen war, mal antizipativ einen Pass abfing oder aggressiv die Zweikämpfe gewann. „Das Abwehrspiel hat viel mit Abstimmung und blindem Verständnis zu tun. Und mit Julian klappt das am besten“, sagte Golla. Keine Frage: Auf dieses Duo kann sich Bundestrainer Gislason verlassen. Mal ganz abgesehen davon, dass beide auch echte Qualitäten in der Offensive haben. Das ermöglicht ein Tempospiel ohne wilde Wechseleien, wovon die DHB-Auswahl zunächst auch profitierte. Nur nutzte sie ihre Chancen nicht.
Gut und gerne hätte der WM-Fünfte seinen Vorsprung schon in der Anfangsphase auf fünf, sechs Treffer ausbauen können, doch die Deutschen gingen einfach zu fahrlässig mit ihren Möglichkeiten um. Und da die DHB-Auswahl auch keine Hilfe von Heinevetter bekam, glichen die Ägypter zum 8:8 (15.) aus. Bundestrainer Gislason nutzte die Breite seines Kaders, wechselte viel - und der Bruch im deutschen Spiel fiel gravierend aus. Auch das ist ein bekanntes Phänomen. Ohne gewisse Stützen geht es einfach nicht. Doch Golla und Köster brauchen Pausen.
Nach 19 Minuten kam Wolff für Heinevetter - die fehlende Matchpraxis machte sich bei ihm allerdings bemerkbar. Auch der Mann vom polnischen Erstligisten Kielce wurde nicht zu einem entscheidenden Faktor, die Afrikaner zogen gar auf 15:12 (23.) davon und nahmen ein 18:16 mit in die Pause. „Wir haben uns selbst aus dem Spiel genommen. Neun Fehlwürfe, sechs technische Fehler. Und auch das Torwartduell verlieren wir deutlich“, wurde DHB-Sportvorstand Axel Kromer in der Halbzeitpause recht deutlich.
Sieg gegen Ägypten verschenkt
Die Sache mit dem Torwart änderte sich nach dem Seitenwechsel. Späth kam, Späth parierte, Späth passte - und zwar auf Lukas Mertens, der im Gegenstoß zum 19:19 (36.) ausglich. Löwen-Kollege Juri Knorr ließ anschließend mit dem 20:19 (37.) die erste Führung seit der Anfangsphase folgen. Der Spielmacher des deutschen Pokalsiegers riss die Partie nun an sich. Außerdem war wieder Späth zur Stelle. Nächste Parade, nächster Pass, nächstes Gegenstoßtor. Diesmal durch Timo Kastening zum 22:20 (38.). Gislason brachte mit Nils Lichtlein einen weiteren Junioren-Weltmeister - und der verlor in seinen ersten beiden Aktionen gleich jeweils den Ball. Aber Späth war spektakulär zur Stelle und hielt das 26:25 (48.) fest.
Drei Minuten vor dem Abpfiff führte die DHB-Auswahl noch mit 31:29, dann verlor die deutsche Mannschaft im Angriff die Struktur und gab den Sieg aus der Hand.
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