Das Wichtigste in Kürze
- Die Wirtschaftskrise hat die Überschuldung in der Metropolregion Rhein-Neckar gesenkt.
- Creditreform berichtet über eine geringere Schuldnerquote, aber wirtschaftliche Unsicherheiten bleiben.
- Ludwigshafen hat die höchste und Heidelberg die niedrigste Schuldnerquote.
Mannheim. Der Handel bekommt es täglich zu spüren. Die Wirtschaftskrise hat in den vergangenen Monaten zu einer deutlichen Konsumzurückhaltung geführt. Damit hat sich auch die Überschuldung der Menschen verringert. „Die eigentlich guten Nachrichten haben allerdings einen ernsten Hintergrund. Die deutschen Verbraucher haben Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld deshalb zusammen“, sagt Oliver Dangmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Creditreform Mannheim und Heidelberg, bei der Vorlage der 16. Schuldneratlas-Ausgabe für die Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Analyse untersucht wie jedes Jahr die Überschuldungslage von Privatpersonen. Dazu wurde die Anzahl der Überschuldeten in der Metropolregion ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gesetzt. Die so ermittelte Schuldnerquote gibt Aufschluss über die räumliche Verteilung von volljährigen Bürgern mit finanziellen Schwierigkeiten.
160.000 Menschen in der Metropolregion sind überschuldet
Seit 2020, also mit Beginn der Corona-Krise, haben sich die Überschuldungsfälle in der Metropolregion in einem drastischen Tempo verringert. „Damals unterstützten staatliche Hilfen und eine bereits ausgeprägte Sparneigung die Verbraucher. Auch 2024 ist der Konsum deutlich zurückgegangen. Ähnlich wie den Verbrauchern ergeht es derzeit den Unternehmen, die aus Unsicherheit ebenfalls kaum noch investieren“, sagt Dangmann.
Zum Stichtag 1. Oktober 2024 waren 160.000 Einwohner in der Metropolregion überschuldet. Das ist demnach der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebungen. Allerdings verlangsamt sich nach Angaben des Geschäftsführers der Rückgang der Überschuldungsfälle. Weiter gesunken ist auch die Überschuldungsquote, die den Anteil überschuldeter Personen an der Gesamtzahl der erwachsenen Einwohner misst. Aktuell sind 8,30 Prozent der Einwohner überschuldet, 2023 waren es 8,39 Prozent. Damit liegt die regionale Schuldnerquote weiter über dem Bundesdurchschnitt (8,09). In Deutschland waren im vergangenen Jahr 5,56 Millionen Menschen überschuldet. Aber auch in den umliegenden Bundesländern ist die Schuldnerquote niedriger als in der Metropolregion. In Baden-Württemberg (6,74) und in Hessen (8,17) ist der Wert deutlich, in Rheinland-Pfalz (8,27) nur leicht niedriger.
Bis auf zwei Ausnahmen erstreckt sich der Rückgang der Schuldnerquote über alle 15 Kreise beziehungsweise kreisfreien Städte in der Metropolregion. Nur in Ludwigshafen - dort ist sie mit 14,35 Prozent am höchsten - und in Heidelberg - dort ist sie mit 5,24 Prozent am niedrigsten - nahm die Schuldnerquote jeweils zu. Damit liegt die Spreizung innerhalb der Metropolregion immerhin bei 9,11 Prozentpunkten. Am deutlichsten fiel der Rückgang im Kreis Bergstraße aus - dicht gefolgt von Bad Dürkheim. Nach wie vor liegen mit Ludwigshafen, Worms, Mannheim und Frankenthal vier kreisfreie Städte bei einer Überschuldungsquote im zweistelligen Bereich. Das bedeutet: Mehr als jeder Zehnte hat hier Geldsorgen. Die kleinräumige Analyse in Einheiten von 500 Haushalten zeigt, dass es trotz der allgemeinen Entspannung nach wie vor in Mannheim, Ludwigshafen, aber auch in Heidelberg Wohngebiete gibt, in denen der Schuldneranteil über 30 Prozent liegt.
Im bundesweiten Gesamtranking rutscht Ludwigshafen von insgesamt 400 Kreisen und kreisfreien Städten um einen Platz auf Rang 391 ab. Worms verliert vier Plätze (373). Mannheim bleibt auf Position 365. Heidelberg verschlechtert sich das zweite Jahr in Folge und findet sich auf Rang 47 wieder. In Baden-Württemberg liegt die Universitätsstadt auf Platz drei hinter Tübingen und dem Main-Tauber-Kreis.
Unverändert sind die Schuldnerquoten sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen in den Altersklassen 30 bis 39 Jahre und 40 bis 49 Jahre am höchsten – und zwar in allen 15 Kreisen und kreisfreien Städten der Metropolregion. Gesunken sind die Schuldnerquoten im vergangenen Jahr dagegen in der Gruppe der Männer unter 40 Jahren. In acht der 15 Kreise hat sich hier der Anteil mindestens um 0,5 Prozentpunkte verringert.
Anders als auf der Bundesebene ist das zunehmende Problem der Altersarmut in der Metropolregion nicht sehr ausgeprägt. In der Altersgruppe 60 bis 69 und über 70 Jahre ist nach den teilweise spürbaren Rückgängen des Schuldneranteils bei beiden Geschlechtern in den Vorjahren in den letzten zwölf Monaten zumindest keine nennenswerte Zunahme festzustellen.
Steigende Arbeitslosigkeit könnte Trend umkehren
Und wie sieht der Ausblick für 2025 aus? Die steigende Arbeitslosigkeit sowie die anziehenden Lebenshaltungskosten können nach der Creditreform-Prognose in naher Zukunft zu einem Anstieg der Verbraucherüberschuldung führen. Damit würde der rückläufige Trend der vergangenen Jahre zu Ende gehen.
„Für das laufende Jahr wird der Verlust von Arbeitsplätzen wieder mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Der Arbeitsmarkt hat sich den negativen konjunkturellen Entwicklungen lange widersetzt“, so Dangmann. In diesem Zusammenhang mache sich auch die Sparneigung der Verbraucher negativ bemerkbar, da der rückläufige Export nicht durch Impulse aus der Binnenkonjunktur ausgeglichen werde.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-konsumflaute-senkt-ueberschuldung-in-der-metropolregion-_arid,2288228.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Die Wirtschaftskrise ist Gift für unsere Demokratie