Mannheim. Wer es mit dem SV Waldhof hält und momentan Siege sehen will, muss sich die Partien der A- und B-Jugend ansehen. Die U17 von Trainer Maurice Hirsch steht nach einem 3:1-Erfolg gegen den SV Sandhausen am Sonntag auf einem starken dritten Platz in der DFB-Nachwuchsliga, die U19 um Coach Andreas Müller gewann am Wochenende in der Oberliga mit 4:2 beim TuS Ergenzingen.
Ganz anders sieht die Stimmungslage bei den Profis aus. Der schlechteste Saisonstart der Drittliga-Geschichte, weiter Tabellenletzter, saisonübergreifend aus den vergangenen elf Liga-Partien nur ein Sieg: Der SV Waldhof steckt auch nach dem 1:1 bei Hansa Rostock im Kellerduell weiter in einer tiefen sportlichen Krise. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur angespannten Lage beim Mannheimer Traditionsverein.
Macht der Punkt in Rostock Hoffnung auf eine zeitnahe Trendwende?
Glaubt man den Spielern, war der fußballerisch leidlich anständige Auftritt an der Ostsee gut für die Moral. „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, macht uns Spielern Hoffnung und gibt uns ein positives Gefühl für die nächsten Spiele“, sagte Mittelfeld-Mann Rico Benatelli. Einschränkend muss man aber sagen, dass der SVW im Spiel nach vorne abseits des 1:0 durch Terrence Boyd (64.) nur wenig Zwingendes anbot – und der ebenfalls weiter sieglose Zweitliga-Absteiger Rostock sich selbst noch in der Findungsphase befindet. Ergo ist der Punkt okay, einen echten Wendepunkt zum Besseren kann man aus der Mannheimer Leistung aber nicht ableiten.
Wo liegen konkret die fußballerischen Probleme, die zum Fehlstart geführt haben?
Es ist eine Mischung aus verschiedenen Problemen, die in Summe zum Fehlstart geführt haben. Der SV Waldhof ist auch in dieser Saison bisher nicht in der Lage, ein Spiel ohne Gegentor zu beenden. Aus dem zentralen Mittelfeld kommen zu wenig Impulse, ein Plan mit dem Ball ist nicht zu erkennen. Mittelstürmer Boyd ist nicht vernünftig ins Spiel eingebunden, und das Team schleppt Profis mit Formkrisen wie Martin Kobylanski mit. Außerdem hat es Trainer Marco Antwerpen bislang nicht geschafft, eine verlässliche, stabile Achse zu finden. Das hängt zum einen mit Verletzungen und Sperren zusammen, aber auch mit eigenen Entscheidungen. So saßen etwa Boyd oder Kapitän Marcel Seegert schon auf der Bank, obwohl sie fit waren.
13 Neuzugänge hat der SVW in diesem Sommer verpflichtet. Wie fällt die erste Bilanz aus?
Sehr durchwachsen. Ein richtiger Volltreffer ist bisher nicht dabei. Am ehesten überzeugt hat noch Angreifer Felix Lohkemper (2 Tore), auch Nicklas Shipnoski (1 Tor/1 Vorlage) zeigte zumindest vernünftige Ansätze. Linksverteidiger Sascha Voelcke hat sich – auch mangels Alternativen – einen Stammplatz erkämpft.
Im Mittelfeld sind sowohl Benatelli als auch Adrian Fein und Maximilian Thalhammer bisher den Nachweis schuldig geblieben, dass sie auf Drittliga-Topniveau ein Spiel organisieren können. Abwehr-Hüne Niklas Hoffmann handelte sich im ersten Spiel einen Platzverweis ein und fehlt jetzt verletzt, der von Schalke ausgeliehene Henning Matriciani wirkte bei seinen bisherigen Einsätzen sehr unsicher und fehleranfällig. Alle anderen Zugänge kamen nicht über die Rolle des Mitläufers hinaus.
Sportchef Anthony Loviso hat gesagt, es gebe keine Trainerdiskussion. Wie sicher sitzt Marco Antwerpen noch im Sattel, wenn positive Resultate weiter ausbleiben?
Die englische Woche mit Spielen gegen Osnabrück am Samstag, dann in Aachen und gegen Essen wird für Antwerpen richtungsweisend. Es scheint undenkbar, dass die SVW-Spitze nicht reagieren wird, wenn auch nach dem achten Spieltag weiterhin kein Sieg auf dem Konto ist.
Zu schwer wiegen die Erfahrungen aus der Vorsaison, als der Verein lange an Trainer Rüdiger Rehm festhielt – und am Ende fast abgestiegen wäre. Schafft Antwerpen zeitnah die Trendwende, darf er weitermachen. Der 52-Jährige hat in Aufsichtsratschef Christian Beetz einen mächtigen Fürsprecher, der sich auch direkt nach dem Offenbarungseid im Landespokal bei Siebtligist Gommersdorf (0:1) vor Antwerpen stellte, als der Coach erstmals wackelte.
Sollte sich die sportliche Krise allerdings weiter verschärfen und der SVW sich für einen Trainerwechsel entscheiden, steht nach Informationen dieser Redaktion ein Interimsduo um den neuen Waldhof-Nachwuchschef Kai Herdling und den früheren Darmstädter Bundesliga-Profi Aytac Sulu (ehemaliger Co-Trainer der TSG Hoffenheim II in der Regionalliga Südwest) bereit, um zu übernehmen.
Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/vereine_artikel,-sv-waldhof-warum-der-sv-waldhof-jetzt-die-trendwende-braucht-und-was-sonst-passieren-koennte-_arid,2243411.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,6.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Nach 1:1 in Rostock: Die Konflikte beim SV Waldhof schwelen weiter