Brühl. „Es ist unsere erste Lesung für Erwachsene in den eigenen Räumlichkeiten“, freute sich Büchereileiter Christian Sauer, „denn nach den Renovierungsarbeiten lässt die neue, moderne Gestaltung nun auch solche Veranstaltungen zu.“ So durfte er zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen Ute Roes und Anette Roßnagel mehr als 20 Liebhaber von Krimi-Literatur zur Lesung mit Horst Eckert begrüßen.
Zunächst gab der in Düsseldorf lebende Autor Einblicke in seinen Werdegang und erzählte, dass er eigentlich nie Schriftsteller, sondern Journalist werden wollte. Das ist er dann auch geworden. Nach dem Studium der Politischen Wissenschaften arbeitete er 15 Jahre lang für das Fernsehen.
Sein Interesse für Politik, sein Insiderwissen hat er in eine Reihe von Romanen gegossen, die allmählich immer mehr Beachtung fanden, so dass er sich zum Dasein eines freischaffenden Schriftstellers entschied. Inzwischen sind seine Romane Bestseller, die unter anderem mit dem Marlowe-, dem Friedrich-Glauser-Preis und dem Crime-Cologne-Award ausgezeichnet und in vielen Sprachen übersetzt wurden. Sie sind nicht nur spannende Politthriller, sondern spiegeln auch das Zeitgeschehen wider.
„Mich interessieren die Mechanismen unseres Zusammenlebens“, erklärte er, „mit Krimis, die von Kommissaren handeln, die den Mörder schnappen und den Anschein erwecken, die Welt sei nun wieder in Ordnung, kann ich nicht viel anfangen. Die Welt war davor nicht in Ordnung und sie ist es auch hinterher nicht.“
Laut Eckert ist ein Kriminalroman dann gut, wenn die Details authentisch, die Figuren zwar erfunden, aber glaubwürdig und ihre Handlungen plausibel sind – das alles spannend erzählt. Der Leser soll spüren, dass die Geschichte auch ihn etwas angeht, betonte er.
Zwei Ermittler im Zentrum
Eckerts jüngster Roman „Die Macht der Wölfe“, den er in der Gemeindebücherei vorstellte, hat alle Zutaten für einen politischen Thriller, der sich inhaltlich ebenfalls gut in die aktuelle Zeit einfügt. Im Mittelpunkt steht der vierte gemeinsame Fall von zwei Ermittlern: der Kriminalrätin Melia Adan und des Hauptkommissars Vincent Veih.
„Grundsätzlich braucht man die ersten drei Bände nicht gelesen zu haben, um die Handlung verstehen zu können“, machte Eckert deutlich, „alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte sind gut in das laufende Geschehen eingebunden.“
Aktuelle Ereignisse eingebunden
Während Vincent Veih und das Düsseldorfer KK11 es mit Leichenteilen zu tun haben, die auf einer Düsseldorfer Baustelle gefunden wurden, trifft sich Melia Adam auf Bitten ihres Vaters mit der Bundeskanzlerin. Sie wird wegen einer früheren Verfehlung mit völlig unannehmbaren Forderungen erpresst.
Melia und Vincent erkennen bald, dass ihre Fälle zusammenhängen und sie mitten in einer großangelegten Verschwörung stecken, die das Land in seinen Grundfesten erschüttern könnte.
Zunächst erläuterte Eckert, dass er den Roman zu schreiben begonnen habe, als er sich Gedanken machte, wie in Deutschland ein Privatsender aussehen könnte, der Politiker verhilft, an die Macht zu kommen – und dies nach dem Rechtsruck bei Wahlen in Frankreich. Im März vergangenen Jahres planen in Moskau Ex-KGB-Agenten mit ihrem Chef Wladimir Wladimirowitsch eben einen solchen Fernsehsender in Deutschland und eine neue Partei zu gründen. Während des Schreibens erfolgte dann der Einmarsch Russlands in die Ukraine. „In Russland ist eine Clique an der Macht, die aus dem KGB hervorgegangen ist“, meinte Eckert, „ein mafiöses Geflecht aus Korruption und Machtbesessenheit.“
In weiteren Passagen lernten die Zuhörer neben anderen Beteiligten den eng mit Russland verbundenen Milliardär Hartmut Osterkamp und den Rechtspopulisten Christoph Urban kennen. Mit fundierten politischen Kenntnissen ist dem Autor eine realitätsnahe spannende Geschichte gelungen, die die Zuhörer bis zum Schluss in den Bann zog. Die meisten erwarben den Roman anschließend am Büchertisch der Buchhändlerin Barbara Hennl-Goll und ließen ihn vom Autor signieren.
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