Kulturrätsel (Teil 10) - Gesucht wird ein Bauwerk aus dem Mittelalter, das heute gelegentlich als Kulisse für Konzerte dient

Geschichtsträchtiges Gemäuer

Von 
Georg Spindler
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© xmedias

Es ist eine der imposantesten Freiluft-Konzertbühnen der Region: In der historischen Kulisse jenes Bauwerks, nach dem wir heute fragen, haben Stars wie der Bluesmusiker Luther Allison, Jazzsaxofonist Charles Lloyd und vor allem Jazzpianist Esbjörn Svensson legendäre Auftritte absolviert. Dass die Fans sich viele Jahre danach noch immer mit wohligem Gänsehaut-Gefühl daran erinnern, unterstreicht die Faszination des Ambientes.

Das liegt nicht nur an der pittoresken Umgebung mit ihrer Mischung aus Naturerlebnis und geschichtsträchtiger Atmosphäre. Der besondere Erlebniswert beruht außerdem darauf, dass es sich bei dem gefragten Bauwerk um ein historisches Relikt aus dem Mittelalter handelt.

Gerade in der Symbiose mit moderner Musik und Lichtinszenierung besitzt es eine einzigartige Ausstrahlung – obwohl oder gerade weil das Gemäuer heute nur noch als wildromantische Ruine existiert.

Im 11. Jahrhundert, 1025 oder auch 1030, wurde das heute existierende Bauwerk als Sakralgebäude der Salier errichtet. Und zwar als Umbau eines weltlichen Bauwerks, das zuvor dort existierte, heute aber nicht mehr rekonstruierbar ist. Noch früher hatte es eine keltische Siedlung auf dem Areal gegeben.

1038 fand in dem Gebäude eine Synode statt, bei der die bis heute gültige Regelung über die Terminierung der Adventssonntage beschlossen wurde. Von 1042 bis 1056 beherbergte das Gebäude sogar die Reichsinsignien des Kaisers. Im 14. und 15. Jahrhundert kam es dann aber durch lokale kriegerische Auseinandersetzungen zu Beschädigungen. 1504 wurde das Bauwerk schließlich im bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg in Brand gesteckt. Danach setzt der Verfall der Anlage ein.

Erst 1843 wurde die Ruine im Geist der Romantik von weltlichen Herrschern durch Gartenanlagen wieder aufgehübscht, später mehrfach saniert – aber eben als Ruine erhalten. In den 1970er und 1980er Jahren wurden einige Gebäudeteile wiederaufgebaut und neu gesichert. Und so steht dieses mittelalterliche Denkmal heute als Zeichen von menschlicher Zerstörungswut, herrschaftlichem Stolz und und christlicher Spiritualität gleichermaßen. Eine Kulisse, die Geschichte atmet.

Redaktion

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