Fußball

Die kuriose Situation im Tor des SV Waldhof Mannheim

Noch ist völlig unklar, welcher Torhüter beim SV Waldhof zum Saisonstart spielen wird. Verlängert Jan-Christoph Bartels noch? Kommt eine neue Nummer eins? Oder wird es Lucien Hawryluk?

Von 
Alexander Müller
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Selfie mit einem Fan beim Trainingsauftakt: Waldhof-Torhüter Lucien Hawryluk hat wieder bessere Laune. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Am 17. Mai schien die Mannheimer Torwart-Welt noch klar und übersichtlich. Der SV Waldhof hatte nach einer 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld gerade mit Hängen und Würgen den Klassenerhalt in der 3. Liga ins Ziel gebracht, sich dabei aber auf seinen Mann zwischen den Pfosten verlassen können. Torhüter Jan-Christoph Bartels war in einer chaotischen Saison zum großen Rückhalt beim SVW geworden, die Frage nach der mittelfristigen Nummer eins stellte sich beim Waldhof nicht mehr. Vermeintlich, denn es sollte alles ganz anders kommen.

Die Mannheimer gingen mit der eigentümlichen Ausgangssituation in die Sommerpause, dass keiner ihrer insgesamt vier Torhüter einen Vertrag für die neue Saison besaß. Schon wenige Tage nach dem Saisonende verabschiedete der SV Waldhof in Omer Hanin (27) und Malwin Zok (21) zwei dieser Keeper offiziell. Nicht erwähnt in der damaligen Pressemitteilung wurden Bartels, bei dem man von diesem Zeitpunkt davon ausging, dass eine Vertragsverlängerung eher nur Formsache werden würde, und sehr überraschend auch Lucien Hawryluk.

Antwerpens Anteil an Hawryluks Degradierung

Die sehr wechselhafte Geschichte des Torhüters aus der Jugend von Borussia Dortmund in Mannheim ist eng mit dem Namen Marco Antwerpen verknüpft. Hawryluk, bereits 2021 zum SVW gewechselt, hatte sich nach zwei Jahren als Ersatztorwart in der Saison 2023/2024 gerade als Stammkeeper beim Waldhof etabliert, als Antwerpen das Traineramt übernahm. Der Westfale zeigte zu jener Zeit gute Leistungen, aber irgendwann hinterließ der nervenzehrende Abstiegskampf auch in Hawryluks Psyche Spuren. Bei einer 1:3-Niederlage in Ulm im Februar 2024 patzte der Schlussmann vor einem Gegentor - und wurde danach vom Trainer öffentlich angezählt. „Wir müssen die Spieler dafür sensibilisieren, dass sie die ganze Zeit da sein müssen. Das gilt auch für den Torwart“, sagte Antwerpen.

Bisher keine Einigung: Jan-Christoph Bartels, Waldhof-Stammtorhüter in der Vorsaison. © PIX-Sportfotos

Vier Wochen später, nach einem 2:2 bei Viktoria Köln, degradierte der Coach den jungen Torhüter. Tribüne statt Startelf. Hawryluk stand für die Mannheimer Profis seit diesem Tag keine Minute mehr auf dem Platz, vor der Saison 2024/2025 wurde er von Antwerpen de facto aus dem Waldhof-Kader gestrichen. Harte Zeiten. Aber Hawryluk blieb beim SVW, obwohl er auch unter Antwerpens Nachfolger Bernhard Trares keine realistische Einsatzchance besaß.

Verlängerung mit Bartels entwickelt sich zu komplizierter Angelegenheit

Während Hawryluks Leidenszeit spielte erst Hanin, ab dem fünften Spieltag der vergangenen Saison dann Bartels - und er spielte gut bis sehr gut. Zehnmal blieb der 26-Jährige ohne Gegentor – ein herausragender Wert für den Schlussmann eines Abstiegskandidaten. Aber als der Klassenerhalt in Bielefeld geschafft war, entwickelte sich die Vertragsverlängerung mit Bartels zu einer unerwartet komplizierten Angelegenheit. Es ging um ein nach dem Sportchef-Wechsel von Anthony Loviso zu Gerhard Zuber im April 2025 angeblich von Vereinsseite reduziertes neues Vertragsangebot und um einen Torwart, der seinen gestiegenen Stellenwert auch auf dem Gehaltszettel ablesen möchte.

Der SV Waldhof und die Bartels-Seite konnten sich bisher nicht einigen, auch wenn die Verhandlungen offiziell noch nicht abgebrochen sind. „Wir sind da im Austausch. Wenn es etwas zu vermelden gibt, werden wir es tun. Die Tür ist nicht zu, aber es sind immer drei Parteien dafür nötig“, sagte Sportgeschäftsführer Zuber beim Trainingsauftakt am Montag.

Hawryluks Vertrag war in der Zwischenzeit aber unerwartet verlängert worden, er hatte das neue Management und den neuen Trainer Dominik Glawogger mit seinen Trainingsleistungen beeindruckt. „Lucien ist ein Torhüter mit sehr guten Anlagen, der uns seit unserer Ankunft im Trainingsbetrieb überzeugt hat“, sagte Zuber. Und Sportdirektor Mathias Schober, einst selbst Bundesliga-Torwart bei Schalke 04 oder dem HSV, ergänzte: „Lucien bringt insgesamt ein sehr komplettes Torwartspiel mit auf den Platz.

Offener Konkurrenzkampf um den Platz im Mannheimer Tor

Wie rund um den Alsenweg zu hören ist, geht der fast anderthalb Jahre lang verschmähte Hawryluk plötzlich mit intakten Chancen ins Rennen, am ersten Spieltag wieder im Waldhof-Tor zu stehen. Selbst wenn Bartels doch noch verlängern oder ein anderer Keeper mit Nummer-eins-Potenzial verpflichtet werden sollte. Von einem offenen Konkurrenzkampf ist die Rede. Jan Niemann (20), Neuzugang von Teutonia Ottensen, ist im internen Ranking klar als Nummer drei vorgesehen. Die sportliche Wiederauferstehung des Lucien Hawryluk - ein verrücktes Kapitel aus dem Buch des schnelllebigen Fußballgeschäfts.

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„Die vergangene Saison verlief aus verschiedenen Gründen nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Umso mehr freue ich mich darüber, dass mir die Verantwortlichen weiterhin ihr Vertrauen schenken“, sagte Hawryluk selbst über die neue Chance beim SV Waldhof, an die er zwischenzeitlich selbst nicht mehr geglaubt haben dürfte. Trainer Glawogger stärkte den jungen Torhüter am Montag noch einmal mit der Aussage, das Votum zur Vertragsverlängerung sei in der sportlichen Leitung einstimmig gefallen. „Wenn vier Leute die Hand heben und sagen, das wollen wir machen, ist das auch ein starkes Zeichen für Lucien“, sagte der Coach. Es liegt an Glawogger, mit seiner Entscheidung zur neuen Nummer eins in den kommenden Wochen wieder ein bisschen Ordnung in die unübersichtliche Mannheimer Torwart-Welt zu bringen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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