Oftersheim. Die FDP-Ortsverbände Hockenheim, Oftersheim und Schwetzingen wollten in einer gemeinsamen Veranstaltung verfahrenstechnische, rechtliche und politische Aspekte der Geothermie beleuchten. Auf dem Podium am Mittwochabend im Rose-Saal saßen Professor Dr. Thomas Kohl vom Karlsruhe Institute of Technology (KIT), der Landtagsabgeordnete der FDP/DVP-Fraktion und Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Daniel Karrais und der Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Rhein-Neckar, Alexander Kohl. Die Fragen stellten Dr. Julia Klein (FDP Hockenheim), Holger Höfs (FDP Oftersheim) und Barbara Haas (FDP Schwetzingen).
Eine anschließende Diskussion mit dem Publikum kam allerdings nicht zustande. Dazu waren die Auffassungen zu unterschiedlich. Rund die Hälfte der knapp 30 Zuhörer verließ den Saal noch vor dem offiziellen Ende der Veranstaltung.
Geophysiker Dr. Thomas Kohl plädierte als Verfechter der Erdwärme für den „riesigen Schatz im Boden“. Die Tiefengeothermie könne dazu beitragen, die Energiewende innerhalb der von der Europäischen Union geforderten Fristen erfolgreich umzusetzen. Er wies auf die mangelnde Akzeptanz dieser Energieform in Baden-Württemberg hin. Das Thema Seismizität bekomme eine hohe Aufmerksamkeit. Ein Problem sei die Beschaffenheit des Untergrundes. Seismizität müsse vor Ort getestet werden. Im Oberrheingraben gebe es einige erfolgreiche Projekte.
„Der Klimawandel ist da, wir brauchen Lösungen“, meinte der FDP-Landespolitiker Daniel Karrais: „Mit Windrädern kommt man nicht allzu weit.“ Er forderte den stärkeren Ausbau der Geothermie im Land. Geothermie sei krisensicher und klimafreundlich. Projekte in Baden-Württemberg würden streng reguliert und kontrolliert. Die Landesregierung müsse nun endlich auch Bürgschaften für Geothermie-Projekte möglich machen. Die Tiefengeothermie könne einen entscheidenden Beitrag zur Wärmewende leisten, fand Karrais und sprach von einem „einzigartigen Schatz“.
Viele Fragen zur Geothermie sind weiterhin offen
Alexander Kohl sah Probleme bei der Geothermie. Wichtig sei bei einer Bürgerbeteiligung, „dass das Geld vor Ort hängenbleibt“. Es seien noch viele Fragen offen, es gebe aber durchaus Möglichkeiten für Kommunen, sich zu beteiligen. Beim Thema Erdbeben versicherte Dr. Thomas Kohl: „Wir haben gelernt, wie man es nicht macht. Die Fehler wären vermeidbar gewesen, Probleme werden so nicht mehr auftreten.“ Es müsse Spielregeln geben, sagte Alexander Kohl. Es dürfe „nicht schludrig gearbeitet werden“, mit dem Wissen, dass sowieso alles versichert sei, warnte der Versicherungsmakler davor, auch die Risiken nicht kleinzureden.
In der Fragerunde, eher eine Akzeptanzdiskussion bezüglich Geothermie, wurde der Ton dann schärfer. Auseinandersetzungen um das Thema Klimawandel oder das Vorgehen bei der Gewinnung des heißen Tiefenwassers blieben nicht aus. Professor Kohl sprach von „bekanntem Industriewissen“ und meinte: „Geothermie ist machbar.“
Die Kritiker im Publikum verwiesen auf Erdbebenereignisse in der Nähe von Geothermie-Anlagen. Nach den Untersuchungen mit den Rüttelfahrzeugen seien in der hiesigen Region 122 Schadensmeldungen eingegangen (wir berichteten), nur zwei davon seien überhaupt anerkannt worden, monierte eine Fragestellerin. Professor Kohl plädierte dafür, „von den Emotionen weg zum Rationalen“ zu gehen. Ein Besucher warf dem Wissenschaftler eine „verdrehte Faktenlage“ und „Falschaussagen“ vor. Eine Frau berichtete von Rissen an ihrem Haus als Folge der Rüttelaktion. Es gebe jetzt nicht mal ein Gutachten dazu: „Wo bleiben da meine Rechte?“. Ängste und Sorgen der Betroffenen würden nicht ernstgenommen, lautete ihr Vorwurf an den Umwelt- und Klimapolitiker Karrais. Zu diesem Zeitpunkt war die Veranstaltung im Rose-Saal längst in eine undurchsichtige Argumentation zerbröselt. Befürworter und Gegner der Geothermie standen sich unversöhnlich gegenüber. Eine Annäherung war auch unter FDP-Moderation nicht mehr möglich.
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