Brühl. Nicht nur der Rhein, auch der kleine Leimbach kann eine Geschichte von teilweise verheerenden Hochwassern erzählen. Davon berichtet die 28. Ausgabe der Schriftenreihe „Ortsschell’“ des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege, die in den nächsten Tagen an die Mitglieder des Vereins verteilt und für alle anderen ab sofort in der „Bücher Insel“ am Lindenplatz verkauft wird. Autor dieser Ausgabe der heimatkundlichen Schriften des Vereins ist der Vorsitzende Dr. Volker Kronemayer.
Bis zum Jahr 1937 floss, wie er schreibt, der Leimbach durch die Ortsmitte von Brühl. Zwischen Hauptstraße und Görngasse reihten sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Häuser am Bachverlauf entlang. Auch nach der Umleitung des Leimbachs im Jahr 1937, die in dieser Ausgabe der „Ortsschell‘“ beschrieben wird, prägte diese Bebauung bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts das Ortsbild.
Das Wasser des Leimbachs war für alle Orte an seinem Weg von der Quelle bei Baiertal bis zur Mündung in den Rhein bei Brühl existenziell. In fast jeder Gemeinde trieb die Wasserkraft Mühlräder an. „Bei der Anlage der Neugasse in den 1830er Jahren achtete man durchaus darauf, nicht zu nah an den Bachlauf heran zu bauen“, berichtet Kronemayer. Dennoch: Der Lauf des Leimbachs mitten durch das Dorf habe bei Überflutungen erhebliche Probleme nicht nur für die direkten Anwohner mit sich gebracht. „Die ganze Gemeinde grenzte bei Hochwasser direkt an den Rhein, der dann von der Hauptstraße in Brühl bis nach Otterstatt reichte“, fasst der Autor zusammen, „am häufigsten gefährdete das fast jährlich auftretende Hochwasser allerdings die Häuser in der Neugasse“. Die letzte Überflutung an dieser Stelle habe man im April 1937 verzeichnet.
Dann wurde der Leibach in der Region deutlich vertieft – das kostete rund eine Million Mark. Es sorgte dafür, dass der Bach keine direkte Gefahr für den Ort mehr darstellt.
Doch es sollte später noch einmal eine große Baumaßnahme am Leimbach geben. Der Bau der Schnellbahntrasse parallel zur Autobahn machte in den 1980er Jahren eine weitere Verlegung des Leimbachs notwendig. Um den Trassenverlauf aus dem Pfingstbergtunnel zu ermöglichen, musste das Bachbett weiter nach Süden verlegt werden. Die Baumaßnahmen endeten im August 1984 mit dem Leimbachdurchstich – „eine nicht ganz ernst gemeinte Anlehnung an den Rheindurchstich 1834“, so Kronemayer in der reich bebilderten Schrift. Der Bachlauf war damals auf einer Länge von 1150 Metern verlegt worden, rückte von der Bachstraße ein gutes Stück in Richtung Osten ab.
Die fast 40-seitige Schrift des Heimatvereins bietet zahlreiche Bilder, geht noch detailliert auf die einstige Fischzucht, die Bedeutung für die früheren Ziegeleien und den modernen Radwanderweg „Leimbachroute“ ein.
Ausgespart werden aber die jüngsten Renaturierungsmaßnahmen des Leimbachs – beispielsweise die aktuelle Umgestaltung der Mündung in den Rhein.
Info: Die neue „Ortsschell’“ gibt es zum Preis von 4 Euro in der „Bücher Insel“.
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