Brühl. Seit 30 Jahren engagiert sich der Brühler Förderkreis Dourtenga in der Entwicklung dieser afrikanischen Gemeinde, vor 25 Jahren erwuchs daraus eine offizielle Ortspartnerschaft. Wir sprachen darüber mit dem Vorsitzenden des Förderkreises Dourtenga, Hans Zelt.
Ein Vierteljahrhundert Partnerschaft mit Dourtenga – ein Grund zum Feiern, oder?
Hans Zelt: Ja, auf jeden Fall. Allerdings waren wir im Vorfeld der Planung noch ein wenig kritisch, ob wir das Jubiläum wirklich so richtig groß begehen könnten. Der Grund war die allgemeine Situation in Burkina Faso. Letztlich haben wir uns entschlossen, den 25. Geburtstag mit den Afrikatagen am Wochenende 17. und 18. September rund um die Villa Meixner dann doch noch groß zu feiern.
Was meinen Sie mit der Aussage „allgemeine Situation in Burkina Faso“?
Zelt: In Westafrika gab es in mehreren Ländern Militärputsche – auch in Burkina Faso. Dort hat eine Militärregierung die Macht übernommen. Am Anfang konnten wir die Situation schwer abschätzen. Wir wussten, dass im Nachbarland Mali Russland sehr stark aktiv war – in Burkina Faso gibt es dafür aus unserer Sicht keine Hinweise. Dennoch gab es Anfang des Jahres noch große Probleme, weil die Gemeindeverwaltung von Dourtenga und das Comité de Jumelage dort aufgelöst wurden. Jetzt sind aber wieder unsere bekannten Ansprechpartner in Ämtern und die Unterstützungsgelder kommen da an, wo sie sollen. Auch der angefangene Neubau der Landwirtschaftsschule geht erkennbar voran und liegt wieder im Plan.
Partnerschaft mit Brühl: So ist die Lage in Dourtenga
Das heißt, die Lage in Dourtenga hat sich normalisiert?
Zelt: Im Moment ist es dort relativ ruhig. Gleichwohl sind im Land nicht nur das Militär unterwegs, sondern auch Islamisten. Doch in unserer Partnergemeinde ist die Zusammenarbeit weiter möglich.
Wie hat sich die Situation in Dourtenga in dem Vierteljahrhundert durch die Partnerschaft verändert?
Zelt: Wir haben uns ja schon ganz früh in der Partnerschaft auf Themen wie Hygiene und Schulbildung konzentriert. Dazu gehört auch der Bereich der Trinkwasserversorgung. In diesem Feld sind deutliche Verbesserungen erreicht worden. So konnte der Bürgermeister dort bei einem unserer letzten Besuche stolz verkünden, dass die Trinkwasserversorgung einen guten Stand habe: Niemand habe es inzwischen weiter als 200 Meter bis zu einem Brunnen. Das ist für uns unvorstellbar, doch für burkinische Verhältnisse ist das ein riesiger Erfolg. Was wir auch deutlich sehen, ist, dass die Alphabetisierungsrate, also der Anteil der Bevölkerung, der lesen und schreiben kann, dadurch, dass wir durchgängig ein allgemeines Angebot von den Grundschulen bis zum Gymnasium in Dourtenga haben, sehr weit über dem Landesschnitt liegt. Das trifft vor allem bei den Frauen und Mädchen in Dourtenga zu. Wir haben teilweise am Gymnasium Abschlussklassen, die zur Hälfte aus Mädchen bestehen.
Wie sieht es im Gesundheitsbereich aus?
Zelt: Auch da haben wir wichtige Einrichtungen in der Zusammenarbeit mit örtlichen Helfern geschaffen. Für deren Betrieb schicken wir regelmäßig Arzneimittelpakete nach Dourtenga. Das hat schon große Erfolge gebracht.
Unterernährung ist aber trotzdem nach wie vor ein Thema in Dourtenga, oder?
Zelt: Ja, aber auch da sind wir auf einem guten Weg. Allerdings hat sich die Situation dort durch die Binnenflucht in Burkina Faso verschärft. Insbesondere hinzugekommene Waisen und Halbwaisen müssen versorgt werden. Ein Weg da ist die Schulspeisung. Da werden wir uns noch stärker in der Nothilfe vor Ort engagieren. Aber auch allgemein hat eine eventuelle Verzögerung oder ein Ausbleiben der Regenzeit unmittelbare Auswirkungen auf die Selbstversorgungslandwirtschaft und damit die Ernährung.
Partnerschaft Brühl und Dourtenga: Bau der Landwirtschaftsschule läuft "planmäßig"
Was kann man da machen?
Zelt: Es war ein Wunsch der Partner vor Ort, eine Landwirtschaftsschule zu fördern, um auch in diesem Sektor das Wissen zu verbessern. Der Bau für diese Bildungsstätte läuft – wie gesagt – planmäßig. Im Zusammenhang mit der Klimapartnerschaft gibt es zudem schon bald zwei große Versuchsfelder, auf denen in Dourtenga Methoden von Trägern des alternativen Nobelpreises getestet werden, wie man mit wenig Wasser trotzdem Landwirtschaft betreiben kann.
Was hat sich in Brühl durch die Partnerschaft verändert?
Zelt: Schon allein, dass wir beispielsweise durch die Afrikatage oder die Patenschaften für Schulkinder ein Bewusstsein für die Lebenssituation in Dourtenga schaffen, hat sich bei vielen Brühlern die Sichtweise geändert. Die Bereitschaft, direkt zu helfen, ist gewachsen.
Was ist bei den Afrikatagen am Wochenende geplant?
Zelt: Wir haben ein buntes Bühnenprogramm – auch mit einer afrikanischen Band und einer Märchenerzählerin – geplant, in der Villa Meixner wird es eine Ausstellung geben, außerdem werden Bewirtungs- und Verkaufsstände afrikanisches Flair verbreiten. Wir veranstalten zudem eine große Tombola. Der Erlös aus diesen Afrikatagen fließt dann in die Projektarbeit in Dourtenga.
Nehmen auch Gäste aus Dourtenga teil?
Zelt: Es wird eine fünfköpfige Delegation von Offiziellen aus unserer Partnergemeinde nach Brühl zu den Afrikatagen kommen, die sich schon lange engagieren. Deshalb wird es am Sonntag auch einen kleinen Festakt mit Grußworten geben. Ein Teil wird dann später nach Dresden reisen, wo dann im Zusammenhang mit der Klimapartnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga ein wichtiges Arbeitstreffen stattfinden wird.
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