Exkursion

Tag der Natur bringt Einblicke in Altlußheimer Landschaft

Beim Tag der Natur in Altlußheim findet eine Exkursion mit Wolfgang Reinhardt statt. Diese führt entlang des Stroms und bis in die Vergangenheit der hiesigen Landschaft.

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Volker Widdrat
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Naturschützer und Jäger Wolfgang Reinhardt referierte auf der Festwiese zum Tag der Artenvielfalt über die Pflanzen- und Tierwelt am Rhein bei Altlußheim. © Widdrat

Altlußheim. Zum diesjährigen Tag der Artenvielfalt auf Initiative des Landesnaturschutzverbands Baden-Württemberg fand zum dritten Mal eine naturkundliche Exkursion statt. Die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Altlußheim Carina Hambsch begrüßte am Sonntagnachmittag 40 Teilnehmer, die auf der Festwiese statt am Rhein den Ausführungen von Wolfgang Reinhardt lauschen mussten.

Der Fluss ist nach dem Hochwasser wieder in seinem Bett zurück, die Wege zur Anlegestelle des Raddampfers und zum historischen Myriameterstein waren aber noch verschlammt. Nach dem interessanten Referat des Naturschützers und Jägers gab es doch noch einen Gang zum Sommerdamm.

Vorsicht giftig: Experte gibt Ratschläge zu Gefahren der Altlußheimer Pflanzenwelt

Auch dieses Jahr hatte Reinhardt einige Exponate von heimischen Wildtieren mitgebracht. Zuerst war die Pflanzenwelt dran. Fast alle Teile der Eibe sind giftig, zeigte er einen Zweig des heimischen Nadelbaums und warnte: Für viele Säuger kann der Genuss tödlich enden.

Die Hagebutte oder „Hundsrose“ ist dagegen sehr reich an Vitamin C und hat davon bis zu 30-mal mehr als eine Zitrone. Die Sommerlinden zeigen sich gerade in voller Blütenpracht. Die Vogel-Wicke besticht durch eine blauviolette Farbe und ist eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Insekten.

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In Altlußheim sollen mehr Stieleichen angepflanzt werden. Mit einer kräftigen Pfahlwurzel holt sich die robuste Baumart auch tiefes Grundwasser aus dem Boden. Die Stieleiche, resistent gegen verschiedene Krankheiten, kann eine Höhe von 40 Metern erreichen und bis zu 800 Jahre alt werden, meinte der Naturexperte und brachte seine Zuhörer zum Staunen. Die männlichen Hirschkäfer lieben den Baumsaft der Stieleichen. Reinhardt hatte ein stattliches Exemplar mit einem großen Geweih dabei. Die brummenden Käfer bekämpfen sich mit den Zangen.

Das Taubenschwänzchen ist eine der in Altlußheim heimischen Schmetterlinge

Die Natternkopf-Pflanze kann jeden Garten schmücken. Sie hat zwar Stacheln, aber auch wunderschöne Blüten. Das Taubenschwänzchen, ein Schmetterling aus der Familie der Schwärmer, holt sich im Flug den Nektar aus den Blüten.

Wenn die Landwirte im Frühsommer zum ersten Mal ihre Wiesen mähen, stürben oft Rehkitze, erklärte der Jäger die Kitzrettung per Drohnen mit Wärmebildkamera. Ein Landwirt oder Jagdpächter nimmt mit dem Verein Kontakt auf, dann wird das Gebiet überflogen. Das Kitz wird in einer Kiste aus der Wiese getragen und für die Dauer der Mahd abgelegt. Danach holen die Rehmütter ihren Nachwuchs wieder ab.

Die Waldohreule ist eine nachtaktive Greifvogelart - auch in Altlußheim. © Widdrat

Gebannt lauschten vor allem die Kinder den Ausführungen über die Welt der Tiere. Eins Mauswiesel sehen die wenigsten Einwohner von Altlußheim. Das kleine Raubtier aus der Familie der Marder ist nachtaktiv, kann schwimmen und geht auch auf Ratten los. Der Steinmarder mit seinem graubraunen Fell und dem hellen gegabelten Fleck am Hals tummelt sich dagegen gerne in den Motorräumen von Autos, um dort die Schläuche durchzubeißen. „Marder leben in alten Scheunen und auf Speichern, dort mit stinkenden Hinterlassenschaften“, meinte Reinhardt: „Ohne Probleme können sie auch von Baum zu Baum springen.“

Auch Füchs finden bei Nacht und Nahrungssuche den Weg nach Altlußheim

Füchse kommen immer öfter in die Ortschaften, wo sie nachts auf Nahrungssuche gehen. Essensreste auf Komposthaufen sowie Mäuse und Ratten machen es ihnen leicht: „Am Ortsrand gibt es oft mehr Füchse als draußen auf dem Feld.“ Die Fuchsräude ist eine grausame Krankheit, die innerhalb kurzer Zeit zum Tod des befallenen Fuchses führt. Bei der parasitären Hauterkrankung kann es auch zur Übertragung auf den Menschen kommen, warnte Reinhardt.

Wildschweine gehen gerade auf Futtersuche in den Weizenfeldern. Wenn sie sich oder ihre Frischlinge bedroht fühlen, können sie für den Menschen gefährlich werden, wusste der erfahrene Jagdpächter zu berichten.

Zu sehen waren auch Baumscheiben von der Fichte und der Robinie. Die Jahresringe zeigen das Alter. Dann ging es weiter zurück. Reinhardt referierte über Fauna und Flora auf Flugsanddünen und zeigte verschiedene Steine von den Kiesstränden des Rheins. Als lebende Exponate waren Kaulquappen in verschiedenen Entwicklungsstadien zu sehen. Bald werden daraus Erdkröten. In einem Glas schwamm ein Sonnenbarsch. Der Raubfisch kam einst durch amerikanische Soldaten als Aquarienbewohner nach Europa. Inzwischen ist er hier in den Gewässern verbreitet.

Mammuts, Nilpferd und Auerochsen: Die historische Tierwelt Altlußheims

Der historische Rückblick auf die Tierwelt Altlußheims präsentierte einen Knochen des ausgestorbenen Urrindes und einen über 30 000 Jahre alten Backenzahn eines Mammuts. Die Exemplare aus der Gattung der Elefanten hatten Zähne mit einer beeindruckenden Kaufläche. Neben Waldrindern und Auerochsen soll es vor 80 000 Jahren auch Nilpferde im Rhein gegeben haben. Und Großhirsche mit einer Geweihspannweite von über dreieinhalb Metern sollen hier heimisch gewesen sein. Knochenfunde haben das bewiesen.

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Der Rückblick auf frühere Zeiten kündete auch von harter Arbeit. Beim Treideln zogen Pferde und Männer Schiffe auf einem eigens hierzu angelegten Leinpfad an dicken Hanfseilen stromaufwärts, erläuterte Reinhardt an einem kleinen Modell: „Bis etwa 1860, dann kam der Raddampfer als Nachfolger der Treidelschiffe.“ Nach der Begradigung des Rheins durch den badischen Ingenieur Tulla konnten die Raddampfer den Fluss befahren. Kies und Kohle wurden so einfacher zum Bestimmungsort transportiert.

Historische Bilder von Altlußheim rundeten den Vortrag ab, für den Reinhardt abschließend noch interessante Zahlen beisteuerte: Der Rhein fließt mit einer Geschwindigkeit von etwa acht Kilometern pro Stunde an Altlußheim vorbei. Bei einem durchschnittlichen Pegelstand transportiert er rund 2320 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Die Wassertemperatur beträgt momentan etwa 16 Grad.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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