Baumaßnahme

Der Leimbach erhält in Brühl ein neues Finale

Der Leimbach ist ökologisch problematisch. Deshalb wird die Mündung in den Rhein tier- und umweltgerechter umgestaltet. Zugleich entsteht dort eine neue Brücke.

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Ralf Strauch
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Die Mündung des Leimbachs (l.) in den Rhein wird ganz neu gestaltet. Aktuell wird rechts und links des trockengelegten Bachbetts der Hochwasserschutz verbessert. Derweil läuft das Wasser über die große schwarze Röhre ab. Nach dieser Baumaßnahme wird der Zufluss in den Rhein neu modelliert, dann die Brücke gebaut. © strauch

Brühl. Der Leimbach gehört zu den ökologisch problematischen Gewässern des Landes. Er wurde seit 400 Jahren den menschlichen Bedürfnissen angepasst und dadurch massiv verändert. Bereits im 16. Jahrhundert wurde bei Nußloch der Hardtbach als Entlastungskanal für den Leimbach künstlich angelegt. „Die Bach“, wie es im Volksmund heißt, musste im Unterlauf außerdem zahlreiche Kanäle mit Wasser versorgen. Statt sich wie ein natürlicher Bach durch die Kurpfalz zu schlängeln, fließt der Leimbach inzwischen meist schnurgerade in einem wenig naturnahen Bett. Deshalb wird auf den 38 Kilometern von seiner Quelle im Kraichgau bis zu seiner Mündung in den Rhein bei Brühl derzeit viel geplant, um die früheren Sünden zu beheben und das Fließgewässer zu renaturieren.

Auch in den Rheinauen der Schwetzinger Wiesen soll der Leimbach irgendwann renaturiert werden. Wo, wenn nicht dort im kombinierten Natur- und Landschaftsschutzgebiet, wäre es sinnvoll, wenn der Leimbach auf seinen letzten Metern irgendwann wieder ein in Mäandern fließender und lebendig murmelnder Bach wird.

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Doch die schönste umweltgerechte Neugestaltung des Bachbetts ist nicht ausgegoren, wenn der Leimbach ein in sich geschlossenes Ökosystem ist. Es muss also eine dauerhafte Durchgängigkeit für Fische und Kleinlebewesen zum Rhein geben. Sie ist ein wesentliches Kriterium zur Erreichung eines guten ökologischen Zustandes. Der Grundgedanke liegt zum einen darin, dass Wanderungen für die Tiere essenziell sind, um zwischen bestimmten Teillebensräumen zu wechseln – beispielsweise den Fressgründen im Fluss und den Laichplätzen im Bach.

„Zum anderen wird durch die Vermeidung von Isolationseffekten die genetische Variabilität und damit die Vitalität der Bestände aufrechterhalten“, heißt es dazu in einer Studie. Übersetzt meint das: Es sollte durch Zuwanderung ständig frisches Blut in die Tierwelt fließen, damit Inzucht vermieden wird.

Mehrere Stufen statt Absturz

Bislang hatten es Fische und Kleinstlebewesen in Brühl insbesondere in Zeiten von Niedrigwasser aber schwer vom Rhein einen Weg zum Oberlauf des Leimbachs zu finden. An der Mündung des Bachs in den Fluss stellte nämlich ein ziemlich steiler Absturz ein schier unüberwindliches Wanderhindernis dar. Deshalb hat der Landesbetrieb Gewässer am Regierungspräsidium Karlsruhe die Planung vorangetrieben, den Mündungsbereich tiergerechter umzugestalten.

Hintergrund: Leimbach

  • Der Leimbach hat eine Gesamtlänge von 38 Kilometern und ein Einzugsgebiet von 200 Quadratkilometern.
  • Seine Quelle liegt südöstlich des Dielheimer Ortsteils Balzfeld.
  • Er mündet bei Brühl nahe der Kollerfähre in den Rhein.
  • An vielen Abschnitten des Leimbachs kann man Nutrias beobachten. Im Mündungsbereich, insbesondere auf den Flächen des Naturschutzgebiets „Schwetzinger Wiesen – Edinger Ried“ finden sich Eisvogel, Ringelnatter, Graureiher sowie zahlreiche Amphibienarten.
  • Der Leimbach trieb in früheren Jahrhunderten rund um Brühl mehrere Mühlen an. ras

 

Ein wichtiger Schritt dahin wird seit Anfang September mit schwerem Gerät verwirklicht, denn die Mündung des Leimbachs wird aktuell ganz neu modelliert. So wird sie ein wenig flussabwärts verlegt und künftig breiter angelegt sein, heißt es. Außerdem wird der für die Wassertiere zu steile Absturz vom Bach in den Rhein durchlässiger gemacht. Dazu wird ein sogenanntes Raugerinne mit Beckenstruktur geschaffen, mit welcher der vorhandene Höhenunterschied in mehreren kleinen Stufen abgebaut werden kann. Mit Natursteinen wird dabei eine Zickzackform im abfallenden Bachbett geschaffen, durch die sich mehrere kleine Wasserstufen bilden, die den Tieren auch ruhigere Bereiche zum Verschnaufen beim anstrengenden Aufstieg anbieten. So fällt es den Fischen und anderen Wasserlebewesen einfacher, vom Fluss in den Leimbach zu gelangen. Einen Eindruck davon, wie das aussehen wird, kann man bei der Ketscher Straße gewinnen. Dort wurde bereits vor vielen Jahren das alte Stauwehr in ähnlicher Weise zu einer Fischtreppe umgebaut.

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Und so schieben derzeit Bagger das Erdreich an der Leimbachmündung hin und her. Das Wasser des Bachs wird derweil durch ein großes Rohr geleitet, damit die Umgestaltung halbwegs trocken erfolgen kann. Zugleich wird der Hochwasserschutz in diesem Bereich noch optimiert – wenn man schon mal dabei ist, das Bachbett neu zu gestalten.

Da passte es auch ganz gut, dass parallel das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oberrhein festgestellt hatte, dass der bauliche Zustand der bisherigen Brücke über den Leimbach nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht und sie neu gemacht werden muss. So war ein Neubau der Brücke in Massivbauweise aus Stahlbeton vorgesehen. Die bisherige Brücke – sie ist inzwischen komplett abgerissen – war als Rad- und Fußweg für eine Belastung von 1,5 Tonnen ausgelegt. Künftig soll die Befahrbarkeit der Brücke mit Rettungsfahrzeugen und mittelschweren Betriebsfahrzeugen gewährleistet werden. Außerdem ist es notwendig, die Brücke länger als bisher zu bauen, denn der Mündungsbereich des Leimbachs, den sie überspannt, wird ja verbreitert.

Synergien werden genutzt

Um Einschränkungen auf Mensch – immerhin muss der Weg entlang des Rheins während der Bauphase in diesem Bereich komplett gesperrt werden – und Umwelt zu minimieren sowie um Synergien zu nutzen, war zwischen dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt und dem Regierungspräsidium vereinbart worden, dass beide Projekte in einer Maßnahme umgesetzt werden.

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Da nur in Zeiten gebaut werden kann, in denen das Hochwasserrisiko der beiden Gewässer sowie der mittlere Abfluss dies zulassen, ist der Umbau im September angegangen worden. Die ambitionierte Planung sieht vor, dass Renaturierung und Brückenbau innerhalb von fünf Monaten abgeschlossen sein sollen. Das passt auch insofern hervorragend, weil auch die Schonzeiten und Vorgaben der Umweltplanung bei dieser zeitlichen Festlegung berücksichtigt werden können.

Bei der Planung galt es im Vorfeld mehrere sowohl technische als auch umweltrechtliche Hürden zu nehmen. Das Zusammenspiel der beiden Gewässer Leimbach und Rhein und die damit verbundenen Anforderungen an die Gestaltung der Rampe erforderten einen intensiven Abstimmungsprozess mit allen Projektpartnern, heißt es seitens der Behörden. Doch zeigen sich die Planer und Bauausführenden zuversichtlich, den Zeitplan für dieses gemeinsame Millionenprojekt wirklich halten zu können.

Redaktion

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