Mannheim. Mannheim. Am Mittwoch bei seinem ersten Pflichtspiel mit dem SV Waldhof stand Luc Holtz im Mosbacher Elzstadion noch in sommerlichen Privat-Klamotten am Spielfeld und coachte den Drittligisten zum ungefährdeten 7:1-Sieg im Landespokal gegen die SpVgg. Neckarelz. Einen Tag später war der Kleiderschrank dann offenbar schon mit dem passenden Club-Outfit gefüllt. Beim ansprechenden Test gegen die saudische Star-Truppe Al-Hilal (2:3) saß der neue Trainer im weißen T-Shirt auf der Bank und hob sich nur noch durch die Farbe seines Oberteils von seinem Trainerstab ab.
Spätestens da war Holtz nun auch optisch einer von den „Buwe“ und soll es nach der Blitz-Entlassung von Dominik Glawogger zum Wochenbeginn und dem Trainer-Chaos der vergangenen drei Jahre für die nächste Zeit auch bleiben. „Wenn er bei uns ebenfalls 15 Jahre bleibt, haben wir alles richtig gemacht“, spielte SVW-Sportchef Gerhard Zuber in der Hoffnung auf die wünschenswerte Kontinuität mit einem Augenzwinkern auf die Amtszeit von Holtz als luxemburgischer Nationaltrainer an.
Waldhof Trainer Holtz hat klare Spielidee
In diesen 15 Jahren hatte der 56-Jährige den einstigen Fußball-Zwerg zu einem ernstzunehmenden Gegner auf europäischem Parkett gemacht und auf diesem Weg mit seinen Ideen auch seine Spieler immer hinter sich versammeln können. „Er hat eine klare Spielidee und Spielphilosophie, drängt seinen Spielern aber nichts auf. Luc versucht jeden Spieler so einzusetzen, dass seine Stärken bestmöglich zum Vorschein kommen“, berichtet beispielsweise der ehemalige Waldhof-Profi und Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft Laurent Jans über seinen bisherigen Chef im Trikot der „Roten Löwen“.
Als Typ ist er sehr bedacht und ruhig, kann aber seinen Standpunkt auch klar vertreten, wenn es mal sein muss.
„Als Typ ist er sehr bedacht und ruhig, kann aber seinen Standpunkt auch klar vertreten, wenn es mal sein muss“, sagt Luxemburgs Rekordnationalspieler (103 Einsätze), der mittlerweile beim SK Beveren am Ball ist. Ähnlich positiv äußert sich ein anderer Auswahlspieler es Großherzogtums, der schon für den SVW gespielt hat. „Er ist ein sehr ruhiger Trainer und lässt seinen Spielern auch den nötigen Freiraum“, beschreibt Maurice Deville den neuen Waldhof-Trainer. „Ich bin gespannt, was passiert, das hatte ich nicht auf der Rechnung“, sagt Deville, der auf den Unterschied zwischen langfristiger Verbands- und täglicher Vereinsarbeit verweist.
„Da wird er sich reinfuchsen müssen, aber er ist erfahren genug und hat mit Spielern zusammengearbeitet, die teilweise schon Champions League oder in der 1. und 2. Bundesliga aktiv waren“, sieht Deville neben dem Risiko auch die Chance, dass sich Holtz nun auch auf dieser Ebene beweisen will. „Das wird ihn motivieren und das kann auch gut für den Verein sein“, sagt Deville. Was das Spielsystem betrifft, haben die ersten beiden SVW-Spiele unter seiner Regie schon erste Fingerzeige gegeben, Holtz präferiert ein 4-3-3-System oder ein 4-2-3-1, wichtig ist im Ballbesitz ohne lange Bälle auf gut Glück. „Meister werden nur die Mannschaften mit Ballbesitz“, machte Holtz schon bei seiner Vorstellung klar, dass er sich mit dem Waldhof nicht verstecken möchte. Auch hierfür war der mutige Test gegen Al-Hilal vom Donnerstagabend sicher die Blaupause.
Diesen Spielstil bestätigten auch die am vergangenen Dienstag zahlreich nach Mannheim gereisten luxemburgischen Medienvertreter als typisch für Holtz. Im persönlichen Umgang sei der 54-fache Nationalspieler seines Heimatlands zugänglich, erreichbar und kein Freund von Phrasen, wie sie sein Vorgänger Dominik Glawogger bis zur Schmerzgrenze und teilweise darüber hinaus bemüht hat.
Journalist aus Medienrunde ausgeschlossen – Waldhof-Trainer Holtz kann auch anders
Dass Holtz aber auch durchaus anders kann, zeigte sich rund um die Affäre mit dem verurteilten Gewalttäter Gerson Rodrigues im Mittelpunkt. Den hatte Holtz im Juni mit Rückendeckung des Verbands für die Partie gegen Irland nominiert. „Ich fühle mich nicht dazu berufen, noch einmal zu richten“, sagte Holtz damals mit Blick auf das Strafmaß von 18 Monaten auf Bewährung. „Wenn ich denke, dass er uns sportlich weiterhelfen kann, nominiere ich ihn“, begründete der Nationaltrainer seinen Schritt und schloss nach medialer Kritik an dieser Entscheidung einen Journalisten des „Le Quotidien“ aus den üblichen Medienrunden vor Länderspielen aus.
Dass „Le Quotidien“ kritisch über die Nominierung von Rodrigues berichtete, sei aber nicht der einzige Grund gewesen, warum er so harsch reagierte. Laut Holtz gab es schon in der Vergangenheit mehrere Artikel, in denen der Journalist der Nationalmannschaft „schaden wollte“, berichtete das „Luxemburger Wort“ über diese Auseinandersetzung. Was folgte, war eine Solidaritätsbekundung des luxemburgischen Sportpresseverbands mit dem Kollegen und inzwischen hat der luxemburgische Verband FLF aufgrund des öffentlichen Drucks Rodrigues bis auf Weiteres suspendiert.
Auch darüber könnte die jahrelange Beziehung des FLF mit Holtz zerbrochen sein, der sich mit einem offenen Brief zu Wort meldete, als publik wurde, dass er keinen neuen Vertrag bekommen werde. Darin beklagte er vor allem die Berichterstattung der Medien, deren Kritik an seiner Person und sprach von „Unwahrheiten“.
Ein Kapitel, auf das er nun allerdings nicht mehr zurückblicken will. „Das ist abgehakt, ich bin jemand, der nach vorne schaut“, sagte Holtz bei seiner Vorstellung am Dienstag nur knapp und hofft, dass diese jüngsten Turbulenzen mit dem Kleiderwechsel in Mannheim schnell wieder in den Hintergrund geraten.
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