Mannheim. Der Mannheimer Energiekonzern MVV hat in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs deutliche Einbußen beim Umsatz und Gewinn hinnehmen müssen. Vorstandschef Gabriël Clemens führt dies auf das „weiterhin schwierige Umfeld zurück, bei dem außen- und sicherheitspolitische Unwägbarkeiten die bereits angespannte gesamt- und energiewirtschaftliche Lage zusätzlich verschärfen“ würden. Dennoch will er trotz der nicht gerade berauschenden Kennziffern keine traurigen Blues-Töne anstimmen. „Trotz dieser anspruchsvollen Rahmenbedingungen haben wir uns dank unseres breit aufgestellten Geschäftsmodells dennoch behauptet und unser Investitionstempo weiter erhöht“, sagt Clemens mit Blick auf die Zahlen, die der Konzern am Donnerstag veröffentlicht hat. Clemens hat bei der MVV Anfang April das Ruder übernommen und den langjährigen CEO Georg Müller abgelöst.
Demnach ist der bereinigte Umsatz mit 4,9 Milliarden Euro deutlich unter den sehr hohen Vorjahreswert (5,9 Milliarden Euro) gefallen. Der Konzern begründet dies mit gesunkenen Großhandelspreisen. Außerdem hat die MVV beim Verkauf von Strom und Gas Abstriche machen müssen. Der operative Gewinn (Ebit) ist von 385 auf 323 Millionen Euro gefallen. „Auf Mehrjahressicht bewegt sich unser Ergebnis dennoch auf einem soliden Niveau“, sagt Clemens. Dass das Mannheimer Unternehmen ein geringeres Konzernergebnis verzeichnen würde, hatte es schon im Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr vorausgesagt. Die MVV rechnet jetzt für das Geschäftsjahr 2025 mit einem Gewinn von 350 bis 370 Millionen Euro. Im Geschäftsbericht 2024 lag der prognostizierte Korridor noch zwischen 350 und 400 Millionen Euro.
Negativ ausgewirkt auf das Ergebnis hat sich vor allem der Ergebnisrückgang im Projektentwicklungsgeschäft. „Das ohnehin volatile Projektentwicklungsgeschäft für erneuerbare Energien ist derzeit national wie international durch eine Zurückhaltung bei Investitionen und Finanzierungen gekennzeichnet. Insbesondere im US-Markt führen veränderte politische Rahmenbedingungen für Erneuerbare zu zusätzlichen Unsicherheiten“, so der Vorstandschef. Clemens spielt damit darauf an, dass US-Präsident Donald Trump anders als sein Vorgänger Joe Biden ein Fan von Öl und Gas ist, und deshalb die Mittel für den Klimaschutz radikal gekürzt hat. Außerdem sind die Erzeugungsmengen der Erneuerbaren gesunken, weil das Windaufkommen niedriger war.
Der CEO stellt aber auch Forderungen an die Bundesregierung. „In unsicheren Zeiten kommt es umso mehr darauf an, die Fundamente für eine zuverlässige, bezahlbare und zugleich klimafreundliche Energieversorgung zu stärken. Hier muss auch die Bundesregierung dringend durch verlässliche Rahmenbedingungen für Stabilität sorgen, etwa durch eine zügige Umsetzung der EU-Gasbinnenmarkt-Richtlinie in nationales Recht oder den Aufbau eines Marktes für Negativemissionen“, so der Appell des MVV-Chefs an die schwarz-rote Koalition. Ohne entsprechende politische Weichenstellungen kann nach Ansicht von Clemens der schnelle Hochlauf von Technologien für Negativemissionen wie zum Beispiel bei der CO2-Abscheidung nicht gelingen.
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