Kolumne #mahlzeit

Politikerinnen und Politiker, verbietet endlich das Böllern!

Kolumnist Stefan M. Dettlinger findet, man sollte der Pyro-Industrie einfach 200 Millionen Euro dafür geben, dass sie keine Böller und Raketen mehr verkaufen darf - das kommt die Steuerzahlenden seiner Ansicht nach günstiger

Von 
Stefan M. Dettlinger
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© kako

Ich will nicht gleich im neuen Jahr wieder miesepetrig rüberkommen, sorry, aber so weit ich es beurteilen kann, gibt es keinen Grund, nicht miesepetrig zu sein, denn das neue Jahr ist so schlecht wie das alte Jahr. Krieg und Krisen überall. Ukraine. Israel. Syrien. Afghanistan. Und dann die vielen afrikanischen Staaten, über die wir ja nur sprechen, wenn die Leute von dort zu uns flüchten. Und dann das Klima. Das wird eh von den meisten ignoriert, einfach weil sie sich so kuschelig in ihrer Luxuswelt voller fetter Karossen und fantastischer Fernreisen eingenistet haben und nicht weiter denken als bis zur Nasenspitze.

Nein, sorry: 2024 hat noch schlechter begonnen als 2023. Es gibt mehr Antisemitismus. Es gibt mehr Islamophobie. Es gibt mehr Rassismus. Es gibt mehr antidemokratische Bewegung. Es gibt mehr von allem, was schlecht ist. Auch von der AfD und Artgenossen gibt es immer mehr. Und dann das Böllern. Das Böllern ist keine Bagatelle. Es steht für eine Mentalität des „Jetzt erst recht“. Leute: Goebbels hat nicht ein zweites Mal den „totalen Krieg“ ausgerufen!

In Zahlen: Nachdem die armen, stets über hohe Energiepreise und sowieso über alles klagenden Deutschen vor einem Jahr sagenhafte 180 Millionen Euro für ihr Jahresendzeitbombardement ausgegeben haben, verzeichnen die Böller-Warlords jetzt wohl ein neues Rekordergebnis. Und die vielen Polizei-, Feuerwehr- und Reinigungseinsätze dürften noch mal so viel kosten. Geht’s noch? Allein vom Dran-Denken werde ich aggressiv, bekomme Tinnitus und radikalisiere mich gedanklich. Natürlich nicht wirklich.

Ich finde aber, dass die Tatenlosigkeit der Politik bei der blöden Böllerei, die längst zur gefährlichen Bomberei geworden ist, bei der labilen deutschen Bevölkerung genau so zu Politikverdrossenheit und Radikalisierung führen könnte wie das ständige Hin und Her der GmbH (Schicksals-Gesellschaft mit beschränkter Haftung) von Scholz, Habeck, Lindner und Co. Ich habe immer gedacht: Nein, du bist so politisch und von der Demokratie überzeugt – es wird niemals passieren, dass du mal an der Intelligenz und dem Willen politischer Akteure zweifelst.

Und dann lese ich nach einem Urlaub im stillen Alpinparadies französischer Berge über brennende Wohnungen und Lkw in Mannheim oder – noch geiler – den Berliner Jahreswechsel: 1598 Feuerwehreinsätze, 390 Festnahmen, 54 verletzte Staatsdienende, Raketengefechte am Alexanderplatz, Schreckschusswaffen, illegale Böller, Drogen. Puh!

Wenn Eltern sehen, wie Kinder mit Dingen gefährlich rummachen, dann nehmen sie den Kindern das Zeug weg und verbieten es. Wir Deutsche (okay, Migranten sind auch dabei) sind wie Kinder. Bitte, liebe PolitikerInnen, seid wie gute Eltern und nehmt den Kindern dieser Republik (über und unter 18 Jahren) die Böller, Bomben und Raketen weg. Verbietet das Zeug verdammt noch mal. Schenkt der Pyro-Industrie die 200 Millionen Euro einfach so – das ist in jedem Fall besser und billiger für die Steuerzahler als all die Einsätze und Putzerei. Bitte! Ich habe euch doch gewählt für so was …

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Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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