Chemie

Schlechte Geschäfte bei BASF – und keine Besserung in Sicht

Der Chemiekonzern erreicht bei den Zahlen für 2023 die eigenen Erwartungen nicht. Kommen nun weitere Sparprogramme auf die Belegschaft in Ludwigshafen zu?

Von 
Bettina Eschbacher
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Vorstandschef Martin Brudermüller kann vor seinem Abschied nur maue Bilanzzahlen präsentieren. © Helmut Fricke/dpa

Ludwigshafen. Das hat sich BASF-Chef Martin Brudermüller garantiert anders vorgestellt. Im Februar wird er die letzten Bilanzzahlen des Chemiekonzerns präsentieren, bevor er in Ruhestand geht. Doch diese Zahlen für 2023 sind ziemlich mau - und liegen auch noch unter Brudermüllers Prognose vom Oktober. Dabei hatte BASF die Aussichten im Juli schon einmal senken müssen. Auch die Erwartungen von Analysten hat BASF weitgehend verfehlt.

Der Umsatz ging 2023 um gut ein Fünftel auf 68,9 Milliarden Euro zurück - in Aussicht gestellt hatte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 73 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Sondereinflüssen brach 2023 mit voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro um 45 Prozent ein.

Spar-Erfolge bei BASF können die Rückgänge nicht ausgleichen

Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr sei auf niedrigere Margen zurückzuführen, heißt es in der Mitteilung der BASF. Die erreichten Einsparungen bei den Fixkosten hätten das nicht auffangen können. Angepeilt hatte man aber mindestens vier Milliarden Euro.

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Brudermüller hatte mehrere Sparprogramme vor allem für die Verwaltung aufgelegt, die auch Stellenabbau mit sich bringen. So fallen allein im Stammwerk Ludwigshafen 2500 Stellen von rund 34 700 Stellen (BASF SE) weg. Zudem werden als Folge der hohen Energiekosten mehrere Anlagen in Ludwigshafen stillgelegt. Alle Maßnahmen sollen dem Konzern ab Ende 2026 jährlich 1,1 Milliarden Euro an Einsparungen bringen.

Schlechte Aussichten in der Chemiebranche auch in den kommenden Monaten

Doch die bisher erzielten Einspar-Erfolge reichen nicht aus angesichts des Gegenwinds: Die Chemiebranche weltweit leidet unter der schwachen Konjunktur und einer schleppenden Nachfrage. In Europa und vor allem in Deutschland kommen noch die hohen Energiekosten dazu.

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Immerhin schaffte BASF einen Jahresüberschuss von 225 Millionen Euro. Im Vorjahr stand hier ein Fehlbetrag von 627 Millionen, weil die Beteiligung Wintershall Dea der BASF hohe Wertberichtigungen auf Vermögenswerte in Russland eingebrockt hatte.

BASF-Chef Martin Brudermüller trat schon im Herbst auf die Kostenbremse

Aber das Problem der schwachen Märkte bleibt. „Die Talsohle in der Chemiebranche scheint zwar erreicht zu sein, ein baldiges Aufwärts ist allerdings noch nicht in Sicht“, sagt Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf. Gerade hat der Leverkusener Agrarchemie- und Pharma-Konzern Bayer ein umfangreiches

Stellenabbau-Programm vorgestellt. Der Druck auf Brudermüller ist also hoch - da sind auch neue, zusätzliche Kostensenkungsprogramme nicht auszuschließen. Dabei tritt BASF seit dem Herbst schon stärker auf die Kostenbremse und hat zum Beispiel die Investitionen eingedampft. Projekte werden reduziert oder mit weniger Aufwand umgesetzt.

BASF-Betriebsratschef Sinischa Horvat ist gelassen

Außerdem hat Brudermüller angekündigt, dass der Konzern umgebaut wird: Die BASF will drei Bereiche aus dem Verbund der BASF SE herauslösen und sie in selbstständig agierende Einheiten überführen. Betroffen sind Agricultural Solutions (Pflanzenschutzmittel und Saatgut) sowie Battery Materials (Batteriematerialien vor allem für die E-Mobilität) und Coatings (Oberflächenbeschichtungen).

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Von
Stephan Keil
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BASF-Betriebsratschef Sinischa Horvat beurteilt die Perspektiven für den Standort Ludwigshafen angesichts der schlechten Geschäfte noch gelassen: „Aus Sicht des Betriebsrats sind wir mit Standortvereinbarung und vorsorglichen Betriebsvereinbarungen für Kapazitätsanpassungen und mögliche Kurzarbeit erst einmal gut aufgestellt.“ Die Standortvereinbarung schließt etwa betriebsbedingte Kündigungen aus. Was BASF jetzt zusätzlich und dringend brauche, seien „akzeptable Rahmenbedingungen, vor allem mit Blick auf Energiepreise“. Hier sei die Politik gefragt.

Das Wirtschaftsministerium könnte denWintershall Dea-Verkauf ausbremsen

Die könnte Brudermüller aber bei einem anderen Plan ausbremsen: BASF will die Anteile an Wintershall Dea an das britische Öl-Unternehmen Harbour Energy verkaufen. Das Bundeswirtschaftsministerium will diesen Deal nun aber „sehr intensiv prüfen“, wie das „Handelsblatt“ erfahren hat. Wintershall Dea ist Deutschland einziger Öl- und Gasförderer. Ein Veto des Ministeriums kann den Verkauf verhindern.

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Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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