Studie

ZEW: Allzeit-Tief bei Start-ups in der Informationsbranche

Die Wissenschaftler des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts haben die Entwicklung in der Informations- und Kommunikationsbranche untersucht.

Von 
Walter Serif
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Die Digitalisierung hat inzwischen alle unsere Lebensbereiche erfasst - im Alltag und im Beruf. © Peter Steffen/dpa

Rhein-Neckar. In einem Punkt sind sich die Ökonomen und Politiker jeglicher Couleur einig. Die deutsche Wirtschaft muss viel mehr auf Künstliche Intelligenz und Digitalisierung setzen, wenn sie auch in Zukunft auf den Weltmärkten zukunftsfähig sein will. Doch bei der Umsetzung tun sich vor allem die traditionellen Betriebe schwer. Gerade deshalb ist es wichtig, dass in der Informations- und Kommunikationstechnologiebranche (IKT) junge Unternehmen für frisches Blut sorgen. Denn als Anbieter innovativer Produkte und Dienstleistungen ist diese Branche ein entscheidender Treiber der Digitalisierung der gesamten deutschen Wirtschaft. Aufgrund seiner Dynamik leistet der IKT-Sektor einen wichtigen Beitrag zum Wachstum und der Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Knapp 100.000 Unternehmen in der IKT-Branche

Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass die Zahl der Neugründungen in dieser Branche auf ein Allzeit-Tief gefallen ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Gab es im Jahr 2022 noch 6.300 neue Start-ups, waren es 2023 mit 6.100 immerhin 200 weniger, also ein Minus von 3,2 Prozent. So wenige Gründungen gab es seit 2002 noch nie, damals veröffentlichte das ZEW seinen ersten Branchenbericht im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Insgesamt zählte der Wirtschaftszweig 2023 deutschlandweit knapp 100.000 Unternehmen, etwa 1.000 weniger als ein Jahr zuvor.

Der Laptop ist ständiger Begleiter vieler Arbeitnehmer. © picture alliance/dpa

„Neben ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung hat die IKT-Branche vor allem auch über ihre Innovationsfähigkeit einen großen Einfluss auf die Entwicklung der gesamten deutschen Wirtschaft. Innovationen der IKT-Branche wirken sich schnell auch auf andere Branchen aus“, sagt ZEW-Forscher Robin Sack.

ZEW sieht keinen Grund zur Panik

Sack sieht mit Blick auf die gesunkene Zahl der Start-ups allerdings keinen Grund zur Panik. Denn der Vergleich mit anderen Wirtschaftszweigen weist nach seiner Darstellung darauf hin, dass das Gründungsgeschehen in der IKT-Branche insgesamt stabil ist. Er bezieht sich dabei auf den Gründungsindex, der die Zahl der neuen Start-ups in den untersuchten Branchen ins Verhältnis zu den Zahlen im Jahr 2002 setzt. Dieser liegt 2023 in der IKT-Branche mit einem Wert von 89 deutlich über dem der Vergleichsbranchen, die nur auf einen Wert von 67 kommen.

Branche wächst seit 2009 kontinuierlich

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, weshalb sich Robin Sack keine großen Sorgen um die Branche macht. Die Zahl der Erwerbstätigen in der IKT-Branche steigt seit 2009 kontinuierlich an. Rund 1,5 Millionen Menschen sind im Jahr 2023 sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder selbstständig in der Branche tätig gewesen. Das entspricht nach ZEW-Angaben einem Anteil von rund 5,5 Prozent aller Erwerbstätigen der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland.

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„Dass die Zahl der Erwerbstätigen seit Beginn der Beobachtung im Jahr 2009 kontinuierlich wächst, ist ein gutes Zeichen. Im Durchschnitt beschäftigt jedes IKT-Unternehmen in Deutschland rund 15 Mitarbeitende – das ist etwa eine Person mehr als im Jahr zuvor. Die Unternehmen wachsen also“, sagt ZEW-Wissenschaftler Thomas Niebel, Mitautor der Studie.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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