Handball

Löwen-Trainer Hinze redet nach Debakel in Berlin Klartext

Die stark ersatzgeschwächten Rhein-Neckar Löwen sind beim Meisterschaftsanwärter Berlin chancenlos und verlieren 24:38. Trainer Sebastian Hinze wird danach deutlich, Kapitän Groetzki findet die Schlappe "nicht hinehmbar"

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Marc Stevermüer
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Niklas Michalski (v.l.), Lukas Nilsson und Patrick Groetzki verlassen frustriert das Spielfeld. © Voigt/Pix

Berlin. Es muss schon viel passieren, damit Sebastian Hinze richtig böse wird. Bei den Rhein-Neckar Löwen hat man den Trainer so eigentlich noch nicht erlebt. Es gab allerdings bislang auch keinen Grund dazu. Am Sonntagnachmittag sprach der 43-Jährige aber Klartext. „Ich habe Dinge bei meiner Mannschaft gesehen, die ich nicht sehen will“, sagte Hinze nach dem 24:38 (12:20) in der Handball-Bundesliga beim Meisterschaftskandidaten Füchse Berlin.

Vor allem die Selbstaufgabe in der Schlussphase missfiel dem Trainer: „Die letzten sechs, sieben Minuten haben alle gehofft, dass das Spiel bald vorbei ist. Das mag bei solch einem Spielstand erklärbar sein. Aber das gefällt mir nicht.“

Kohlbacher und Schefvert fehlen

Hinze konnte in der Hauptstadt nur mit 14 Spielern (darunter drei Torhüter) antreten. Neben dem ohnehin verletzten Halil Jaganjac meldeten sich kurzfristig mit Olle Forsell Schefvert und Jannik Kohlbacher (beide grippaler Infekt) noch zwei Leistungsträger ab. „Das sind zwei der wichtigsten Spieler bei den Löwen“, wusste Füchse-Trainer Jaron Siewert das Ergebnis einzuordnen.

Rhein-Neckar-Löwen gegen Berlin

  • Berlin: Kireev, Ludwig (ab 54. Minute) – Wiede (4), Darj (1), Holm (4), Andersson (7), Lichtlein (1), Lindberg, Gidsel (6), Freihöfer (4), Langhoff, Kopljar, Vujovic, Weber (6/2), Marsenic (4), Drux (1).
  • Löwen: Birlehm, Appelgren (ab 14. Minute), Späth – Gensheimer (2), Gislason (1), Kirkeløkke (5) – Nilsson (6), Knorr (4/2), Lagergren (2) – Timmermeister, Groetzki (2), Horzen, Helander (1), Michalski (1).
  • Schiedsrichter: S. Thiyagarajah/R. Thiyagarajah.
  • Zuschauer: 9000 (ausverkauft).
  • Strafminuten: Marsenic (2), Kopljar (4) – Gislason (2), Groetzki (2)
  • Beste Spieler: Kireev, Gidsel, Andersson – Nilsson.

Auch ihm ist klar: Ausfälle dieser Güteklasse können die Mannheimer nicht kompensieren, die rapide abfallende Qualität in der Kaderbreite wurde einmal mehr deutlich. Hinze wollte die Ausfälle aber nur bedingt als Argument für die Niederlage gelten lassen, auch wenn er mit Galgenhumor feststellte: „Ich habe am Sonntagmorgen zum vierten Mal einen Matchplan für diese Begegnung erstellt.“

Das Fehlen von Forsell Schefvert und Kohlbacher vergrößerte vor allem die Nöte im Innenblock noch einmal dramatisch. Im Abwehrzentrum verteidigte Ymir Gislason zusammen mit dem 20-jährigen Robert Timmermeister, der eigentlich langsam an das Bundesliga-Niveau herangeführt werden soll. Nun erlebte der Junioren-Nationalspieler schon mal, wie es so gegen einen Meisterschaftskandidaten in der stärksten Liga der Welt zugeht. Von Hinze erhielt der Youngster als einziger Löwe ein Lob: „Robert hat eine sehr, sehr gute Abwehrleistung hingelegt. Das hat er gut gemacht. Es ist bitter für ihn, wie das Spiel ausgeht. Mit seiner Leistung bin ich aber extrem einverstanden.“

Auf der Rechtsaußenposition begannen die Löwen wie zuletzt beim Pokalsieg mit dem gelernten Rückraumspieler Niclas Kirkeløkke, Kapitän Patrick Groetzki saß nach überstandener Erkrankung aber zumindest wieder auf der Bank. „Ich habe bis Donnerstag noch Antibiotikum genommen und bin noch nicht voll belastbar. Außerdem hat es mit Niclas im Pokal sehr gut funktioniert“, klärte Groetzki zunächst auf und wurde dann ebenfalls recht deutlich. In der Höhe sei diese Niederlage „nicht hinnehmbar“.

Die Löwen gerieten von Beginn an ins Hintertreffen und bekamen vor allem Lasse Andersson nicht in den Griff. Der Däne erzielte bis zum 9:5 (13.) bereits fünf Treffer, während sich die Badener bis zu diesem Zeitpunkt schon vier Ballverluste erlaubt hatten. Ohne Kreisläufer Kohlbacher fehlte eine wichtige Anspielstation im Angriff, das machte sich deutlich bemerkbar. Und dann ließ der Pokalsieger auch noch klare Möglichkeiten durch Kristjan Horzen und Juri Knorr aus. Es passte zu diesem gebrauchten Tag, dass Kirkeløkkes Wurf vom linken Innenpfosten an den rechten Innenpfosten und von dort wieder aus dem Tor sprang. „In dieser Phase nehmen wir uns den Zugang zu diesem Spiel selbst“, ärgerte sich Hinze über den Chancenwucher.

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Ebenfalls bezeichnend: Torwart Mikael Appelgren passte den Ball genau in die Hände eines Berliners. Irgendwie waren die Löwen geistig überhaupt nicht da, beim 7:17 (22.) musste Hinze bereits seine zweite Auszeit nehmen. Der Trainer stellte danach um, brachte Groetzki auf der Rechtsaußenposition und ließ im Rückraum mit den beiden Linkshändern Kirkeløkke und Albin Lagergren sowie Knorr spielen. In der Offensive stabilisierten sich die Badener nun ein wenig, ein 3:0-Lauf brachte zumindest das 10:17 (26.). Doch die Partie war beim 12:20 zur Pause natürlich längst verloren.

Es ging für die Löwen spätestens ab diesem Zeitpunkt nur noch um Schadensbegrenzung, doch dieses Vorhaben misslang. Hinze nahm angesichts des klaren Rückstands Weltklasse-Linksaußen Uwe Gensheimer vom Feld und brachte dessen Vertreter Benjamin Helander, der in einer seiner ersten Aktionen gleich mal einen Gegenstoß ausließ.

Bei den Löwen passte einfach gar nichts mehr zusammen. „Es war alles schlecht, alles ist schief gelaufen“, rang Kirkeløkke um Worte: „Das war peinlich.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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