Gibt es eine bessere Alternative als Geothermie?

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Zur Diskussion um die geplante Tiefengeothermie im Oberrheingraben wird uns diese Meinung übermittelt:

Erderwärmung, Klimawandel, Klimakatastrophe – Wörter, die immer mal wieder aufploppen, um dann gut und gerne verdrängt zu werden. Was wir dabei vergessen ist, dass sie schon längst ihren Weg in unseren Alltag gefunden haben. Dürreperioden, Baumsterben oder Hitzetote sind dabei verhältnismäßig milde Folgen. In anderen Regionen der Welt wird Wasser bereits rationiert, brennen Wälder ab, sterben Arten aus, die Liste der Hiobsbotschaften lässt sich endlos weiterschreiben.

Die Frage, die sich unmittelbar stellt, lautet: Was machen wir dagegen? Was können wir dagegen machen? Die Antwort scheint simpel: Wir müssen unsere Treibhausgasemissionen reduzieren.

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Einer der größten Emittenten ist dabei der Energiesektor. Konkret für Baden-Württemberg lässt sich das Kohlekraftwerk in Mannheim (GKM) nennen. Wenn wir uns eine lebenswerte Zukunft vorstellen, führt letztendlich kein Weg daran vorbei, das Kohlekraftwerk abzuschalten.

Das liest sich erstmal sehr dramatisch, aber die gute Nachricht ist: Es gibt zahlreiche erneuerbare Energiequellen, mit denen wir unsere Strom- und Wärmeversorgung sichern können: Windräder, Photovoltaikanlagen und Solarparks müssen – und zwar auch lokal vor Ort – möglichst schnell ausgebaut werden.

Das Mannheimer Kohlekraftwerk versorgt uns jedoch nicht nur mit Strom, sondern auch mehr als 160 000 Haushalte mit Fernwärme. Wärme, die aus der Verbrennung von Kohle entsteht und damit alles andere als klimafreundlich ist.

Gute Ansätze bestanden darin, die Abwärme aus der Müllverbrennung in das Fernwärmenetz einzuspeisen und Flusswärmepumpen zu bauen. Das wird jedoch nicht ausreichen. Um unseren Wärmebedarf langfristig zu decken, werden wir Geothermieanlagen brauchen.

Wärme aus Geothermieanlagen ist CO2-neutral, unabhängig von Wetterlagen und daher immer verfügbar. Darüber hinaus muss sie nicht zwischengespeichert werden und ist im Gegensatz zu den fossilen Energieträgern unerschöpflich verfügbar. Geothermie würde Versorgungssicherheit und bezahlbare Wärme für gut 100 000 Haushalte bedeuten.

Ruft man jedoch die Leserbriefe in der Schwetzinger Zeitung zum Thema Geothermie auf, springt einem förmlich folgende Schlagzeile ins Gesicht: „Tiefengeothermie: Bedenken der Bürger scheinen bereits in Bohrlöcher zu fallen.“

Ein Großteil der Beiträge drehen sich um Risse in den eigenen vier Wänden. Dass die Risse von den Vibrationsmessungen stammen, scheint eine vollendete Tatsache zu sein. Ob die Risse vielleicht schon vorher da waren und ob sich bisher niemand für sie interessiert hatte, kommt wohl keinem in den Sinn. Wir halten uns mit vermeintlichen Risiken auf, steigern uns hinein und vergessen dabei die Sachlichkeit bei der Diskussion.

Tiefengeothermie hat vermeidbare Risiken, die allerdings in keinem Verhältnis zu den negativen Auswirkungen eines Kohlekraftwerkes stehen. Neben den klimaschädlichen Treibhausgasen stoßen Kohlekraftwerke gesundheitsschädliche Oxide und Metalle aus, die schwerwiegende Auswirkungen auf Umwelt und Mensch haben.

Zu den Risiken von Geothermie möchte ich folgende Studie des Umweltbundesamtes zitieren: „Zusammenfassend ist festzustellen, dass bei Einhaltung der bestehenden Vorschriften und Regelwerke [...] eine Beeinträchtigung von Grundwasser im Zusammenhang mit hydraulischen und chemischen Stimulationen bei Tiefengeothermie faktisch ausgeschlossen ist. Die Wahrscheinlichkeit von spürbaren seismischen Ereignissen kann durch den Einsatz von seismischen Monitoringsystemen in Kombination mit einem Reaktionsplan minimiert werden.“

Wir müssen unsere Energieversorgung umdenken, das steht nicht zur Diskussion. Es bleibt also noch die Frage: Gibt es eine bessere Alternative als Geothermie? Kohlekraftwerke sind es schonmal nicht.

Linh Ngo, Schwetzingen