Brühl. „Der Ausgangsgedanke für dieses Buch, den ich vor etwa vier Jahren hatte, war die Situation in Europa und die Angst, dass dieses Nationalismen und autokratischen Herrscher mehr werden, sodass sich ein nicht mehr demokratisches Europa entwickeln könnte“, sagt Brigitte Glaser über ihr neues Buch „Kaiserstuhl“ im Gespräch mit unserer Zeitung. Und da sie der Meinung ist, dass man aus Geschichte lernen kann, wollte sie etwas über die deutsch-französischen Beziehungen schreiben, die sich nach der sogenannten Erbfeindschaft und dem Zweiten Weltkrieg in der Politik und der Gesellschaft sehr positiv hin zu einem Motor des friedlichen Europas entwickelt habe.
„Kaiserstuhl“ erzählt von der heilenden Erfahrung, sich der Vergangenheit zu stellen und zu vergeben. „Und dann ist mein Buch ausgerechnet am Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine erschienen“, fügt sie noch hinzu und lacht bitter. Der Roman, den sie auf Einladung der „Bücher Insel“ und der Gemeinde am Dienstag, 12. Juli, ab 19.30 Uhr in der Villa Meixner vorstellen wird, spielt rund um den Kaiserstuhl in Südbaden.
Es geht um zwei Menschen in einer Grenzregion und die Anfänge des europäischen Traums. Es geht um keine einfach Zeit. So leicht die Liebe zwischen den beiden Protagonisten entstanden war, zerbricht sie auch wieder. Erst 1962 stehen sich Henny und Paul wieder gegenüber. Sofort brechen alte Wunden auf, am liebsten würden beide erneut davonlaufen. „Doch das können sie nicht“, so Glaser. Denn Henny ist im Besitz einer alten Champagnerflasche, die Paul im Auftrag des französischen Sicherheitsdienstes sucht und die an Symbolkraft kaum zu überbieten ist. Sie steht für die Plünderungen der Deutschen in Frankreich und soll Bundeskanzler Adenauer und dem französischen Präsidenten de Gaulle bei einem Festakt überreicht werden.
Aber warum spielt der Roman im Südbadischen? „Ich lebe zwar in Köln, bin aber eigentlich Badenerin – ich bin in Offenburg geboren“, sagt die Buchautorin. Und als sie einen Handlungsort für die Geschichte gesucht habe, sei ihr sofort der Kaiserstuhl in den Sinn gekommen. „Es ist der einmalige, so nahe Blick, den man von dort oben nach Deutschland und ins Elsass hat“, erklärt Glaser.
Sie habe zudem einen Ort gebraucht, der eine deutsch-französische Grenzregion mit Weinbautradition sei – da wäre noch das Saarland oder die Pfalz infrage kommen. „Aber es geht auch um ganz wichtige räumliche Beziehungsstränge – und vom Kaiserstuhl ist es nicht weit nach Freiburg und Straßburg“, erklärt die, wie sie sagt „alte Badenerin“, warum sie in ihrer früheren Heimat gelandet sei. Der Kaiserstuhl verbinde am Ende alle Figuren ihres Romans.
Aber auch die Kurpfalz kenne die sympathische 67-Jährige ein wenig. Erst jüngst habe sie in Ladenburg gelesen und dabei auch den Nussbaum in Ilvesheim besucht, unter dessen Krone sie demnächst lesen wird. Außerdem habe sie eine Tante, die in Hockenheim lebt. Auf die Villa Meixner freue sie sich schon jetzt, „ich habe mir im Internet Bilder angeschaut – das sieht sehr schön aus“.
Inzwischen lebt Glaser seit über 30 Jahren in Köln. Bevor sie zum Schreiben kam, hat die studierte Sozialpädagogin in der Jugendarbeit und im Medienbereich gearbeitet. Heute schreibt sie Bücher für Jugendliche und Krimis für Erwachsene – unter anderem ihre erfolgreiche Krimiserie um die Köchin Katharina Schweitzer. Mit „Bühlerhöhe“, einem Roman, der in der Adenauer-Ära spielt, gelang ihr der Durchbruch. Darauf folgte „Rheinblick“, ein Roman, in dem die Autorin die Bonner Republik unter Willy Brandt genauer unter die Lupe nimmt.
Karten für die Lesung am Dienstag, 12. Juli, ab 19.30 Uhr in der Villa Meixner gibt es in der „Bücher Insel“, Telefon 06202/9 47 95 55, zum Preis von 14 Euro.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-brigitte-glaser-ist-mit-ihrem-buch-kaiserstuhl-in-bruehl-zu-gast-_arid,1971442.html