Brühl. Zu viel Niederschlag ist zurzeit nicht das drängendste Problem, doch das kann sich schnell ändern, wie der Starkregen im Juni zeigte, bei dem vor allem in Rohrhof einige Keller überflutet worden waren. Und: Der Klimawandel erhöht das Risiko von Starkregen in der Bundesrepublik, zeigt eine neue Studie des Deutschen Wetterdienstes und der Universität Oxford. Und so wappnet sich die Gemeinde, damit das potenzielle Naturphänomen keine zu großen Schäden anrichten kann.
Vor knapp zwei Jahrzehnten war zuletzt der statistisch 50-jährliche Extremregen über Brühl niedergegangen und hatte eine Vielzahl von Kellern geflutet. Drei Jahre später hatte man Berechnungen angestellt, welche Ausmaße die Kanalisation haben müsse, um auch überdurchschnittliche Regenmassen aufnehmen zu können. In der Folge waren neben den beiden bestehenden Hebewerken bei der früheren Halfpipe und beim TV-Gelände sowie den Überlaufbecken beim Leimbach noch weitere Standorte für mögliche Sicherheitsbauwerke dieser Art ins Auge gefasst worden. Dazu gehörte neben einem Standort am Ende der Wiesenstraße und beim Bolzplatz nahe der Lindenstraße oder im Steffi-Graf-Park auch solche, die heute mitten in der Wohnbebauung liegen würden. Dort sollten – so die ursprüngliche Planung – bei Extremregen, die das Kanalnetz überfordern, mittels Notauslassen Wiesen und Senken mit dem überschüssigen Wasser geflutet werden.
Doch verwirklicht worden sind diese Vorhaben nicht – und sie werden es wohl auch nicht, erklärt Ortsbaumeister Reiner Haas. Denn durch die Entsiegelung vieler Flächen durch die Hausbesitzer würde solchen Extremereignissen schon ein gutes Stück der Spitze genommen. Gleichwohl soll nun nach aktuellen Formeln das Kanalnetz neu berechnet werden. „Ich gehe davon aus, dass die Kapazitäten ausreichen“, prognostiziert Haas.
Und doch sind beim Starkregen vor rund einem Monat Keller in Rohrhof vollgelaufen. Daher fragte Gemeinderat Klaus Pietsch (FW) an, ob die Gerüchte stimmten, dass von den beiden Pumpen im Hebewerk Rohrhofer Straße nur eine funktionstüchtig sei. Da konnte Haas nur den Kopf schütteln. „Wir haben dort zwei Trockenwetter- und drei Regenwetterschneckenpumpen, die alle im Betrieb waren“, versichert er.
Mit diesen Schneckenpumpen wird das Ab- und Regenwasser von tieferliegenden Kanälen des Hauptsammlers auf höheres Niveau gepumpt. In den Rohren wird das Gefälle genutzt, damit das Wasser fließt. Doch da man nicht zu tief in den Untergrund vordringen will, wird in den Hebewerken das Wasser nach oben gefördert, um erneut das Gefälle der Kanäle bis zum Klärwerk zu erhalten. Gleichzeitig sind im Hebewerk Becken vorhanden, die bei Extremfluten das Abwasser zwischenlagern und dann später nach und nach wieder abführen. All das dient dazu, bei Extremspitzen die Fluten zu bändigen. Sollte das nicht ausreichen, gibt es weitere Flutungsbecken, die dann sogar noch Notauslasse in den Leimbach haben. „Doch das da Wasser rausfließt, kommt eigentlich so gut wie nie vor“, bilanziert Haas.
Solch ein Notentlastungsbauwerk liegt im Wiesengrund, also am Leimbach ein Stück westlich der Ketscher Straße. Und dieses 1975 errichte Bauwerk ist in die Jahre gekommen: Eine Modernisierung der maschinen- und elektrotechnischen Ausstattung ist notwendig und auch der Beton müsse teilweise saniert werden. Um festzustellen, welchen Umfang diese Modernisierung haben wird, sind nun vom Gemeinderat zwei Planungsbüro mit entsprechenden Untersuchungen und Berechnungen beauftragt worden. Dafür werden insgesamt rund 58 000 Euro fällig.
Angesichts dieses Betrags fragte Peter Frank (GLB) an, was denn dann die Sanierungsarbeiten kosten würden. „Genau das soll ja die jetzt beauftragte Untersuchung feststellen“, so Bürgermeister Dr. Ralf Göcks Antwort. Nur eines steht schon jetzt fest: Die Investition wird von den Bürgern über die Abwassergebühr bezahlt werden.
Wenn aber alles im Kanalnetz auch aktuell funktionstüchtig ist, wieso liefen dann im Juni die Keller voll? „Der Grund dafür liegt meist an Defekten in den Druck- und Hebeanlagen der einzelnen Häusern selbst“, mutmaßt Haas abschließend.
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