Rhein-Neckar. Die IG Metall Mannheim kritisiert Pläne von Mercedes-Benz, einen Verkauf der konzerneigenen Autohäuser zu prüfen. „Wir sind schockiert von dem Vorhaben“, erklärte auf Anfrage Thomas Hahl, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim. Es sei nicht nachvollziehbar, wenn der Vorstand von Mercedes-Benz nun den Verkauf als Argument vorschiebe, weil in den Niederlassungen Investitionen anstünden, die man in der Vergangenheit versäumt habe und die sich nun angeblich nicht mehr lohnten. Hahl sprach von „absoluten Management-Fehlern“.
625 Beschäftige in der Niederlassung Mannheim mit drei Standorten
Nach guten Erfahrungen in verschiedenen europäischen Märkten prüft der Autobauer derzeit, wie man die konzerneigenen Mercedes-Benz-Niederlassungen eigenständiger aufstellen könne. In den bundesweit rund 80 Betrieben der Niederlassungen sind etwa 8000 Menschen beschäftigt. Auch ein Verkauf an erfahrene und renommierte Händlergruppen sei nicht ausgeschlossen.
Die Mercedes-Benz Niederlassung Mannheim ist ein Verbund mit weiteren Standorten in Heidelberg und Landau. Nach Angaben Hahls sind dort 625 Menschen beschäftigt, die meisten davon an der größten Einheit in Mannheim. Ob auch sie betroffen wäre, ist völlig offen. „Dieser Prozess startet erst, und daher kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage getroffen werden“, erklärte Doreen Laubsch, die Vorsitzende der Geschäftsleitung im Niederlassungsverbund Rhein-Main.
Laut Hahl stoßen die Pläne auf „völliges Unverständnis“ bei der Belegschaft: „Da ist auch eine Riesen-Wut und Empörung vorhanden.“ Ihre Arbeit habe die guten Ergebnisse der Niederlassungen erst ermöglicht. Der IG Metall-Chef ist zudem der Meinung, dass der Hersteller damit „auch ein paar Dinge aus der Hand gibt“. Über die Kunden der Niederlassungen erhalte man wertvolle Informationen zu den Fahrzeugen, etwa, wenn sie zur Reparatur in die Werkstatt gebracht würden.
IG Metall Mannheim sorgt sich um Tarifbindung
Hahl sorgt sich außerdem darum, dass viele Beschäftigte nach einem Verkauf der Niederlassungen - anders als derzeit - nicht mehr nach dem Tarifvertrag für das Kfz-Handwerk entlohnt werden. „Wir haben mittlerweile viele Autohäuser, die nicht mehr tarifgebunden sind.“
Dagegen sieht Dietmar Clysters, Obermeister der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Rhein-Neckar-Odenwald, die Pläne gelassen: „Ich denke, dass Mercedes den Markt genau analysiert hat und gute Gründe hat, den Schritt zu gehen. In anderen Ländern haben sie das schon gemacht und damit anscheinend gute Erfahrungen. Es spricht auch einiges dafür, dass unsere Händler, die Autohausgruppen, einen guten Job machen, sonst würde Mercedes diesen Schritt nicht gehen.“
Wer aus Sicht der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald profitieren könnte
Als Grund vermutet er den Wandel in der Branche, wie Digitalisierung, neue Antriebsarten oder neue Vertriebsmodelle. Daher sei es sinnvoll, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen und so näher am Kunden zu sein. „Ich würde sagen, dass bei einem regionalen Händler, der die Kunden schon jahrelang betreut, die Bindung zum Kunden größer ist als bei einem großen Konzern, wo es doch öfter mal Personalwechsel gibt“, so Clysters. Mercedes habe deutlich gemacht, keine Finanzinvestoren zu wollen, aber Beschäftigung, Ausbildung und Standorte zu sichern. Daher könne er nichts Negatives erkennen. „Es ist ein Schritt in die Zukunft und eine Entwicklung, die auch das Handwerk und die Unternehmen vor Ort stärkt.“
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