Energie

Wie die Mannheimer MVV Netze die Bauherren besänftigen will

Die Mannheimer MVV-Tochter reagiert auf die heftige Kritik an den höheren Netzanschlusspreisen und ändert ihre Preispolitik.

Von 
Walter Serif
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Relativ verschont von den höheren Netzanschlusskosten bleibt zumindest in diesem Jahr die Fernwärme in den bereits erschlossenen Gebieten. © MVV

Mannheim. Im Januar war Josef Piontek noch so richtig sauer auf den Mannheimer Energiekonzern MVV. „Vom geplanten Gasausstieg der MVV haben die Kunden erst aus der Zeitung erfahren, auch bei der drastischen Erhöhung der Netzanschlusspreise für Strom, Gas und Wasser werden die Verbraucher vor vollendete Tatsachen gestellt. Die MVV diktiert alles von oben herab und nutzt ihre Monopolstellung aus“, ärgerte sich damals der Vorsitzende des Eigentümerverbands Haus und Grund Mannheim.

Preiserhöhungen hatten in Mannheim Empörung ausgelöst

Auch im Mannheimer Gemeinderat rumorte es. Die SPD und die Mannheimer Liste forderten eine Rücknahme der drastischen Preiserhöhungen. Diese hatte die MVV Netze - ein Tochterunternehmen des Energiekonzerns - heimlich still und leise, ohne die Öffentlichkeit per Pressemitteilung zu informieren, beschlossen und damit Empörung in der Stadt ausgelöst. Offensichtlich dämmerte es dann der MVV, dass sie mit dem Hickhack um den geplanten Gasausstieg schon genug Ärger hat und bereitete das Feld für eine Kurskorrektur vor. Der frühere MVV-Chef Georg Müller kündigte Mitte März im Mannheimer Gemeinderat an, dass der Konzern die bisherige Preisgestaltung überdenken wolle.

Kosten steigen in diesem Jahr nicht so stark an

Gesagt, getan. Nach Mitteilung des Tochterunternehmens werden die Preiserhöhungen auf drei Jahre verteilt und fallen deshalb 2025 nicht ganz so krass aus, wie es die MVV Netze ursprünglich geplant hatte. „Wir möchten allen Beteiligten mehr Zeit geben, sich auf die neuen Preise einzustellen“, sagt Volker Glätzer, Geschäftsführer der MVV Netze. Die neuen Preiskonditionen gelten nach Darstellung des Unternehmens auch für die bereits beauftragten Netzanschlüsse sowie für versendete Angebote. „Dadurch profitieren alle Anschlussteilnehmer rückwirkend“, heißt es.

Verband kritisiert, dass die Kunden alles zahlen müssen

Und was hält Piontek von diesem Kurswechsel? „Wir begrüßen es, dass die Preiserhöhungen jetzt nicht auf einen Schlag, sondern gestaffelt erfolgen“, sagt er. Ganz zufrieden ist Piontek aber noch immer nicht. „Wir kritisieren, dass die Kunden die Netzanschlusskosten voll tragen müssen. Die MVV sollte sich an ihnen beteiligen, denn der Konzern verdient ja mit der Lieferung von Energie sein Geld. In der Wirtschaft ist es so: Wenn ich ein Geschäft aufmachen will, muss ich auch investieren“, so Piontek.

MVV Netze ist ein Tochterunternehmen des Mannheimer Energiekonzerns MVV. © MVV

MVV Netze will die höheren Netzanschlusspreise für Strom, Gas und Wasser jetzt nicht mehr auf einen Schlag, sondern auf drei Jahre verteilt erhöhen. Unterm Strich werden dann aber 2027 jene Preise fällig, die in der Öffentlichkeit für Empörung gesorgt haben.

Kommentar Gut, dass die MVV bei den Netzanschlusspreisen nachbessert

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Schon in diesem Jahr müssen die Eigentümer für einen Stromanschluss statt 3.034 immerhin 4.899 Euro bezahlen. 2026 steigt der Preis auf 6.763 Euro, 2027 werden 8.627,50 Euro fällig.

Beim Gas müssen sich die Eigentümer auf noch größere Preisanpassungen einstellen. Die Kosten steigen 2025 von 1.605 auf 5.275 Euro. 2026 und 2027 müssen die Bauherren 8.706 beziehungsweise 12.257 Euro zahlen. Falls sie sich auf dieses Abenteuer einlassen wollen, immerhin plant die MVV ja den Gasausstieg.

Auch bei den Anschlüssen ans Wassernetz langt die MVV-Tochter kräftig zu. Sie hebt den alten Preis von 3.370 Euro in drei Schritten auf 5.599 (2025), 7.829 (2026) und 10.058 Euro an.

Wer das Risiko eingehen will und sich in diesem Jahr eine Gasheizung einbauen lässt, muss für den Netzanschluss statt 1.605 jetzt 5.275 Euro zahlen. © picture alliance/dpa

Immerhin, einen Trost gibt es für die Eigentümer. Sie bekommen weiter einen Bonus, wenn sie mehrere Netzanschlüsse bestellen. „Bauherren können durch diese Bündelung mehrere Tausend Euro sparen“, so MVV Netze. Die Rabatte steigen wie die Preise ebenfalls stufenweise. Wer die Netzanschlüsse für Strom, Gas und Wasser zusammen ordert, erhält einen Rabatt, der von 4.498,20 Euro auf 6.497,40 und 8.496,60 Euro steigt. Statt rechnerisch 30.9442 Euro werden 2027 also „nur“ 22.447 Euro fällig. Das ist natürlich noch immer eine Menge Holz.

Von den drastischen Preiserhöhungen einigermaßen verschont geblieben waren zum Jahresbeginn die Netzanschlüsse in den bereits mit Fernwärme erschlossenen Gebieten (Preiszone A). Die Kosten steigen in diesem Jahr von 5.296,50 auf 5950 Euro. 2026 und 2027 kennen aber hier die Kosten nur eine Richtung und erhöhen sich auf 7.437,50 und 8.925 Euro. In den Ersterschließungsgebieten (Preiszone B) kommt jeweils ein Ausbaukostenbeitrag von 2.975 Euro hinzu. Bei Bauherren, die sich erst nach der Ersterschließung für einen Fernwärmeanschluss entscheiden, verlangt MVV Netze dann sogar zusätzlich 8.925 Euro.

MVV Netze verdient an den höheren Preisen angeblich nichts

MVV Netze betont, dass in den Preisen keine „Gewinnmargen“ enthalten seien. Warum steigen sie dann aber so stark? MVV Netze verweist auf die Kostenentwicklung für Bau und Material. Zuletzt wurden demnach die Anschlusspreise für Strom und Wasser vor sieben und beim Erdgas vor 15 Jahren angehoben.

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Außerdem hat das Unternehmen die Verrechnungssystematik geändert. „Unser Ziel bleibt es, die Anschlusskosten zukünftig verursachergerecht zu verrechnen“, sagt Glätzer. Und das hat Folgen. Bisher wurden diese bei Strom, Gas und Wasser nur zum Teil von den Eigentümern selbst getragen, den Rest finanzierten alle Kunden über die Netzentgelte mit. Nun sollen die Eigentümer die Kosten weitgehend komplett tragen. Damit kann Piontek leben. „Das machen andere Energieversorger auch so“, sagt er. Höhere Kosten und neue Verrechnungsmethode tragen - so MVV Netze - jeweils zur Hälfte zu den höheren Preisen bei. Piontek sind diese Angaben allerdings nicht transparent genug. „Das Unternehmen sollte ihre Kalkulation offen legen“, fordert er.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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