Eigentlich hätte dieser Spross einer pfälzisch-badischen Kaufmannsfamilie genau so gut auf der anderen Rheinseite etwas werden können: bei der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik, besser bekannt als BASF. Denn nach der familientypischen kaufmännischen Lehre studierte er erst einmal zwei Jahre lang Chemie. Dann hätte der fünfte Träger des Iffland-Rings vielleicht in Ludwigshafen die Ehrenbürgerwürde erhalten, und es wäre keine Straße in Brühl nach ihm benannt worden.
Seine Geburtsstadt Mannheim ehrte die gesamte Familie, aus der immerhin drei bekannte Theaterpersönlichkeiten hervorgingen, mit einem Straßennamen in der Oststadt und einem 2010 eröffneten Museum. Eine Namensvetterin, die zeitweise ebenfalls am Nationaltheater engagiert war, verschlug es in die langlebige ARD-„Lindenstraße“. Ein großer, langlebiger Name ist es also, den wir in dieser Rätselfolge suchen.
1887 begann er selbst seine Schauspielausbildung. Die trug enorme Früchte: Nach den Stationen Mannheim, Basel, Meiningen zog es ihn nach Berlin, wo er vor allem am Deutschen Theater glänzte. Erst unter Otto Brahm, später noch einmal in der Ära von Max Reinhardt.
1913 gelang ihm als einem der ersten deutschsprachigen Bühnenstars der „Crossover“ zum Film. Als die Zeiten hierzulande zu radikal deutsch wurden, emigrierte er mit seiner jüdischen Ehefrau, auch eine erfolgreiche Schauspielerin, 1934 nach Österreich und 1938 in die USA. Der Erfolg blieb ihm auch in Hollywood treu, trotz eines stark Monnemerisch geprägten Englisch - bis zur Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller für einen Film der Thriller-Regielegende Alfred Hitchcock. 1944 debütierte der Mannheimer am Broadway - in der Rolle von Papst Pius XI.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es den älteren Herren ab 1946 zurück auf die deutschsprachigen Bühnen in Europa. Fortan pendelte er zwischen der Alten und der Neuen Welt. 1952 starb er dann auch auf einer Flugreise von New York nach Zürich im Alter von 84 Jahren. Der Grandseigneur der deutschen Schauspielkunst wurde auf dem Mannheimer Hauptfriedhof begraben - unter einer massiven Grabplatte mit dem Schiller-Satz aus dem Prolog zu „Wallensteins Lager“: „Denn wer den Besten seiner Zeit genug getan, der hat gelebt für alle Zeiten.“
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