Zu den Untersuchungen von Geohardt schreibt uns diese Leserin: Nachdem das Brühler Tiefengeothermie-Projekt der Firma Geo Energy vor Jahren krachend gescheitert ist, scheint es auch in Graben-Neudorf Probleme bei der Deutschen Erdwärme zu geben. Alles „führende Firmen“ mit angeblicher Erfahrung, alles wird immer rosig geschildert, die Risiken minimalisiert und die Chancen optimiert. In Brühl und Ketsch durften die Bürger aktiv teilnehmen am ganzen Prozess einer Tiefenbohrung und am Ende waren doch die meisten heilfroh, dass sich die Sache selbst erledigte – durch Insolvenz der Firma. Diese Energiegewinnung ist im Oberrheingraben ein Spaltpilz in den Gemeinden und das wird sie auch bleiben.
Man fragt sich, warum man überhaupt die Gegend um Brühl noch „abrütteln“ muss, wenn bereits der Untergrund von der Firma Geo Energy erfasst, dokumentiert und die Daten im Internet einsehbar waren. Alle Gesteinsschichten der Sedimente lagen vor, die Bruchlinien oder Verwerfungen ebenso. Die berechtigte Frage besteht, warum man durch Ortschaften fahren muss, Leute und Häuser den Vibrationen aussetzen und Risse mit in Kauf nehmen soll.
Bei Infoveranstaltungen wird alles heruntergespielt, schön getan und beruhigt. Das wahre Ausmaß der Rüttler erfährt man ja noch früh genug. Aber die Rüttler sind eben nur der Anfang eines solchen Prozesses, der über Jahre geht und bei dem niemand weiß, wie es ausgehen wird, was es für den Ort bedeutet, während der Bohrphase oder wenn es so weit kommt, in der Betriebsphase.
Ich kenne kein Werk, das fünf Megawatt Stromerzeugung erreicht hat in unserer Oberrheingegend, die immer wieder Beben erzeugt. Das Herunterspielen von induzierten Beben, verursacht durch zu hohe Drucke, die wiederum gebraucht werden, um die Fließrate zu erhöhen, sind in geringen Tiefen und damit spürbarer und schädigender als Beben in größeren Tiefen, wie sie oft durch die Plattentektonik ausgelöst werden.
Die Bruchsaler Erfolgsgeschichte, auf die immer gerne und oft zurückgegriffen wird, die dann auch zu Busexkursionen führte, ist eben nicht exemplarisch, weil sie unter den Drucken bleibt, die Beben erzeugen, was sich aber eine kommerzielle Firma nicht leisten kann. Subventionen oder Fördermittel, das KIT und Aufträge von Universitäten tragen zur Existenz dieses Werkes bei, damit es eine Polizeikaserne zu 60 Prozent heizen kann.
Die Branche zielt auf hohe Fördermittel vom Staat ab (schließlich haben wir einen grünen Minister, der alles tut, um Atomkraftwerke zu vermeiden und abzuschalten), Fördermittel für Bohrungen sowie eine hohe Umlage gemäß Erneuerbare-Energie-Gesetz von über 25 Cent pro Kilowatt sind das Mindeste.
Wenn etwas passiert, dann sind alle abgesichert, so die zuversichtliche und optimistische Aussage. Aber liebe Firmen und Energieversorger, ich möchte keine Schadensmeldungen machen, ich will nicht überlegen, ob die auf Sand gebauten Häuser, die bei hoher Feuchtigkeit des Bodens vielleicht noch unberechenbarer reagieren durch Bodenschwingungen, noch Bestand haben.
Die Bauweise kann niemand mehr berichtigen, das Thema ist durch, unseren Untergrund ändern wir auch nicht mehr, sondern nur die äußeren Umstände – und die verursachen sie mit Rüttlern, Bohrungen und späteren Drucken. Ich möchte keinen Rechtsstreit mit Versicherungen führen oder über die Entschädigung von Firmenangeboten nachdenken. Im Übrigen wird oft nur ein Bruchteil des Schadens bezahlt und das Land weigert sich, Bürgschaften zu übernehmen, was doch kein Problem sein sollte, wenn die Tiefengeothermie so sicher wäre, wie dargestellt. Es kommen immer mehr Solarpaneele hinzu, damit erzeugen viele ihren eigenen Strom und Wärme. Es fehlt nur noch an guten Speichern, die die Winterzeit überbrücken. Die Häuser sind heute fast unbezahlbar, werden in Zukunft noch höher besteuert und sind ein Wert, den man weitergibt. Es ist nicht einzusehen, diesen Wert aufs Spiel zu setzen.
Ich appelliere an Politiker, dass sie hier keine Firmenlobbyarbeit betreiben oder sich für eine Energieform einsetzen, die in unserem dicht besiedelten Gebiet fehl am Platz ist und bei der das Wunschdenken vorherrscht oder die Gier nach Lithium und den vermuteten großen Gewinnen. Immer mehr Firmen brechen ihre Zelte ab und die Gründe dafür sind auch die zu wenig belastbare grundlastfähige Energie, die zu teuer ist.
Die Tiefengeothermie wird diesen Zustand bestimmt nicht ändern. Sie wird große Areale belegen, Wald wird abgeholzt, verbraucht eine Menge Eigenenergie und Wasser. Man darf sich gar nicht ausdenken, was passiert, wenn die Bohrungen flächendeckend und in geringen Abständen entstehen, da wir doch mit Vendenheim den Beweis haben, dass sich die Beben über einen Radius von 20 Kilometern ausgebreitet haben und das über Monate nach der Abschaltung. Nein Danke!
Marion DeMille, Ketsch
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Geothermie: Die Folgen der Unwissenheit