Sandhausen. Tabellenplatz sechs, fünf Zähler auf den Relegationsplatz und nur eine Niederlage aus den letzten neun Partien. Der Aufstieg ist nach 25 Spieltagen in der 3. Fußball-Liga noch in Reichweite, die Formkurve vielversprechend. Eine Situation, die sie im Vorfeld der Saison am Hardtwald mit Sicherheit sofort unterschrieben hätten. Sich stabilisieren und konstant Leistung zeigen, hatte der SV Sandhausen angepeilt.
Einzig: Die Statistiken gehören nicht zu den Kurpfälzern, es sind jene des FC Ingolstadt, am Samstagmittag (14 Uhr) nächster Gegner des SVS.
Für den SV Sandhausen wiederum sind sie Abstiegsränge so nah wie noch nie seit dem Abstieg in die 3. Liga. Nach dem 0:1 gegen Wiesbaden zuletzt ist das Polster der so ambitionierten Kurpfälzer auf den ersten Abstiegsplatz auf drei Punkte geschmolzen. Präsident Jürgen Machmeier hatte im Anschluss an die achte Pleite in den vergangenen zehn Spielen den Abstiegskampf am Hardtwald ausgerufen. „Die Lage ist bedrohlich“, hatte das Vereinsoberhaupt Alarm geschlagen.
„Keinen Zampano machen“: SV Sandhausen vertraut Prozess
Von den schrillenden Alarmglocken unbeeindruckt zeigt sich Kenan Kocak. Obwohl der Trainer den Abwärtstrend seit seinem Amtsantritt mit nur vier Punkten aus sechs Spielen nicht stoppen konnte, hält er weiter an seiner Spielidee fest. „Dass die Situation aktuell nicht prickelnd aussieht, wissen wir auch“, räumte er zwar ein, eine andere Herangehensweise hält der 44-Jährige aber nicht für nötig. „Ich werde jetzt keinen großen Zampano machen oder besondere Tricks einbauen“, sagte Kocak zwei Tage vor dem schweren Auswärtsspiel in Bayern.
Vielmehr wiederholte der Übungsleiter gebetsmühlenartig, auf den „Prozess“ zu vertrauen, der in der täglichen Arbeit mit der Mannschaft im Gange sei. Er wähnt seine Elf weiterhin „auf einem guten Weg“ - obgleich die Ergebnisse natürlich nicht stimmen würden. „Die werden aber zu 100 Prozent kommen“, bemühte er seine Durchhalteparolen. Kocak beschwört in dieser „sehr herausfordernden Situation“ den Teamgeist. „Unsere Aufgabe ist es, einen Zusammenhalt zu zeigen und aus dieser Lage gestärkt hervorzugehen.“
Trainer Kocak kritisiert Zustände beim SV Sandhausen
Der scharfen Kritik von Vereinsboss Machmeier an Ex-Sportdirektor Matthias Imhof, der den Kader falsch zusammengestellt habe, wollte Kocak sich zwar nicht anschließen. Dennoch bemängelte er die scheinbar verheerenden Zustände innerhalb des Vereins, die zu Beginn seines Engagements in der Winterpause geherrscht haben müssen. Jetzt sei jedoch nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Kocak begegnet dem mit Zweckoptimismus: „Ich versuche aus dem, was da ist, das Maximale herauszuholen.“
Dabei habe er seine Spielidee von Anfang an nicht nach seinen Vorstellungen verwirklichen können. „Wir waren seit meinem ersten Tag mit immer wieder anderen Themen beschäftigt und mussten diverse Löcher stopfen“, moniert er die vielen verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle. Physisch und in Sachen Mentalität befinde sich die Mannschaft aber auf einem besseren Level.
Sandhausen-Gegner Ingolstadt stellt beste Offensive der 3. Liga
Das gilt sicher auch für den FC Ingolstadt, der seinen Ansprüchen gerecht wird. „Ingolstadt hat berechtige Aufstiegsambitionen“, weiß der Sandhäuser Coach. „Das Team ist fußballerisch gut und sehr diszipliniert. Sie setzen ihren Plan gut um. Ingolstadt kann sowohl umschalten als auch hoch anlaufen“, beschreibt Kocak den Spielstil der Elf von Sabrina Wittmann. Der FCI stellt mit Sebastian Grönning (14 Tore) nicht nur den besten Torschützen der Liga, die Schanzer sind ligaweit auch das offensivstärkste Team.
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Sollten die Sandhäuser ihrer Horrorserie von neun Auswärtsspielen ohne Sieg am Samstag kein Ende setzen - der FCI verlor bislang übrigens nur einen seiner 13 Heimauftritte - könnten sie im schlimmsten Fall bis auf Rang 16 abstürzen.
Zumindest nach außen hin blickt Kocak trotzdem noch immer mit Vorfreude auf den Rest dieser verkorksten Spielzeit: „Es ist eine Herausforderung, auf die ich mich freue, denn daran kann man auch wachsen.“ Derzeit sollte der einstige Ligazwerg des Unterhauses darauf bedacht sein, nicht noch weiter zu schrumpfen. Wobei: Eine Klasse tiefer wäre der Dorfklub dann wieder eine große Nummer.
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