Der Wärmeplan braucht Planbarkeit

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Zur Veranstaltung Wärmeplanung im Palais Hirsch wird uns geschrieben:

Staatlich gefördert hat sich auch Schwetzingen auf den Weg gemacht, einen Wärmeplan zu erstellen. In einer ersten Veranstaltung wurde den Bürgern erklärt, wie sie zur treibhausgasneutralen kommunalen Wärmeinfrastruktur kommen können. Schwetzingen wurde in Cluster aufgeteilt und mit Hilfe von intuitiven Karten wurden energetische Daten, Bedarfe und Potenziale sichtbar und verständlich aufgezeigt.

Die Fernwärme lag im Mittelpunkt der Betrachtung, denn viele Haushalte heizen hier mit fossilen Brennstoffen. Bürgermeister Matthias Steffan beteuerte den Weg zur Klimaneutralität und forderte die Abkehr von Gas, Öl und Kohle. Dafür ließ er für die Stadt ein Strategie- und Handlungskonzept durch die MVV Regioplan GmbH erarbeiten. Der Hirschacker wurde in Gelb, die Kernstadt in Rot und der Schälzig in Grün dargestellt. Sollte heißen, der Schälzig hat Fernwärme, die Kernstadt wäre ausbaufähig und der Hirschacker wird keine bekommen.

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Klar ist, wenn OB und Bürgermeister fossile Brennstoffe meiden wollen, dann müssen sie Alternativen aufzeigen. Im Übrigen müssen Stadtwerke und Verwaltung auf die Menschen zugehen, erklären und nachfragen, wer zum Beispiel an ein Wärmenetz angeschlossen werden möchte. Speziell in Mischgebieten braucht es bis zur endgültigen Erstellung des kommunalen Wärmeplans einen Detailplan für jede Straße.

Schnell kam der Bürgermeister mit hohen Kosten für die Stadtwerke im mehrstelligen Millionenbereich, aber kannte er die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)? Sie gewährt einen Investitionskostenzuschuss für die Transformation bestehender oder Bau neuer Wärmenetze.

Planbarkeit in Schwetzingen braucht keine Hochrechnungen und spekulative Pauschalen, sie braucht echte Zahlen. Ich erwarte bis zur Verabschiedung des Wärmeplans im Dezember eine Umfrage bei denjenigen, die für Fernwärme der MVV infrage kommen. Insbesondere in den Mischgebieten sollten alle Hausbesitzer angeschrieben werden, um das Interesse an einen Fernwärmeanschluss zu dokumentieren. Und dann geht es an die Umsetzung. Norbert Theobald, Schwetzingen

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Von der kommunalen Wärmeplanung habe ich mir deutlich mehr versprochen. Bei dem hohen Anteil von Gasheizungen ist es verständlich, darin Alternativen aufzuzeigen, und ich kann die Veranstaltungsteilnehmer sehr gut verstehen, dass sie sich als Alternative zur Gasheizung einen Anschluss ans Fernwärmenetz wünschen.

Gefehlt hatte mir aber die Betrachtung der regionalen Energiegewinnung für die Fernwärme. Hier geht Heidelberg einen sehr guten Weg, da sie durch eigene Stadtwerke Alternativen zur MVV-Wärmeversorgung erschließen lassen und zum Beispiel Abwasser, Flusswasser und Luftwärmepumpen im großen Stil als Energiequellen realisieren möchten. Dies fehlt vollständig beim Ansatz von Schwetzingen und der MVV.

Damit werden Potenziale, die regional existieren, verschenkt. Diese Alternativen werden auf den Folien vielleicht als Klammerzusatz gezeigt, aber eine Analyse des Potenzials erfolgt scheinbar nicht. Damit unterstützt der kommunale Wärmeplan von Schwetzingen indirekt die Tiefengeothermievorhaben von Geohardt, die seit den Schäden durch die Vibro-Trucks besondere Aufmerksamkeit erfahren haben. Alternativen sind gefragt und können auch in Schwetzingen in Betracht gezogen werden. Zu einer Planung gehört es, Alternativen aufzuzeigen und nicht, diese wegen knapper Mittel gleich von Anfang an auszuschließen.

Vielleicht finden sich Wege, uns Bürger bei den Investitionen zu beteiligen (zum Beispiel durch die Bürger Energiegenossenschaft) oder eine Förderung von Bund oder Land zu erhalten. Auch die SPD wird in ihrer Veranstaltung am 18. Juli in Schwetzingen über das Thema „Wärmewende mit Wärmeplan (machbar und sozial gerecht)“ sprechen. Ich bin gespannt, welche Anregungen uns Dr. Nina Scheer als Klimaschutz- und energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion mitbringt. Die Veranstaltung im Palais Hirsch hatte bereits gezeigt, wie viel Diskussionsbedarf besteht.

Um eine zukunftsfähige Investitionsentscheidung zu treffen, gehört es auch dazu, offen zu den Bürgern zu sein, zum Beispiel, was Fernwärme mit erneuerbaren Energien künftig kosten wird. Zum anderen sehe ich den Schutz der Umwelt sowie der Bürger und deren Eigentum als soziale Verantwortung der Entscheidungsträger. Daher sollten Energiequellen erschlossen werden, die geringe Risiken bergen.

Frank Pschihoda, Schwetzingen