Schwetzingen. Grundsätzlich ist die Band Toto wohl allen Menschen ein Begriff, die schon mal freiwillig oder unfreiwillig mehrere Minuten Radio gehört haben. Einem Song wie „Africa“ ist derweil auch online nicht zu entkommen. Wie bei vielen Bands ihrer Generation sind es aber wirklich nur die Hits, die den meisten Menschen sofort einfallen, weniger die Gesichter hinter der Band oder die Musik abseits der ganz großen Nummern.
Am Donnerstag, 28. Juli, treten Toto bei „Musik im Park“ in Schwetzingen auf. Zu diesem Anlass haben wir mit Sänger Joseph Williams gesprochen, der über die neuesten Tour-Erfahrungen spricht, aber auch auf die lange Historie der Band zurückblickt – und dabei andeutet, dass die Zukunft nicht unbedingt beschlossene Sache ist.
Zur Person: Joseph Williams
- Joseph Williams kam1960 in Santa Monica, Kalifornien in den USA auf die Welt.
- Sein Vater ist der Filmkomponist John Williams , unter anderem bekannt für die Musik von Filmreihen wie „Star Wars“ oder „Indiana Jones“. Seine Mutter war die Schauspielerin Barbara Ruick .
- Williams war erst von 1986 bis 1988 Mitglied von Toto und sang auf den Alben „Fahrenheit“ (1986)und „The Seventh One“ (1988).
- Er verließ die Band wegen persönlicher Probleme . Auf dem Compilation-Album „Toto XX“ (1997) ist er aber ebenso zu hören wie in einem Lied des Albums „Falling in Between“ (2006).
- Seit 2010 gehört er wieder offiziell zur Band und ist auf den Alben „Toto XIV“ (2015) und „Old Is New“ (2018) zu hören.
- Zusätzlich zu seiner Arbeit mit Toto hat Joseph Williams elf Soloalben veröffentlicht.
- In der englischen Originalfassung des Disney-Films „Der König der Löwen“ ist Williams als Gesangsstimme des erwachsenen Simba zu hören. Er nahm also Gesang für die Lieder „Hakuna Matata“ und „Can You Feel the Love Tonight“ auf.
- Williams sang den englischsprachigen Titelsong der Kinderserie „Disneys Gummibärenbande“ .
Wie war die Pandemiezeit für eine international aktive Band wie Toto?
Joseph Williams: Sie war nicht gut, das Ganze hat uns definitiv sehr eingeschränkt. Als wir 2019 unsere Tour beendet haben, wussten wir schon, dass wir eine Pause einlegen wollen, aber wir hatten geplant, Ende 2020 oder Anfang 2021 wieder zurück zu sein. Stattdessen haben wir weiter Musik produziert. David Paich (Toto-Keyboarder, Anm. d. Red.) bringt bald eine neue EP raus und Luke (Steve Lukather, Toto-Gitarrist, Anm. d. Red.) veröffentlicht ein neues Solo-Album. Wir haben versucht, aktiv zu bleiben, aber es war sehr schwer für uns, nicht unterwegs zu sein und arbeiten zu können.
Hat all das die Zukunftspläne der Band verändert?
Williams: Das haben wir alles 2020 entschieden. Einige Musiker wollten nicht zurück zur Band kommen und David Paich kann nicht mehr touren und reisen wie früher, auch wenn er gerne würde, also mussten wir uns etwas Neues einfallen lassen. Luke und ich haben dann entschieden, mit einer neuen Gruppe von Musikern durchzustarten, die wirklich motiviert sind. Das ist die Besetzung, die man auf unserer DVD von 2020 sieht.
Wie läuft es mit der neuen Besetzung bisher?
Williams: Es ist unvorstellbar. Es ist tausend Mal besser als ich gehofft hatte. Wir beenden grade eine Tour mit 41 Konzerten in den USA, gemeinsam mit der Band Journey. Jede Show war hervorragend, ich kann mich nicht an eine schlechte erinnern. Es erinnert mich sehr an die Ära der Band mit Jeff Porcaro (1992 verstorbener Toto-Schlagzeuger, Anm. d. Red.). Alle verstehen sich ausgezeichnet. Ich finde, wir haben eine tolle Kombination von Songs und ich glaube, die Leute da draußen haben richtig Spaß daran. Es klingt ein bisschen anders als zuvor, aber gleichzeitig passt alles, was man in Sachen Toto-Hits erwartet, haargenau.
Ist der Auftritt im Juli der erste in Schwetzingen für Toto und wissen Sie irgendetwas über die Region?
Williams: Auf Anhieb nicht wirklich, das tut mir leid (lacht).
Die Stadt Heidelberg ist zum Beispiel ganz in der Nähe von Schwetzingen.
Williams: Ah, ja, dann haben wir definitiv schon einmal in der Gegend gespielt.
Wie waren die Publikumsreaktionen auf die bisherigen Termine der aktuellen Tour?
Williams: Es war unglaublich. Dass wir mit Journey auf Tour waren, hat uns die Chance verschafft in den USA in Arenen zu spielen, was eine Dimension ist, die wir alleine hierzulande nicht erreichen. Da schauen uns jeden Abend zehn- bis zwölftausend Menschen zu. Manche waren Journey-Fans, die nicht wirklich wussten, was es genau mit Toto auf sich hat, und ich glaube, wir haben einige überzeugt.
Haben Sie Erfahrungen damit gemacht, dass junge Menschen, die vielleicht noch gar nicht geboren waren, als die ersten Alben veröffentlicht wurden, zu Toto-Fans werden?
Williams: Toto haben einige Songs, beziehungsweise ganz besonders einen Song, den im Grunde jeder auf der ganzen Welt kennt. Das ist eine irre Sache. „Africa“ geht über alle Generationengrenzen hinaus. Wir sehen Kinder in unserem Publikum, Teenager und Menschen in ihren Zwanzigern, da ist alles dabei und das liegt vor allem an der Popularität dieses Lieds.
Nervt es manchmal, jeden Abend „Africa“ oder „Hold the Line“ spielen zu müssen?
Williams: Für mich ist es immer noch aufregend. Die Stücke, bei denen die Zuschauer sofort aufspringen, sind immer aufregend. Wir spielen „Africa“ jedes Mal und das verursacht die direkteste Reaktion vom Publikum.
Welches Lied spielen Sie persönlich am Liebsten live?
Williams: Wir haben die letzten Konzerte mit einem Song vom Album „Toto XIV“ begonnen, „Orphan“. Es ist ein spannender Song, auch wenn ihn viele nicht wirklich kennen. So wie wir ihn in dieser Besetzung spielen, ist das eine wirklich coole Art, in einen Auftritt einzusteigen und wir bekommen jeden Abend tolle Reaktionen darauf. Das ist beeindruckend und ungewöhnlich für ein Lied, das nicht annähernd so berühmt oder beliebt ist, wie andere. Dann gibt es noch ein paar andere Stücke in unserem Programm, die wir in den Staaten nicht gespielt haben, aber für Europa einplanen. Da ist zum Beispiel „You Are the Flower“ vom ersten Album, den ich extrem gerne singe.
Lukather hat in einem Interview gesagt, dass „Old Is New“ von 2018 das letzte Studioalbum bleiben wird. Hat sich etwas geändert?
Williams: Ich glaube, das sieht er immer noch so. Meine Meinung ist, dass niemand weiß, was in der Zukunft passieren wird. David Paich hat ja gerade eine EP fertiggestellt, an der ich beteiligt war und Luke hat an seinem Album gearbeitet, bei dem ich geholfen habe - und beide Projekte klingen verdächtig nach Toto, sie heißen nur anders. Fürs Erste will Luke aber Solomusik produzieren, die aber nicht so weit weg von Toto ist.
Würde es Ihnen fehlen, mit der Band im Studio zu arbeiten oder glauben Sie, dass Sie weiter gemeinsam Musik machen werden, nur unter anderem Namen?
Williams: Letzteres. Die beiden sind sowieso fast die Einzigen, mit denen ich je viel im Studio gearbeitet habe, das wird nicht einfach abreißen. Was mir eher fehlen würde, wäre das Livespielen und deshalb tue ich das jetzt so lange ich kann.
Stand es jemals im Raum, dass die Band aufhören würde, live aufzutreten?
Williams: Wir haben darüber gesprochen, kurz bevor die Pandemie richtig losbrach und haben beschlossen, weiter Konzerte zu geben. Wir wussten nur noch nicht, dass wir das ganze Jahr 2021 würden abwarten müssen. Jetzt sind wir umso bereiter.
Sie sind seit Jahrzehnten aktiver Musiker. Gibt es ein Land, in dem sie am liebsten auftreten?
Williams: Ich liebe so viele davon. Das ist, wie einen Liebling unter den eigenen Kindern auszusuchen (lacht). Ich habe über die Jahre großartige Konzerte in Skandinavien erlebt, aber ebenso denkwürdige in Japan. Ein fantastisches Erlebnis war es, dieses Jahr in unserem großen Stadion hier in Los Angeles zu spielen, dem Staples Center – inzwischen heißt es Crypto.com-Arena. Es ist schwer, nur ein Land auszusuchen. Wenn ich nur einen Ort nennen müsste, an dem ich einfach gerne wäre, dann würde ich vermutlich Hawaii sagen (lacht).
Haben Sie besondere Erinnerungen an Ihre Touren in Deutschland?
Williams: 2010 oder 2011 habe ich in Deutschland viel Zeit mit Simon Phillips (damaliger Toto-Schlagzeuger, Anm. d. Red.) verbracht. Ich weiß nicht mehr, wo wir genau waren, aber wir sind mit Miniatur-Formel-1-Autos gefahren und er hat mir den Besitzer des Porsche-Rennfahrerteams vorgestellt. Das sind so die schönen Erlebnisse abseits der Konzerte selbst.
Nachdem Sie bereits in den 1980ern Mitglied von Toto waren, hatten sie später irgendwelche Bedenken, wieder in die Band einzusteigen?
Williams: Nein. Der Prozess meines Wiedereinstiegs war sehr viel länger, als die meisten Leute wissen. Ich habe einen Refrain auf dem Album „Falling in Between“ gesungen, das war 2006. 2007 war ich bei einigen Konzerten dabei, um „Pamela“ und „Stop Loving You“ (vom Album „The Seventh One“, auf dem Williams zu hören ist, Anm. d. Red.) zu singen während Bobby (Kimball, ehemaliger Toto-Sänger, Anm. d. Red.) noch in der Band war. 2008 war ich auch bei ihrem letzten Konzert in Japan dabei. Luke und ich haben schon 2007 darüber gesprochen, eine Version der Band zusammenzustellen, in der ich singe, es war nur nicht sicher, ob das klappen würde. Die Idee, Geld für Mike Porcaro (2015 verstorbener Toto-Bassist) zu sammeln, der an ALS litt, bot uns dann die richtige Gelegenheit, zusammenzuarbeiten.
Fühlt es sich je seltsam an, die Hits der Band zu singen, die veröffentlicht wurden, als Sie kein Mitglied waren, beispielsweise die genannten „Africa“ oder „Hold the Line“?
Williams: Es beschweren sich häufig Menschen, dass ich nicht Bobby Kimball bin, aber er kann eben nicht mehr Teil der Band sein. So einfach ist das. Es bringt mir nichts, darüber nachzudenken.
Info: Karten für den Auftritt von Toto bei „Musik im Park“ am Donnerstag, 28. Juli, ab 19.30 Uhr gibt es in der Geschäftsstelle der Schwetzinger Zeitung, Carl-Theodor-Straße 2 in Schwetzingen, bei allen bekannten Vorverkaufsstellen, bei der Ticket-Hotline 0621/10 10 11 sowie unter www.provinztour.de.
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