Brühl. In wenigen Tagen startet die Buchmesse in Frankfurt – ein Datum, um das herum viele neue Titel erscheinen. Auch der in Brühl lebende Autor Christopher Hoenig bringt in dieser Woche seinen inzwischen dritten Roman „Knotenpunkte“ auf den Markt. Wir sprachen mit dem 27-Jährigen über dieses Buch – sein inzwischen drittes – und die Jugendliteratur im Allgemeinen.
Worum geht es in Ihrem neuen Buch „Knotenpunkte“?
Christopher Hoenig: Es geht um einen relativ durchschnittlichen 17-jährigen Jungen namens Jonathan. Er wacht eines Tages im Krankenhaus auf und erinnert sich an nicht mehr viel vom vorherigen Tag. Er weiß nur noch, dass er sich irgendwie von seiner Freundin getrennt hat. Und immer, wenn er die Augen schließt, sieht er eine Ente vor sich, die wohl mit dem Unfall zu tun hat, der ihn ins Krankenhaus gebracht hat. Ihm wird gesagt, dass er wohl ein altes Mofa über die Straße geschoben hat, als er von einem Auto angefahren wurde – an dessen Steuer saß wiederum seine Exfreundin, von der er sich kurz zuvor getrennt hat. Aufgrund dieser verworrenen Basis fängt er an, sowohl in der Gegenwart zu ermitteln als auch die vergangene Beziehung durchzudenken. Dazu ruft er sich die wichtigsten Momente in Erinnerung. So kommt er Schritt für Schritt dem Geheimnis des Unfalls näher. Und er muss feststellen, dass in der Beziehung einiges anders gelaufen ist, als er gedacht hat.
Damit gehört das Buch wohl ins Genre der Adoleszenzromane für Jugendliche, oder?
Hoenig: Ja, es ist ein Jugendbuch für Leser ab 14 Jahren.
Warum schreiben Sie bislang alle Ihre Bücher für diese Altersgruppe?
Hoenig: Es ist das Alter, in dem ich selbst sehr viel gelesen habe, weil mir schon damals Literatur sehr wichtig war. Ich damals angefangen, ehrenamtlich in einer Bücherei zu arbeiten und habe das gesamte Jugendbuchangebot einmal durchgelesen. Dabei habe ich gemerkt, wie viel in Büchern drinsteckt, was man im Alltag so nicht mitbekommt oder worüber man sich keine Gedanken macht. Und so schreibe ich heute die Bücher, die ich damals gern gelesen hätte.
Können auch Erwachsene das Buch lesen und einen Erkenntnisgewinn daraus ziehen?
Hoenig: Ich glaube schon. Ich habe schon ganz viel Feedback bekommen von Menschen, mit denen ich über das Buch gesprochen habe, die älter sind als 14 Jahre. Gerade so die etwas melancholischen Anfang-20-Jährigen sind sehr interessiert an der Geschichte. Das sind die, die noch einmal nachfühlen wollen, wie es dann damals so war, und noch ein paar Sachen aus der eigenen Vergangenheit einordnen möchten. Ja, ich denke, es ist ein Buch, das man auch lesen kann, wenn man nicht mehr ganz zur Hauptzielgruppe gehört.
Zur Person
Christopher Hoenig wurde 1995 geboren und ist in Oberhausen-Rheinhausen aufgewachsen.
Parallel zur Schule arbeitete er ehrenamtlich in einer Bibliothek, wo seine Faszination für Charaktere und ihre Schicksale entstand.
Sein erster Berufswunsch war, Regisseur zu werden.
Für sein Studium zog er nach Hessen, seit wenigen Jahren wohnt er in Brühl.
Er ist freiberuflicher Autor und Dozent für kreatives Schreiben.
Sein Jugendroman „Knotenpunkte“ ist am Freitag, 13. Oktober, beim BoD-Verlag unter der ISBN 978-3-7578-9058-2 erschienen. Die 258 Seiten kosten 12 Euro.
Gibt es einen konkreten Anlass für das Thema dieses Buches?
Hoenig: Handlung und Charaktere sind alle fiktional. Im Vordergrund steht die Aufklärung des Rätsels, aber das eigentliche Thema von „Knotenpunkte“ ist tiefergehend. Es geht eben vor allem darum, dass der Protagonist Jonathan eine diffuse Angst vor der Bedeutungslosigkeit hat. Er hat immer das Gefühl, dass es da draußen irgendwie noch mehr geben muss. Und so ist er auf der Suche nach diesem Mehr. Deshalb lässt er sich auf dieses Mädchen ein, das ihn zwar vordergründig mag und das auch halbwegs ehrlich meint, aber das auch dieses zerstörerische dunkle Geheimnis hat, in das sie ihn immer tiefer mit einspinnt. Und genau diese Suche nach dem Sinn und der Bedeutung ist etwas, was mich persönlich gerade in diesem Teenageralter auch sehr beschäftigt hat.
Hat sich das bei den Teenagern irgendwie verändert, seit Sie dem Alter entwachsen sind?
Hoenig: Ich glaube, es ist vergleichbar. Es hat sich nur dahingehend gewandelt, dass die Teenager heute durch die sozialen Netzwerke eine sehr viel größere Vergleichbarkeit miteinander haben. Der Zugang zu anderen Leben und zu privaten Details der anderen ist sehr viel einfacher, als es früher war. Da hat man sich mit seinen Klassenkameraden und anderen Leuten aus der Schule vergleichen können. Eventuell hatte man noch einen Facebook-Account, wo man ab und zu Leute gesehen hat, die man nicht persönlich kannte. Aber das ist heute um ein Vielfaches gesteigert.
Ist das aus Ihrer Sicht positiv oder negativ?
Hoenig: Ich denke: sowohl als auch. Ich möchte mir gar nicht anmaßen, das bewerten zu wollen. Aber ich glaube, es kann sehr schnell überfordernd sein.
Wie entsteht bei Ihnen so eine Geschichte?
Hoenig: Das ist tatsächlich sehr viel Arbeit in der Planung. „Knotenpunkte“ erzählt beispielsweise auf zwei Zeitebenen. Da sind die Ermittlungen in der Gegenwart und die Rückblenden. Das bedeutet, ich musste sehr genau konstruieren. Ich bin da jemand, der zunächst einmal Tabellen füllt und dann erst anfängt, zu schreiben. Bei „Knotenpunkte“ hat es fast ein halbes Jahr gedauert von der ersten Idee bis zu dem Moment, an dem ich den ersten Satz geschrieben habe.
Wie recherchieren Sie für Ihre Geschichten?
Hoenig: Bei „Knotenpunkte“ war der Rechercheaufwand nicht so arg groß. Da waren eher Detailfragen zu klären, beispielsweise wie sieht so ein Unfallszenario aus, mit welchen Verletzungen muss man rechnen. Das habe ich über das Internet herausgefunden. Aber was die Themen angeht: Da steckt natürlich viel persönlicher Erfahrungsschatz in dieser Geschichte. Das ist dann quasi ein Wühlen in der eigenen Vergangenheit.
Schreiben Sie deshalb auch vorrangig über Jungen?
Hoenig: Ich beobachte zurzeit, dass sich die Veröffentlichungen auf dem Buchmarkt vor allem an eine weibliche Zielgruppe richten. Ich plädiere dafür, das zu ändern, damit wir die Jungs nicht verlieren. Gerade die großen Verlage gehen an Bücher mit dem Vorurteil ran, dass Jungen sowieso nicht viel lesen und deswegen für sie auch nichts mehr veröffentlicht werden muss. was dann natürlich dazu führt, dass sie noch weniger lesen. Dann haben wir einen Teufelskreis. Gut ist natürlich, wenn eine Geschichte von jedem gelesen werden kann. Ich meine, in „Knotenpunkte“ können sich auch Mädchen wiederfinden.
Sie sind Dozent für kreatives Schreiben – kann jeder lernen, Geschichten zu schreiben?
Hoenig: Ja, ich glaube, jeder kann das, wenn er bereit ist, sich darauf einzulassen und seine persönlichen Inspirationsquellen findet – dann kann das schon jeder lernen. Darüber hinaus ist es ein großes Stück Handwerk, sich so auszudrücken, dass andere Leute die Ideen dann verstehen. Aber auch dieses Handwerk kann man erlernen.
Was wird Ihr nächstes Projekt?
Hoenig: Ich werde wohl ein Buch schreiben, dass sich noch einmal in eine ähnliche Richtung wie „Knotenpunkte“ bewegt, also noch einmal ein realistisches Jugendbuch über das Erwachsenwerden. Vielleicht mit einem etwas anderen Blickwinkel. Ich hab dafür auch schon verschiedene Ideen – da muss ich mich noch für eine entscheiden.
Ist das Buch „Knotenpunkte“ schon im Handel erhältlich?
Hoenig: Es ist am Freitag auf den Markt gekommen. Und da wäre es mir wichtig, wenn die Menschen es im jeweils örtlichen Buchhandel und nicht im Internet kaufen, damit wir den nicht irgendwann verlieren, weil da gute Leute arbeiten, die Experten sind in dem, was sie tun.
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