Fußball

Warum Marcel Seegert immer spielen muss - fünf Thesen zur Rückrunde des SV Waldhof

Von 
Alexander Müller
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Waldhof-Kapitän und Führungsspieler: Marcel Seegert. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Die Winterpause, in modernen Profifußballzeiten eher eine kurze Unterbrechung vom Alltag, steuert beim SV Waldhof schon wieder auf ihr Ende zu. Noch einmal kurz aufs neue Jahr anstoßen, dann beginnt für die Spieler des SVW nach nur 14 Tage Fußball-Pause die Vorbereitung auf das Projekt Klassenerhalt. Am Mittwoch, 3. Januar, ruft Trainer Rüdiger Rehm sein Team zum ersten Training am Alsenweg zusammen. Wir stellen vor dem Start ins Jahr 2024 fünf Thesen auf.

1. Ohne neue Qualität im Kader wird es schwer bis unmöglich, einen Abstiegskrimi bis zum letzten Spieltag zu vermeiden

„Wir suchen und wir werden Maßnahmen ergreifen“, hat Coach Rehm nach dem 1:0-Glückssieg am 20. Dezember im letzten Spiel des Jahres gegen den TSV 1860 München gesagt. Die Suche nach substanziellen Verstärkungen im kurzen Winter-Transferfenster läuft, Präsident Bernd Beetz hat die notwendigen finanziellen Mittel für Neuzugänge zugesagt. Qualitativ hochwertige Aufbesserungen im Kader werden bitter nötig sein, um den schlingernden Dampfer SVW vor dem Kentern in der 3. Liga zu retten.

Auch die beiden abschließenden Siege gegen 1860 und Erzgebirge Aue (3:0) dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Kurpfälzer über weite Strecken der Hinrunde wie ein Abstiegskandidat präsentiert haben. Hinten anfällig mit einem Gegentorschnitt von 1,65, vorne wenig durchschlagskräftig mit nur 1,05 Treffern pro Partie. Laut einer Auswertung des Portals „wyscout“ liegt der Waldhof bei den „Expected Points“ (erwartbare Punkte), die sich aus der statistischen Wahrscheinlichkeit eigener Tore und von Gegentreffern speist, bei 21 Zählern. Also nur ein Punkt mehr, als der SVW tatsächlich geholt hat.

Das bedeutet, das Tabellenplatz 16 – nur hauchdünn über dem Abstiegsstrich – die bisherigen Leistungen der Mannheimer adäquat wiedergibt.  Sportchef Tim Schork fahndet deshalb fieberhaft (und bislang erfolglos) nach Verstärkungen.

2. Das geplante Trainingslager in der Türkei ist ein wertvoller Baustein, damit der Klassenerhalt gelingen kann

Auf vernünftige Trainingsbedingungen am heimischen Alsenweg zu setzen, ist in den Wintermonaten ein riskantes Spiel. Entweder es regnet viel, oder es gibt Frost. Und da das in die Jahre gekommene Trainingsgelände des SV Waldhof über keine Rasenheizung verfügt, sind die Zustände so oder so weit entfernt von den Erfordernissen im Profifußball. Rehms Vorgänger Christian Neidhart musste im letzten Winter auch schon mal in ein Soccercenter ausweichen. Gut, dass die Mannheimer sich zumindest eine Woche im milden Süden auf die Rückrunde vorbereiten können.

Die Erinnerung an das coronageplagte letzte Trainingslager in der Türkei 2022, als der mit dem Virus infizierte Gillian Jurcher noch nach der Abreise des Teams tagelang im Hotelzimmer ausharren musste, mag bei einigen Profis noch frisch sein. Aber grundsätzlich kann den SVW ein Trainingslager bei angenehmen Temperaturen und mit erstklassiger Infrastruktur nur nach vorne bringen.

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3. Manager Schork und Trainer Rehm brauchen im neuen Jahr einen in Leistungen und Ergebnissen ablesbaren Aufwärtstrend, wenn sie über diese Saison hinaus beim SV Waldhof arbeiten wollen

Die beiden Siege zum Jahresabschluss bewahrten die sportliche Leitung vor Konsequenzen. Kaum vorstellbar, dass Schork und Rehm im Amt geblieben wären, wenn der SVW nach dem Horror-Herbst mit elf Pflichtspielen ohne Sieg kurz vor Weihnachten nicht die Trendwende eingeleitet hätte. Trotzdem rutscht das Duo weiterhin angeschlagen ins Jahr 2024. Für den jungen Manager Schork geht es im Winter-Transferfenster darum, zu beweisen, dass er nach der augenscheinlich verkorksten Kaderplanung im Sommer dazu in der Lage ist, dem Team Qualität in Form von Neuzugängen zuzuführen. Die besser echte Verstärkungen mit Ausrufezeichen sein sollten als die Perspektivspieler Nummer 12 und 13 im Kader.

Trainer Rehm wiederum muss den Beweis antreten, dass er tatsächlich ein Entwicklungstrainer ist, der seine Idee von Fußball implementieren kann und dieses Team endlich stabilisiert. Die Ergebnisse stehen dabei in Anbetracht der weiter prekären Lage natürlich über allem, aber ein bisschen ansehnlicher darf es nach furchtbaren Rumpelauftritten wie gegen Duisburg (0:0) auch gerne wieder sein.

4. Seegert, Wagner, Bahn – die Anführer müssen auf den Platz. Ohne eine stabile Achse wird  der SV Waldhof im Abstiegskampf nicht bestehen

Zum Jahresende richtete Coach Rehm noch einmal versöhnliche Worte an seinen Kapitän Marcel Seegert. „Cello hat in den letzten Spielen auch nochmal eine sensationelle Entwicklung gemacht.  Er hat da angeknüpft, wo er vor anderthalb Jahren mal war. Da war er die Nummer 1 in der Innenverteidigung. Er hat Gas gegeben. So wie er zurückgekommen ist, war das perfekt. Er hat die Mannschaft geführt. Er ist der Captain auf und außerhalb des Platzes“, sagte Rehm.

Das Verhältnis des neuen Trainers zur großen Identifikationsfigur war zuvor nicht frei von Spannungen gewesen. Rehm hatte Seegert im ersten Saisondrittel gleich fünfmal auf die Bank gesetzt – eine ungewohnte Rolle für den langjährigen Führungsspieler und Publikumsliebling. Erst nach einer vierwöchigen verletzungsbedingten Auszeit zwischen Ende Oktober und Ende November wurde Seegert wieder zum unumstrittenen Abwehrchef bei seinem Herzensverein. Mit Erfolg: Der SVW holte sieben Punkte in vier Partien und spielte zweimal zu Null.

Das führt zu einer wichtigen Erkenntnis dieser verkorksten Waldhöfer Vorrunde. Die wenigen erfahreneren Führungsspieler wie Seegert, Fridolin Wagner und Baxter Bahn müssen immer spielen, um dieser weiterhin instabilen Mannschaft ein bisschen Struktur zu geben. Damit sich die Jüngeren in kritischen Phasen an ihnen aufrichten und orientieren können. Damit jemand auf dem Platz den Ton angibt. Im Zweifel steht dieses Kriterium auch über der aktuellen Form. Rehm muss die Zeit der Experimente endgültig beenden. Sonst droht im Mai das große Fiasko.

5. Die englische Woche zum Start ins neue Fußball-Jahr wird gleich den Weg weisen, den der SV Waldhof in der Rückrunde nimmt

„Die Rückrunde muss besser werden als die Hinrunde“, hat Trainer Rehm zuletzt eine Binsenweisheit bemüht. Nimmt man die Faustregel, laut der man in der 3. Liga 45 Punkte benötigt, um sicher den Klassenerhalt zu schaffen, muss der SVW in 18 verbleibenden Rückrunden-Partien noch 25 Zähler holen. Das sind umgerechnet sieben Siege und vier Unentschieden. Schwierig, aber machbar. Allerdings nur, wenn sich das Team gewaltig steigert.

Richtungsweisend wird dabei sofort die englische Woche zum Auftakt. Erst geht es zum VfB Lübeck (20. Januar), der die Mannheimer mit einem Sieg mit zwei Toren Unterschied überholen und gleich wieder auf einen Abstiegsplatz befördern kann. Nach der Heimpartie gegen Dynamo Dresden (23. Januar) reist der SVW zum Halleschen FC (26. Januar), ein weiterer direkter Konkurrent im Abstiegskampf. Für den Hinterkopf: Der Waldhof ist aktuell wie in der Vorsaison erneut das schlechteste Auswärtsteam der 3. Liga. Wenn nicht sofort wieder die höchste Krisen-Alarmstufe am Alsenweg ausgerufen werden soll, müssen die Blau-Schwarzen beim Re-Start direkt voll da sein.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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