Unterhaching. Als der Sportpark schon fast leer war und die Profis des SV Waldhof im Bus auf die Abfahrt warteten, beschrieb Unterhachings Trainer in einem Sprachbild treffend die Bedeutung des 3:0 (1:0)-Siegs. „Es war klar. Wir drücken heute im Fahrstuhl eine Taste. Entweder in den ersten Stock hoch oder minus 1 in den Keller. Ich bin froh, dass wir auf die richtige Taste gedrückt haben“, sagte Marc Unterberger auf der Pressekonferenz am Freitagabend.
Während sich der Aufsteiger aus der Münchner Vorstadt in die sicheren Gefilde der Drittliga-Tabelle verabschiedete, eskaliert die Krise beim SV Waldhof. Drei Niederlagen in Folge mit 2:9 Toren, nur ein Sieg in den vergangenen acht Spielen, den Abstiegsplatz zumindest für dieses Wochenende zementiert. Als Manuel Stiefler in der 74. Minute zum 3:0 für Haching traf, leerte sich der Gästeblock rasant. Die Waldhof-Fans flüchten, die Stimmung kippt endgültig.
Großchancen ausgelassen
„Wir haben im Moment eine Phase, in der wir viel Dreck fressen müssen. Wir sind auch bereit, noch mehr Dreck zu fressen. Weil wir wissen, wie wir arbeiten“, sagte Mannheims Trainer Rüdiger Rehm nach einem frustrierenden Abend, an dem ein Ergebnis auf der Anzeigetafel stand, das die Spielanteile in keiner Weise widerspiegelte. Nach dem frühen 0:1 durch einen von Baxter Bahn verschuldeten Elfmeter, den Rehm als „grenzwertig“ bezeichnete und der durch Patrick Hobsch vollstreckt wurde (3.), hatten dominante Waldhöfer stark reagiert – aber noch vor der Pause gleich vier Großchancen ausgelassen. Das vorentscheidende Tor machte stattdessen Haching, erneut in Person von Hobsch (58.). Dem 0:2 war ein Abwehrschnitzer vorausgegangen, diesmal von Tim Sechelmann. Auch so ein unerfreuliches Muster, das sich durch diese Saison zieht.
„Das zweite Gegentor ist einfach zu billig. Wir brauchen zu viele Chancen, um Tore zu machen. Hinten bekommen wir zu schnell Gegentore. Es ist absolut ernüchternd, mir fehlen die Worte“, meinte Torhüter Jan-Christoph Bartels.
Klassische Symptome eines Absteigers
Man muss es deutlich sagen: Der SV Waldhof zeigt Ende Oktober 2023 die klassischen Symptome eines Absteigers. Wenn wie in Haching gegen einen limitierten und ersatzgeschwächten Gegner nach einer bis zum zweiten Gegentor engagierten Vorstellung am Ende eine 0:3-Niederlage steht, potenziert das in der aktuellen Situation die entstandene Negativdynamik. „Es ist nicht zu erklären, echt frustrierend. Das Spiel darf nicht 0:3 ausgehen. Aber wir müssen uns fragen, warum wir kein Tor schießen und drei bekommen“, meinte Rehm.
Die Frage, ob diese Mannschaft überhaupt qualitativ gut genug für die 3. Liga ist, steht nach Freitag mehr denn je im Raum. Sportchef Tim Schork, verantwortlich für die offensichtlich missratene Kaderplanung, gilt bei vielen Fans als Hauptverantwortlicher für die Krise. Aber auch Trainer Rehm gerät mit jeder weiteren Niederlage mehr unter Druck. Sollte am nächsten Spieltag gegen Schlusslicht MSV Duisburg das Ergebnis wieder nicht stimmen, könnte es personelle Konsequenzen geben. Bisher hat sich Präsident Bernd Beetz nicht dazu geäußert, inwieweit er den sportlichen Verantwortlichen noch vertraut.
Rehm vermied es in Haching, öffentliche Rückendeckung von der Vereinsspitze einzufordern. „Im Endeffekt sind die Ergebnisse da und wir machen unseren Job. Alles andere muss oben beredet und entschieden werden“, sagte der 44-Jährige. „Ich stelle mich, gehe in den Block. Ich lass‘ mich beschimpfen, schimpfe aber auch zurück, wenn etwas nicht stimmt. Wir werden aus dieser Situation nur zusammen herauskommen.“
In der Woche bis zum Schlüsselspiel gegen Duisburg wird Rehm vor allem als Psychologe gefragt sein. Die in ihrer Entstehung extrem bittere Niederlage von Haching könnte in den Köpfen nachwirken. „Das Spiel darf uns nichts ausmachen. Wir müssen sofort wieder die Köpfe hochnehmen und in den Angriffsmodus übergehen“, forderte Rehm allerdings. Torwart Bartels sah das ähnlich. „Es ist ein Scheißabend, der sauweh tut. Wir müssen uns aufrappeln und nach vorne schauen“, sagte der Schlussmann. Eines sei mit Blick auf den anstehenden Krisengipfel gegen den MSV aber auch klar: „Es gibt keine Ausreden mehr, wir müssen unsere Chancen nutzen und Punkte holen.“ Sonst fährt der Fahrstuhl für den SV Waldhof bald in die Regionalliga.
Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/vereine_artikel,-sv-waldhof-die-stimmung-beim-sv-waldhof-kippt-endgueltig-_arid,2140878.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-mannheim-sv-waldhof-erlebt-einen-furchtbar-bitteren-abend-_arid,2140832.html