Reilingen. Eine Beleuchtung für den Rad- und Fußweg am Kraichbach in Richtung Reilingen ist im Hockenheimer Gemeinderat ein Dauerbrenner. Die Freien Wähler dort haben sich schon mehrfach dafür eingesetzt, dass es Leuchten mit Bewegungsmeldern entlang der Route geben soll. Entschieden wurde bisher noch nichts.
Nun hat die CDU-Fraktion des Reilinger Gemeinderats den Antrag gestellt, das Gremium möge über die Beschaffung von 15 Leuchten und deren Installation am Radweg entlang der L 599 bis zur Unterführung der L 723 beraten. Der Fraktionsvorsitzende Peter Kneis erläuterte, dass für die Beleuchtung keine Tiefbaumaßnahmen nötig seien, wenn Solarleuchten verwendet würden. Die Lampen könnten durch den Bauhof montiert werden.
Einigung über Fahrradwegbeleuchtung bleibt in Reilingen aus
Kneis hatte dem Antrag umfangreiches Material beigelegt, unter anderem ein Angebot über Solarleuchten mit Lichtmast und Bewegungssensor, Herstellerangaben über LED-Außenleuchten mit verschiedenen technischen Möglichkeiten, Detailbilder von Leuchten und Luftaufnahmen von Radwegen, Angebote und Produktblätter des Unternehmens AVR-Energie, einen Lageplan für die 15 Leuchten, die im Bereich Reilingen installiert werden könnten, sowie einen Artikel unserer Zeitung über Beleuchtungskonzepte an einem Radweg in Brühl.
Die CDU sei vielfach angesprochen worden. Vor zwei Jahren sei der Antrag schon einmal abgelehnt worden: „Jetzt wollen wir es wieder anschieben, damit es vorangeht.“ In der Aussprache schaltete das Gremium dann in den Wahlkampfmodus.
Konflikte und Meinungsvielfalt zur Radwegbeleuchtung
Patricia Faber (FW) meinte, eine gemeinsame Ausschreibung mit Hockenheim sei sinnvoll. Das Stück Radweg in Reilingen sei noch „am angenehmsten, weil es direkt an der Straße liegt“.
Peter Geng (FW) wollte nicht bereits über die Leuchten entscheiden. Das widerspreche der Absprache mit Hockenheim. Solarleuchten seien auch zwingend vorgeschrieben. Der Radweg auf Hockenheimer Seite sei „ökologisch wertvoller“. Bürgermeister Stefan Weisbrod warnte vor einer „Posse“. Es gehe generell um die Ausarbeitung für eine Beleuchtung des Radwegs und nicht schon um die Installation.
Reilinger Grüne: Naturschutz gegen Sicherheit – Sanieren statt beleuchten?
Grünen-Fraktionssprecher Simon Schell zeigte sich überrascht, das Thema wieder auf der Tagesordnung zu finden, zumal sich die CDU aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage dazu entschieden habe, keine eigenen Anträge zu stellen. Die Grünen seien „sicherlich für Radwege und deren Ausbau, deren Ertüchtigung. Eine Beleuchtung fällt allerdings nicht hierunter.
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
Die rund 50 000 Euro an Kosten wären hierbei wohl besser in die Sanierung bestehender Wege investiert oder in die Errichtung von Fahrrad-Reparaturstationen“, lobte Schell nur den Ansatz der CDU, über Solarlampen mit geringem Eingriff ins Erdreich die Beleuchtung realisieren zu wollen. „Trotzdem wäre eine leicht vermeidbare Lichtverschmutzung die Folge“, lehnte er für seine Fraktion ab.
Politische Differenzen und Kosten einer sicheren Radwegbeleuchtung
Dieter Rösch (SPD) sah sich im Dilemma „Naturschutz versus Personenschutz“. Das sei keine leichte Entscheidung. Eine intelligente Beleuchtung sei „ein nicht so starker Eingriff in die Natur“. Insektenschonende Leuchtmittel müssten es sein, die Zeitintervalle sollten kurz gehalten werden, dann könne man das so bewerkstelligen.
Die einzig sinnvolle Beleuchtung sei „eine einwandfreie Fahrradlampe“, meinte Geng. Schulkinder seien innerorts viel mehr gefährdet. Sabine Petzold (FW) war gegen den CDU-Antrag „nur für Reilingen“. Man sollte mit Hockenheim ins Gespräch gehen. Dort kümmere sich niemand um den in der Schublade schlummernden Antrag der Freien Wähler. Für so ein Ansinnen müssten konkrete Ausschreibungen her. Kneis zeigte sich überrascht, „was alles in den Antrag hineininterpretiert wurde“. Es sei letztendlich nur ein Vorschlag, der nicht 100 000 Euro, sondern nur die Hälfte kosten würde: „Wir machen hier Politik für die Bürger.“
Streit um Beleuchtungskonzept für Radweg vor Kommunalwahlen
Weisbrod erklärte, den Beschlussvorschlag seitens der Verwaltung möglicherweise missverständlich formuliert zu haben: „Wir sehen es als Arbeitsauftrag.“ Kneis war zusehend genervt. Geng warf dem Bürgermeister Polemik vor und echauffierte sich „über einen Beschlussvorschlag, der ganz anders gemeint war“. Peter Künzler (FW) plädierte dafür, die Beschlussvorgabe zu ändern. Agnès Thuault-Pfahler (CDU) war überrascht von der „Welle“ der anderen Fraktionen. Das Gremium diskutiere endlos: „Wir hätten gerne einen sicheren Fahrradweg für abends.“
Rösch sprang dem CDU-Fraktionsvorsitzenden bei. Es gebe eine Vorstellung über die Kosten. Petzold pochte auf einen zweigeteilten Antrag, dann auf eine Vertagung bis nach den Kommunalwahlen. Ein Antrag zur Geschäftsordnung auf Vertagung wurde mit zehn Neinstimmen abgelehnt. Bei der Abstimmung über den Sachantrag gab es dagegen zehn Jastimmen, sieben Neinstimmen und eine Enthaltung.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-naturschutz-und-verkehrssicherheit-in-reilingen-balance-bei-radwegbeleuchtung-gesucht-_arid,2206897.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html
[3] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html