Verl. Berkan Taz mangelt es vor dem Wiedersehen mit dem SV Waldhof nicht an Selbstvertrauen. „Mein Fokus liegt darauf, die drei Punkte in Mannheim zu holen und zu scoren“, sagt der 26-jährige Offensiv-Allrounder des SC Verl vor dem Saisonauftakt am Samstag (14 Uhr) im Carl-Benz-Stadion. Der Glaube an die eigene Stärke kommt nicht von ungefähr. Taz, der in eineinhalb Jahren in der Kurpfalz nur ein Tor und vier Vorlagen in 44 Drittliga-Spielen sammelte, kehrt als amtierender Top-Scorer der 3. Liga zurück.
13 Treffer und 15 Assists gelangen Taz in der abgelaufenen Spielzeit, die auch für Verl mit einem Rekord einherging. Als Siebter mit 57 Punkten übertrafen die Ostwestfalen die Ausbeute aus ihrer Drittliga-Debütsaison 2020/21 (7./55 Punkte). Taz überrascht das nicht. „Beim SC Verl ist jedes Spiel, als würden wir gegen Bayern München spielen“, hält er zur Spielweise der Schwarz-Weißen fest: „Wir waren letztes Jahr ja auch die beste Pressing-Mannschaft der Liga, wollen immer den Ball haben.“
Ex-Waldhöfer Taz traut dem SC Verl alles zu
Für die neue Runde hofft Taz auf den nächsten Schritt: „Es sind wichtige Spieler gegangen, wie Marcel Benger, Tom Baack oder Lars Lokotsch. Es sind aber auch richtig gute Jungs dazugekommen. Ich traue der Mannschaft alles zu – auch, dass wir ganz weit oben angreifen können.“
Von der offensiven Philosophie der Verler habe auch er profitiert, meint Taz. „Ich habe so viel an meiner Intensität und an meinen Laufwerten gearbeitet. Das war vorher vielleicht noch mein Manko“, berichtet der Ex-Waldhöfer von zahllosen „Extraschichten“ im Sommer 2024: „Ich habe gefühlt kaum Pause gemacht. Jetzt fühle ich mich so topfit wie noch nie in meinem Leben und im besten Alter, um weiter meinen Stempel aufzudrücken.“
Taz bekommt beim SC Verl, was er beim SV Waldhof nicht bekam
Der Vergleich mit Baris Atik – das einstige SVW-Talent schoss den 1. FC Magdeburg als Top-Scorer der Saison 2021/22 fast im Alleingang in die 2. Bundesliga und räumte Ende 2021 im Gespräch mit dieser Redaktion ein Umdenken bei sich in Sachen Trainingsfleiß ein – gefällt Taz in diesem Zusammenhang: „Wir sind beide sehr, sehr ähnlich. Auch er ist ein Freigeist. Wenn man ihm diese Rolle nicht gibt, funktioniert er nicht. Wenn er seine Freiheiten kriegt, ist er aber ein Unterschiedsspieler. Bei mir ist das genauso.“
In Verl bekommt Taz seine Freiheiten auf dem Platz. „Unter Alex Ende war es perfekt für mich. Besser ging es da eigentlich nicht“, findet er. Endes Wechsel zu Preußen Münster – für ihn übernahm Tobias Strobl von Regionalligist FC Augsburg II den Cheftrainerposten – soll der Kreativität der Nummer 10 keinen Abbruch tun. „Auch sein Fußball passt perfekt zu mir“, betont Taz: „Er gibt mir das Gefühl, dass ich wichtig bin und er weiter auf mich baut.“
Warum er dieses Vertrauen weder unter Christian Neidhart noch unter Rüdiger Rehm in Mannheim bekam, weiß Taz bis heute nicht. „Das hat sich jeder gefragt. Auch die Fans wussten, dass ich genau so ein Spielertyp bin“, sagt er dazu. In der Ruhe, mit der beim Sportclub gearbeitet wird, erkennt der beidfüßige Edeltechniker im Vergleich zum SVW allerdings einen Ansatz. „Für mich ist wichtig, dass einfach Fußball gespielt wird, egal ob es gut oder schlecht läuft. Bei Verl hast du einen anderen Druck. Alles ist kleiner“, holt der 1,77-Meter-Mann aus: „Wir haben auch mal vier oder fünf Spiele verloren, sind uns aber treu geblieben, haben immer weiter gespielt und es hat sich ausgezahlt. In Mannheim ist es so: Wenn es mal nicht läuft, dann brennt der Kessel.“
Taz schwärmt nach wie vor von Mannheim
Den SV Waldhof hat Verls Torgarant trotzdem in guter Erinnerung behalten. „Dafür, dass es dort nicht so geklappt hat und ich nicht so oft gespielt habe, habe ich extrem viel gutes Feedback von den Fans bekommen. Sowas habe ich selten gesehen“, erklärt er. Als gebürtiger Berliner hatte sich der Deutsch-Türke schnell in der Quadratestadt eingelebt: „Überragend, wirklich! Ich schwärme jedes Mal noch von Mannheim, auch essenstechnisch. Ich habe mich sehr wohlgefühlt.“
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Wohlgefühlt hätte sich „Beko“ – so sein Spitzname – vielleicht auch im jetzigen Waldhof-Team, wie er andeutet. „Der jetzige Trainer hat es ganz gut hinbekommen. Der hat wohl Bock, von hinten heraus zu zocken“, ist Taz gespannt auf den neuen SVW unter Dominik Glawogger: „Ich hoffe, dass es für sie jetzt besser läuft – nur nicht gegen uns.“
Taz, dessen Verbleib in Verl noch offen ist („Ich spiele auch Fußball, um weiter nach oben zu kommen“), freut sich auch auf das Wiedersehen mit seinen Ex-Mitspielern auf dem Rasen. „Mit Cello Seegert habe ich erst in letzter Zeit wieder telefoniert. Auch zu Abifade und Sechelmann gibt es noch Kontakt. Vielleicht werden wir vorher noch mal facetimen.“
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