Mannheim/Sinsheim. Rumpel-Sieg oder Schützenfest? Auch nach dem mehr als holprigen Start der Nationalmannschaft in die WM-Qualifikation kann es gegen das Fußball-Leichtgewicht Luxemburg nur diese Fragen geben: Wie hoch gewinnt Deutschland am Freitag (20.45 Uhr/ARD) in Sinsheim? Und wie oft wird die Torhymne „Major Tom“ in der ausverkauften Arena erklingen?
Mit forschen Ergebnis-Tipps halten sich die gebrannten Nationalspieler aber zurück. „Ziel ist ein gutes Spiel – und drei Punkte einzufahren“, sagte Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann vor seinem Heimspiel. Zuversichtlich stimmen den 35-Jährigen immerhin die Trainingseindrücke, die Baumann so beschreibt: „Totale Spielfreude, gute Stimmung, extreme Power.“
SVW-Trainer Holtz warnt DFB-Elf vor Überheblichkeit
Luc Holtz, der vor seinem Engagement beim Drittligisten Mannheim 15 Jahre lang die luxemburgische Nationalmannschaft als Cheftrainer verantwortete, warnt derweil davor, die Partie auf die leichte Schulter zu nehmen: „In so einem Spiel ist alles möglich – wenn du das nötige Spielglück hast“, sagt der Luxemburg-Experte am Rande des Trainings seiner Drittliga-Fußballer.
Über direkte Kontakte zu einigen seiner Ex-Spieler hat Holtz erfahren, dass die deutsche Sichtweise auf den heutigen Gegner durchaus als etwas überheblich wahrgenommen wird. Ex-Kulttrainer und TV-Experte Peter Neururer sprach mit Blick auf die Luxemburger Kicker von „Hütchen mit Beinen“. Eine Aussage, die die Mannschaft richtig angestachelt habe, verrät Holtz.
Den aktuellen Trainer der Nationalmannschaft, seinen direkten Nachfolger Jeff Strasser, hat er einst selbst trainiert. Tipps habe er ihm keine gegeben. „Ich habe ihm gesagt, er solle sich selbst ein Bild machen. Er braucht keine Ratschläge von mir.“ Das Spiel wird Holtz mit seinem Sportchef Gerhard Zuber live vor Ort in der Sinsheimer Pre-Zero-Arena verfolgen.
Die letzten zwei Spiele gegen Luxemburg endeten jeweils 7:0. Das war vor den WM-Turnieren 1998 und 2006. Ist damit acht Monate vor der nächsten WM das Richtmaß gesetzt? Luxemburgs Team der Gegenwart mit Ex-Bundesligaprofi Strasser als Coach scheint durchaus wehrhafter, wie die knappen Heimniederlagen gegen Nordirland (1:3) und die Slowakei (0:1) bewiesen. In der FIFA-Weltrangliste wird das kleine deutsche Nachbarland aber gerade mal auf Platz 96 geführt; eingerahmt von den Fußball-Zwergen Äquatorial-Guinea und Mosambik.
Mainzer Amiri warnt vor überzogener Erwartungshaltung
Der Mainzer Mittelfeldspieler Nadiem Amiri, ein Kandidat für die Startelf, warnte vor einer längst nicht mehr zeitgemäßen Erwartungshaltung im Land. „Alle erwarten immer von uns, dass wir die Gegner 5:0, 6:0 besiegen. Aber es gibt keine kleinen, schwachen Gegner mehr. Alle können dagegenhalten.“
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat die Partien gegen Luxemburg und Nordirland zu einem Gesamtpaket geschnürt. Der 38-Jährige fordert zum Start in sein drittes Bundestrainer-Jahr „zwei Siege, um die WM-Qualifikation weiter auf direktem Weg zu erreichen“. Nach zwei von sechs Spieltagen liegt die DFB-Auswahl in Gruppe A gleichauf mit den Nordiren drei Punkte hinter der Slowakei (6).
Das 0:2 in Bratislava wirkt nach. Die Slowaken stehen auch bei der Tordifferenz drei Treffer besser da. Darum braucht es in Sinsheim am besten ein Torfest. Jeder Treffer könnte bei der Endabrechnung im November über das direkte WM-Ticket entscheiden. Bei Punktegleichheit zählt erst die Tordifferenz und nicht der direkte Vergleich.
Das Toreschießen ist aber seit dem 3:3-Spektakel gegen Italien Ende März im Nations-League-Viertelfinale zu einem Problem geworden. Und das liegt auch am Personal. Jamal Musiala und Tim Kleindienst, die damals in Dortmund neben Elfmeterschütze Joshua Kimmich trafen, sind seitdem nicht mehr dabei.
Serge Gnabry plötzlich in der Rolle des Hoffnungsträgers
Nagelsmanns aktuelle Hoffnungsträger für Tore sind der formstarke Münchner Block um den zuletzt herausragenden Serge Gnabry, der beim FC Liverpool um seine Form ringende Florian Wirtz und Jungstar Woltemade, der in seinen ersten Pflichtspielen für Newcastle United mit vier Toren mächtig Eindruck gemacht hat in England.
„Unser Kader hat die Qualität, um es besser zu machen als zuletzt“, sagte Nagelsmann pragmatisch. Gegen Luxemburg geht es um Offensiv-Lösungen von Spielern wie Wirtz oder Woltemade, die sich in engen Räumen zurechtfinden. (mit dpa)
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