Eine ganze Woche lang habe ich mir das Hirn zermartert – was nur soll ich tun. Zum Heringsessen mit Freunden treffen oder mit der Liebsten einen Tisch zum Valentinsmenü bestellen. Denn der 14. Februar ließ dieses Jahr keinen Spielraum – Aschermittwoch und Valentinstag sind auf den gleichen Tag gefallen. Was sich da nur die Kalendermacher gedacht haben – oder ist womöglich auch da mal wieder die Regierung schuld?
Nun bin ich ja eigentlich ein entscheidungsfreudiger Geselle. Und ehrlich gesagt halte ich vom Valentinstag auch nicht sehr viel – und doch will man ja auch ein gefälliger Ehemann sein. Also habe ich bei meinem Lieblingsitaliener angerufen und wollte einen Tisch reservieren. „Signore, isses leider alles ausgebucht, sinse zu spät, is Valentinstag“, flötet der mir vorwurfsvoll ins Ohr.
Na gut, Weinstube geht doch auch – also die nächste Nummer gewählt. „Do simmer schun voll“, sagt die freundliche Wirtin und meinte damit nicht ihren eigenen Zustand. Und das Brauhaus? Da ging dann tatsächlich noch was. Also die Holde zu Hause abgeholt und hinmarschiert, ein nettes Küsschen auf die Wange gedrückt, mit einer Halben auf die ewige Liebe angestoßcn.
Dann hab ich den Aufsteller auf dem Tisch erspäht. Drauf ist für heute „Heringsessen“ angepriesen. Ich zeig’s meiner Frau und sie sagt: „Das ess ich auch.“ Also legten wir die Karte mit dem Valentinstagsmenü zur Seite und bestellten zweimal Hering mit allem. So fügt sich eben manchmal das Leben zur Glückseligkeit für alle. Die Kumpels sehe ich eh am Freitagabend und samstags kauf ich dann noch einen Blumenstrauß für die Frau – und zwar ohne Valentinstag-Aufschlag.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-liebe-oder-hering-_arid,2176024.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Liebe oder Hering?