Kommentar Schließung der Schwetzinger Notfallpraxis: „Fühlt sich falsch an“

Jürgen Gruler kritisiert die fehlende Transparenz bei den Entscheidungen zum Thema Notfallpraxen.

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Jürgen Gruler
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Schwetzingen. Als Daniel Born (SPD) eine Unterschriftensammlung für den Erhalt des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Schwetzingen startet und seine Abgeordnetenkollegen Andreas Sturm (CDU) und Dr. Andre Baumann (Grüne) dies ausdrücklich unterstützt haben, dachte ich: „Da könnte noch was gehen.“ Immerhin arbeiteten jetzt Regierungsparteien und Opposition Hand in Hand, um den Standort an der GRN-Klinik zu erhalten. Aber inzwischen sind alle Hoffnungen den Neckar hinabgeflossen. Die Praxis wird geschlossen – definitiv.

Die Entscheidung fühlte sich von Beginn an falsch an. Im Schwetzinger Krankenhaus wurde unkompliziert und meist auch schnell entscheiden, wer in die Notaufnahme muss und wer beim Bereitschaftsdienst behandelt werden kann. Es fehlte auch nicht an Ärzten, die Dienst machen wollten. Eigentlich schienen alle Ansprüche an eine Weiterführung erfüllt – auch nach den selbst von der Kassenärztlichen Vereinigung aufgestellten Kriterien. Geschlossen wird trotzdem. Hier einige Gründe.

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Die niedergelassenen Ärzte aus der Region hatten bei der Vorstellung der ersten Pläne bei der KVBW gar nicht oder eben nicht dagegen votiert. Bei der GRN und in der Kreisverwaltung schien man kompromissbereit, wenn dafür Weinheim und Sinsheim gerettet werden können. Gesundheitsminister Manfred Lucha war niemals bereit, auch nur einen Deut zum Erhalt einer der fast 20 zur Schließung vorgesehenen Praxen beizutragen – er fühlte sich schlicht nicht zuständig und redete sich immer mit der Selbstverwaltung der Ärzteschaft heraus. Dabei wäre die Versorgung der Bürger mit Ärzten im ländlichen Raum eine wichtige Aufgabe eines Sozial- und Gesundheitsministers.

Letztlich ist die Schließung in Schwetzingen aber auch eine Frage von Sturheit. Da wird im stillen Kämmerlein der KVBW ein Plan gemacht. Als dieser öffentlich wird, verweigert man erst einmal alle Informationen. Und dann zieht man den Plan strikt aus lauter Angst durch, das ganze Konstrukt komme ins Wanken, wenn man auch nur einen Fehler zugibt. Ganz am Schluss, kurz vor der Schließung, kommt nun man in die Stadt, um zu erklären, wie die Notfallversorgung künftig funktionieren soll. Ich finde, das ist viel zu spät.

So werden Bürger frustriert und mit fehlender Transparenz nährt man die ewige Leier von den Mächtigen, denen egal ist, was die Menschen brauchen und wollen: eine funktionierende Gesundheitsversorgung mit zeitnahen Terminen für alle – nicht nur für Privatversicherte und Selbstzahler.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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