Ketsch. Als ich ihn im Frühjahr zu seinem Entschluss, das Amt des Schulleiters zur Verfügung zu stellen, interviewen durfte, sagte mir Joachim Rumold: „Ich werde keine große Rede halten und möchte – wenn überhaupt – eine Verabschiedung nur in ganz kleinem Rahmen, schließlich gehe ich ja noch nicht in Ruhestand.“ Seinem Wunsch wurde entsprochen, doch eines war am vergangenen Mittwoch in der Aula alles andere als klein – und dies war die Dankbarkeit an eine Person, die das Herz am rechten Fleck hat und den Menschen mit wenigen Worten und durch Empathie etwas vermitteln kann, was heute vielleicht mehr wert ist als vieles andere: ehrliche Wertschätzung, durch achtsame Aufmerksamkeit.
Durch seine Fähigkeit, aktiv zuzuhören und dann seine Worte sorgsam zu wählen, fällt niemand bei ihm durch das sprichwörtliche „Raster“ oder landet gar vorschnell in einer Schublade. Nicht nur an einer Schule ist dies so wichtig und ich freue mich, dass Joachim Rumold als Lehrer arbeitet und verbinde dies mit der Hoffnung, dass solche Werte an die jüngere Generation weitervermittelt werden. Auch der Mut, nicht nur weiter nach oben zu streben, sondern auf das eigene Gefühl zu hören und den eigenen vielleicht ganz bequemen Weg kritisch zu hinterfragen, sozusagen als ganz persönliches Update, dies imponiert mir.
So wird nun also aus dem Schulleiter Joachim Rumold wieder ein Grundschullehrer, alles also wieder zurück auf Anfang, und dies, weil es ein Herzenswunsch ist.. Auch wenn meine Schulzeit schon längst zurückliegt, lerne ich von Menschen, wie Joachim Rumold einer ist, gern etwas, allein durch deren Verhalten.
Als der Bürgermeister dem scheidenden Schulleiter einen wie aus einer längst vergangenen Zeit anmutenden Ehrenteller aus silbernem Zinn überreichte, schauten zwar einige im Publikum etwas irritiert und insgeheim stellte man sich vielleicht die Frage, was man „anno 2024“ mit solch einem globigen Retro-Teller anfangen soll? Doch Joachim Rumold machte es wieder instinktiv goldrichtig: Er riss die Arme samt Zinnteller hoch, als ob es die Meisterschale der Bundeliga wäre - das hat Stil, Klasse und Esprit - Bravo! Und ich habe wieder etwas gelernt, wofür ich dankbar bin.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Neurottschule Abgang mit Stil und Esprit
Caroline Scholl freut sich über das weitere Engagement von Joachim Rumold