Manchmal, da täten ihr die Politiker schon arg leid, sagt die schwangere Alya, während sie fleischlos glücklich guckt und mit ihren weißen Zähnen herzhaft einen Grünkernbrätling bearbeitet. „Der Habeck zum Beispiel. Der wird jetzt heftig kritisiert, weil er Elga Bartsch zur Chefökonomin gemacht hat.“ Bela ruft: „Elga wer?“ Klar, nicht jeder kennt Elga Bartsch. Bevor sie die „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“ in Habecks Ministerium bestimmen durfte, war sie in leitender Funktion beim Acht-Billionen-Dollar-Konzern BlackRock, der größte Finanzverwalter der Welt. Franz Müntefering hat BlackRock mal „Heuschrecke“ genannt. Ist lange her.
„Dabei“, so führt Alya ihre Rede nun weiter, „hat die gute Elga doch BlackRock maßgeblich zu einer Truppe gemacht, die sich für erneuerbare Energien und das Ende von Öl und Kohle einsetzt. Versteht ihr: Die ist voll woke!“
Bescheuertes Wort, meint Bela – und Caro, bis eben ausnahmsweise recht still, sieht in dem ganzen „einen Paradigmenwechsel – BlackRock sei ja kein Öko-Ding. Die seien nicht grün, sondern sie sehen, dass sich mit Grün mehr Geld verdienen lasse. Punkt. So sei aber dann auch allen gedient.
Das könnte man so stehen lassen. Ich finde ja, Politiker brauchen sicherlich viel. Aber Mitleid nicht. Mitleid sollte man schwächeren Typen zukommen lassen, nicht Scholzomaten im Neoprenanzug, wo du oben in den Schlitz eine Frage reinwirfst und die Antwort im Nu ausgespuckt wird.
„Und Scholz“, sagt Alya, als hätte sie meine Gedanken lesen können, „der wird für sein zögerliches Handeln bei den Waffenlieferungen und überhaupt kritisiert. Also ich wollte das nicht entscheiden wollen und schuld sein, wenn das Monster aus Moskau die A-Waffe einsetzt.“ Kanzler-Sein in diesen Zeiten sei halt kein Traum-Job, meint Caro, da könne man eigentlich nur alles falsch machen, deswegen seien auch nur 29 Prozent der Deutschen zufrieden mit ihm. „Aber kritisieren darf man einen Kanzler immer, vor allem, wenn er von Zeitenwende und Doppelwumms spricht, aber den Leuten nicht erklären kann, was das ist und warum er wann etwas wie und wofür tut.“ „Oder es lässt“, gibt Bela seinen Senf dazu. „Olaf Scholz ist halt der Schweiger aus Osnabrück“, sagt Caro final.
Ich finde ja auch, dass Olaf Scholz ein seltsamer Typ ist. Als er Kanzler wurde, schrieb mir jemand aus Hamburg, das Scholz vorher mal regiert hatte: „Der hat schon in Hamburg nix gemacht. Jetzt macht er halt in Berlin nix. Was für eine Karriere!“
Na ja, jetzt hoffen wir halt mal, dass Scholz nicht irgendwann aus seinem Ich-bin-allem-gewachsen-Traum aufwacht, seine renitente, kämpferische und moralische Guerilla-Ader entdeckt und sich am Ende seiner Amtszeit – gewissermaßen aus Solidarität zur „letzten Generation“ – an der Kanzlerbank festklebt mit einem Pappschild auf dem Bauch: „Ich, der Scholzomat, komme mit mir selbst zusammen und leiste entschlossen gewaltfreien Widerstand gegen die Erfordernisse und den Wahnsinn der Zeitenwende. Ich bin der Überlebenswille des Doppelwumms! Auf immer: Euer Olaf, der letzte Kanzler!“
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