Also jetzt mal ehrlich: Ein Bonbonpapier schnell ins Gras schnippen. Eine Schokoladenverpackung wegwerfen. Das sind doch Sünden, die keiner angesichts der weltweiten Klimakatastrophen wirklich ernsthaft kritisieren mag. Tut doch auch keinem weh – oder?
Wo sind da in den beiden Fällen Menschen ernsthaft betroffen, die man kennt? Und dann ist da noch die alte Tradition, Flieder, Weiden oder andere Blühzweige beim Spaziergang für die Liebsten abzubrechen. Ich bitte Sie, ein oder zwei oder mehr Zweige – das tut doch keinem weh. Das sind doch Lappalien, die eigentlich Pillepalle darstellen. Wir sind uns einig: Das sieht doch letztlich keiner. Und am Ende wächst der Busch doch wieder nach.
Stellen wir uns nur einmal kurz vor, wir würden das Wort Fliederzweige durch Autoscheibenwischer ersetzen. Die gibt es doch schließlich auch an jeder Ecke. Wen würde es da schon stören, wenn man den einen oder anderen Scheibenwischer beim Spaziergang abbrechen würde?
Wie? Das ist etwas anderes? Dann unterhalten Sie sich darüber einmal mit den Gartenbesitzern, die vor Jahren den Fehler gemacht haben, ihre Fliederbüsche zu nah am Zaun gesetzt zu haben und deren Pflanzen Jahr für Jahr den Raubrittern in die Hände fallen. Auch Pflanzen sind kein Allgemeingut – selbst dann nicht, wenn sie über den Zaun ragen.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Und? Schon Flieder geklaut?
Ralf Strauch ärgert sich über das florale Raubrittertum