Mannheim. Fabian Engelhorn ist der alte und neue starke Mann der Mannheimer Modegruppe Engelhorn. Mit einem Unterschied: Er ist jetzt der einzig verbliebene Vertreter der Familie im operativen Geschäft. Gerade gab das Unternehmen bekannt, dass Andreas Hilgenstock und Simon Engelhorn aus der Geschäftsführung ausscheiden. Beide sind Cousins von Fabian Engelhorn und wechseln in den Aufsichtsrat des Unternehmens.
Fabian Engelhorn betont: "Sind uns sehr einig"
Ob es jetzt ein bisschen einsamer an der Spitze ist, nachdem zwei Familienmitglieder aus der Geschäftsführung ausgeschieden sind? Nein, sagt der Engelhorn-Chef im Gespräch mit dieser Redaktion. Schließlich blieben ihm beide als Berater und Sparringspartner im Kontrollgremium erhalten. Der Umbruch sei mit Vorlauf geplant worden: „Wir haben uns schon lange Gedanken über den Führungswechsel gemacht.“ Und: „Wir sind uns sehr einig, wie wir das getan haben.“ Dass beide Geschäftsführer auf einen Schlag gehen, wirke zwar in der Öffentlichkeit überraschend, „aber es gab keine Uneinigkeiten“.
Cousin Simon Engelhorn plant Neues
So höre Andreas Hilgenstock aus Altersgründen auf, während der 40-jährige Simon Engelhorn noch einmal neu unternehmerisch tätig werden wolle, „etwas anderes machen wollte“. Fabian äußert Verständnis dafür, dass sein Cousin nach rund zehn Jahren in der Geschäftsführung noch einmal andere Wege gehen wolle, frei von den Fesseln der Familientradition.
Ein Dreier-Team wird das Unternehmen künftig führen: Fabian Engelhorn trägt als Geschäftsführender Gesellschafter die Hauptverantwortung. Für das operative Geschäft ist wie bisher Armin Weger zuständig. Neu in die Geschäftsführung kommt Sebastian Bungartz von der Dohle Handelsgruppe, zu der der Lebensmittelhändler Hit gehört.
Neuer Finanzchef Bungartz kommt von außen
Das sei auch ein Familienunternehmen, erklärt Engelhorn. Er sieht es als großen Vorteil, dass Bungartz die pragmatischere und weniger hierarchische Arbeitsweise eines familiengeführten Hauses schon gut kenne. Der Handelsexperte wird unter anderem Finanzen, Controlling und IT verantworten.
Engelhorn betont auch, dass externe Manager nichts Neues in der Mode-Gruppe seien. „Darauf hat schon mein Vater Richard Engelhorn vor 40 Jahren Wert gelegt.“ An der Strategie werde auch das neue Team nicht rütteln. So hat sich das Online-Geschäft gerade in der Corona-Pandemie zu einem wichtigen Standbein entwickelt. Auch der Gastronomiebereich mit mehreren Restaurants hat an Stellenwert gewonnen.
Engelhorn-Chef will "über den Tellerand" schauen
Mehr Verantwortung hatte Fabian Engelhorn schon 2015 bekommen, als noch beide Cousins mit in der Geschäftsführung vertreten waren. Damals wurde das operative Geschäft in seiner Hand gebündelt. Sein inzwischen verstorbener Vater Richard war allerdings noch Vorsitzender der Geschäftsführung.
Seit Kurzem will das Unternehmen wieder mehr „über den Tellerrand“, also über Mannheim hinaus schauen. In Mannheim ist das Traditionshaus der Mode-Platzhirsch, dort stehen unter anderem das Engelhorn-Haupthaus und das Sporthaus engelhorn sports.
In jüngster Vergangenheit haderte die Geschäftsführung aber mit der Verkehrspolitik der Stadt. Der Verkehrsversuch und ein schlechtes Baustellenmanagement hätten die Mannheimer Innenstadt viel Kundschaft von außerhalb gekostet. So vermisste man bei Engelhorn zum Beispiel die Kunden aus der Pfalz.
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Zufrieden mit Rheingalerie-Outlet
Auch deshalb wagte Engelhorn zum ersten Mal in seiner mehr als 130-jährigen Firmengeschichte den Sprung über den Rhein. Im Herbst 2023 öffnete in der Ludwigshafener ein Pop-up-Outlet mit vergünstigter Ware etwa aus der Vorsaison. Dort läuft es so gut, dass derzeit über ein ständiges Geschäft im Einkaufszentrum verhandelt wird. „Wir waren überrascht, wie viele potenzielle Kunden wir damit erreichen. Darunter sind auch viele Neukunden, die bisher noch keinen Kontakt zu uns hatten“, sagt Engelhorn. In der Rheingalerie war der Modehändler mit dem klangvollen Namen mit offenen Armen empfangen worden.
Mannheimer planen neues Projekt in Mainz
Mit dem Outlet in Ludwigshafen läuft sich Engelhorn bereits für ein größeres Projekt in der Pfalz warm: Schon unterschrieben sind die Verträge für ein Sportgeschäft in Mainz. Die Mannheimer planen dort im neu entstehenden „Lu:Quartier“ ein Sporthaus.
Engelhorn wird der Ankermieter auf der Fläche eines ehemaligen Kaufhof-Kaufhauses. Als „Lu“ bezeichnen die Mainzer die Ludwigsstraße in ihrer Innenstadt. Das ist durchaus als Signal für den stationären Handel zu werten, der bundesweit von Insolvenzen und Schließungen gebeutelt wird. Der Engelhorn-Chef sieht indes die Talsohle im Innenstadt-Handel erreicht, auch für Mannheim und sein Unternehmen. Er hofft darauf, dass die Menschen wieder mehr konsumieren, wenn die Inflation weiter zurückgeht.
Engelhorn-Geschäfte: Wirtschaftlich herausfordernd
Im Corona-geprägten Geschäftsjahr 2021/22 hatte Engelhorn einen Verlust von knapp einer Million Euro geschrieben. Auch Corona-Hilfen vom Staat hatte die Mode-Gruppe bekommen. Das laufende Geschäftsjahr endet im Februar. Zahlen verrät Engelhorn noch nicht. Wirtschaftlich „herausfordernd“ seien aber auch die vergangenen Monate gewesen.
Engelhorn: "Wir geben in Mannheim nix auf"
Trotzdem wolle man wachsen statt zu verkleinern. 2022 hatte Engelhorn „the box“ auf den Kapuzinerplanken aufgegeben und das Sortiment mit jüngerer Mode ins Haupthaus integriert. Weitere Schließungen von Standorten in Mannheim sind aber laut Engelhorn-Chef kein Thema: „Wir geben nix auf.“
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