Mannheim. Samuel Abifade ließ seinen Frust kraftvoll an einem Absperrpfosten in der Mixed Zone aus, Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber wollte sich aus Verärgerung erst gar nicht äußern, um nichts Falsches zu sagen. Den Saisonstart gegen den SC Verl hatte sich der SV Waldhof vor allem angesichts von 65 Minuten Überzahl sicher anders vorgestellt. Am Ende mussten sich der Mannheimer Drittligist und die 11726 Fans bei allem Ärger aber mit dem 2:2 (1:1) arrangieren. Unter der Rubrik „Hauptsache nicht verloren und zwei Mal zurückgekommen“ werden die Optimisten diesen Auftakt ablegen. Der große Rest dürfte aber den verpassten Chancen hinterhertrauern.
Zu dieser Fraktion dürfte auch SVW-Trainer Dominik Glawogger gehören. „Das ist so okay in einem Spiel, in dem sicher mehr drin war. Aber damit müssen wir leben“, blickte der Österreicher auf die 90 Minuten samt der satten Nachspielzeit. „Am Ende müssen wir uns aber auch nicht für dieses Ergebnis schämen, weil wir immer den Kopf oben behalten haben und bis zum Ende auch unsere Chancen hatten.“
Lohkemper zu seiner Zukunft: „Dazu möchte ich nichts sagen.“
Der Punktegarant für den SVW war Felix Lohkemper, der zwei Mal (33./57.) die Verler Führung durch Berkan Taz (13./51.) ausglich und auch die Rote Karte für den SVW herausholte. Lohkempers Stellenwert für den Waldhof war einmal mehr unübersehbar, ob die Fans aber auch künftig Freude an ihm haben werden, blieb offen. „Dazu möchte ich nichts sagen“, beantwortete der Angreifer die Frage nach seiner Zukunft. Der 30-Jährige hat bekanntermaßen eine Ausstiegsklausel.
Die Startelf setzte Coach Glawogger erwartungsgemäß so wie bei der Generalprobe gegen den niederländischen Zweitligisten FC Emmen in der Vorwoche zusammen. Die Neuzugänge mussten demnach erst einmal alle auf der Bank Platz nehmen. Erst gar nicht im Kader war wie zuletzt Angreifer Terrence Boyd – und auch Waldhof-Ikone Marcel Seegert, der in der vergangenen Saison noch als Kapitän geführt wurde. Der Innenverteidiger stand in Zivil hinter der Haupttribüne und wurde von der Nichtberücksichtigung einigermaßen überrascht. „Das ist schon sehr enttäuschend“, meinte Seegert, der sich nun wieder über das Training anbieten muss.
Terrence Boyd und Marcel Seegert nur auf der Tribüne
Über das Konfliktpotenzial dieser Maßnahme war sich Sportgeschäftsführer Zuber durchaus bewusst. „Da musst du die Spiele gewinnen, sonst wird‘s unruhig“, sagte der Österreicher vor der Partie am Mikrofon von MagentaSport. „Aber die Entscheidung steht jetzt mal für dieses Spiel. Beide haben das professionell aufgenommen und es gibt sicher wieder die Zeit, wo sie sich zeigen können.“
Ohne die beiden Routiniers fand der SVW zunächst ganz gut ins Spiel, das Abseitstor von Felix Lohkemper war eine mehr als knappe Kiste. Zu Ende jubeln durften dann allerdings die Verler und getroffen hatte mit einem Traumtor aus 20 Metern –natürlich der Ex-Waldhöfer Berkan Taz. Dass man den Top-Scorer der vergangenen Saison auch aus dieser Distanz nicht schießen lassen darf, sollte sich eigentlich auch bis in die Kurpfalz herumgesprochen haben. Doch Tim Sechelmann, Lukas Klünter und Julian Rieckmann waren sich nicht einig und der Ball klatschte vom linken Innenpfosten ins Netz (13.).
Keine Diskussion über Rote Karte gegen Verl
Dieser Dämpfer hinterließ sichtbar Wirkung, die Mannheimer benötigten einen Platzverweis gegen den SC Verl, um wieder ins Spiel zu finden: Nach einem Befreiungsschlag aus dem SVW-Strafraum kam Verls Joshua Eze nicht an den Ball und hielt als letzter Mann den durchbrechenden Lohkemper fest (24.). Über diese Rote Karte musste nicht diskutiert werden und der SVW übernahm in der Folge die Kontrolle, blieb geduldig und nach Sechelmanns Pass in den Strafraum vollstreckte Lohkemper mit all seiner Routine zum 1:1 (33.).
Die Mannheimer hatten das Spiel nun unter Kontrolle, Nicklas Shipnoski verpasste die Führung (39.). Allerdings musste der Waldhof aufpassen, nicht alles nach vorne zu werfen. Über Taz kam Oualid Mhamdi auf rechts zum Abschluss und der Ball strich knapp am linken Pfosten vorbei (45.). Dieser Moment sollte dem SVW Warnung genug sein.
Ex-Waldhöfer Berkan Taz erzielt beide Tore für Verl
Nach der Pause kam Neuzugang Diego Michel für den nach einem Kopftreffer (Trommelfellreizung) angeschlagenen Klünter, Rieckmann rückte in die Abwehr. Und die sah sechs Minuten nach Wiederanpfiff erneut alles andere als gut aus: Wieder durfte Taz Anlauf nehmen, Thalhammer blockte ins Leere und der 26-Jährige durfte von der Strafraumgrenze Maß nehmen – 1:2 (51.). Zum Glück hatten die Mannheimer an diesem Nachmittag Lohkemper in ihren Reihen, der nach einer Ferati-Flanke aus dem Halbfeld per Kopf den erneuten Ausgleich erzielte (57.).
So lief der SV Waldhof auf:
Hawryluk – Klünter (46. Michel), Sechelmann, Karbstein (90.+5 Hoffmann), Voelcke – Ferati (90.+7 Abifade), Rieckmann, Thalhammer, Shipnoski (73. Iwe) – Lohkemper, Okpala (73. Diakhaby).
Aus der verbleibenden halben Stunde machten die Waldhöfer in Überzahl dann aber einfach zu wenig, während Verl mit allen Mitteln Zeit von der Uhr nahm und den Punkt ins Ziel rettete. Zwar hatten Ferati (68.), Thalhammer (83.) und Karbstein in der neunminütigen Nachspielzeit noch gute Möglichkeiten, doch der Ball wollte einfach nicht über die Linie. Entsprechend war die Stimmungslage bei den Mannheimern und einigen pfeifenden Fans. „Das fühlt sich gerade wie eine Niederlage an und die beiden Gegentore können wir so natürlich nicht verteidigen“, meinte abschließend Abwehrmann Tim Sechelmann.
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