Elektroindustrie

Pepperl+Fuchs schließt Produktion in Mannheim

Schlechte Nachrichten aus der Industrie: Der Sensorhersteller Pepperl+Fuchs verlagert die Fertigung ins Ausland. In der Belegschaft herrschen „Schock, Wut und Unverständnis“.

Von 
Alexander Jungert
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Blick in die Produktion von Pepperl+Fuchs in Mannheim – sie wird ins Ausland verlagert. © Oliver Farys/Pepperl+Fuchs

Mannheim. Pepperl+Fuchs schließt die Produktion am Stammsitz Mannheim und verlagert sie ins Ausland. Das Unternehmen spricht von rund 80 wegfallenden Arbeitsplätzen, die Gewerkschaft von etwa 90. Daniel Warkocz, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, hält betriebsbedingte Kündigungen „für sehr wahrscheinlich“. Die Produktion wird an Pepperl+Fuchs-Standorte nach Osteuropa und Asien verlagert.

Kritik aus der Mannheimer IG Metall

Nach Angaben der IG Metall sind die Beschäftigten am Donnerstag informiert worden. „Schock, Wut, Unverständnis – das waren die ersten Reaktionen bei der Belegschaft auf die Nachricht“, sagt Alfred Storch, Betriebsratsvorsitzender von Pepperl+Fuchs in Mannheim, laut Mitteilung. „Wir haben in Mannheim eine 80-jährige Tradition der industriellen Fertigung. Und diese soll jetzt preisgegeben werden? Dies ist für uns weder in irgendeiner Form nachvollziehbar, noch akzeptabel. Denn es gibt tragfähige Alternativen: Wir haben mit viel Aufwand, und auch unter Beteiligung der Arbeitgeberseite, ein Alternativkonzept vorgelegt. Dieses wurde leider bisher abgelehnt.“

Die Pläne seien ein schwerer Schlag für den Industriestandort Mannheim, erklärt Daniel Warkocz von der IG Metall. „Anstatt mit uns über wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu sprechen und damit hier Know-how sowie industrielle Stärke und Unabhängigkeit von Lieferketten zu erhalten, setzt Pepperl+Fuchs einseitig auf Schließung und Verlagerung der Produkte in Ausland.“

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In einer Stellungnahme verteidigt das Unternehmen seine Pläne. Als Weiterführung einer langfristigen Strategie richte Pepperl+Fuchs seinen Fokus nun noch stärker auf zukunftsweisende Technologien und Innovation am Stammhaus Mannheim, heißt es. Dazu würden „arbeitsintensive Fertigungsprozesse an international wettbewerbsfähige Produktionsstandorte verlagert“. Man gehe „mit äußerster Sorgfalt, Transparenz und sozialer Verantwortung“ vor.

Die Schließung erfolgt schrittweise. Laut IG Metall soll die Produktion bis Mitte 2027 dichtgemacht werden.

Pepperl+Fuchs stellt industrielle Sensoren und Explosionsschutz her. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „einer der Marktführer“ in diesem Bereich. In Mannheim arbeiten insgesamt 1.200 Menschen, hier sitzt der größte Teil der Forschungs- und Entwicklungsbereiche. Weltweit sind rund 6.400 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz betrug 2023 rund 930 Millionen Euro.

Neu bei Pepperl+Fuchs: Wilhelm Nehring (l., Vorstandsvorsitzender) und Martin Walter (Finanzen). © Oliver Farys/Pepperl+Fuchs

In der Stellungnahme hebt der Vorstand von Pepperl+Fuchs hervor: „Unser Stammhaus bleibt an unserem Gründungsstandort, daran besteht kein Zweifel. Mannheim ist und bleibt das Herz unseres Unternehmens.“

Seit Mai führt Wilhelm Nehring den Sensorhersteller, er hatte Gunther Kegel an der Spitze abgelöst. Auch Finanzchef Werner Guthier hörte auf, für ihn kam der Manager Martin Walter.

Kegel hatte im Frühjahr im Abschiedsinterview mit dieser Redaktion ein düsteres Bild zur Konjunktur gemalt. „Deutschland mogelt immer noch bei der Erkenntnis, wie weit es in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zurückgefallen ist.“ Schon damals hielt Kegel betriebsbedingte Kündigungen für möglich, sollten sich die wirtschaftlichen Kennzahlen nicht verbessern.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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