Brühl. Ein erfreuliches Ergebnis für die Kommune hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend festgestellt. Der Jahresabschluss des Kämmerers Klaus Zorn weist für 2020, also das erste Corona-Jahr ein Plus aus. Im Gesamtergebnis zeigen die Zahlen ein Plus von stattlichen 993 036 Euro – es wurden demnach mehr Einnahmen als Ausgaben verbucht. Auch in der laufenden Verwaltungstätigkeit, die in der Finanzrechnung ausgewiesen wird, übertreffen die Einzahlungen (34,47 Millionen Euro) die Auszahlungen (31,75 Millionen) deutlich.
Bei den Investitionen der Gemeinde wurde zwar ordentlich reingebuttert – dort zeigt der Saldo einen Finanzierungsmittelbedarf von 2,45 Millionen Euro – doch dank des satten Plus’ aus der laufenden Verwaltungstätigkeit mussten am Ende nur rund 271 000 Euro zusätzlich aufgebracht werden. Allerdings lagen die investiven Ausgaben um 4,5 Millionen Euro unter dem Ansatz, der ursprünglich für 2020 vorgesehen gewesen war. Aber auch die Einzahlungen verringerten sich in diesem Bereich um zwei Millionen Euro – so kamen am Ende die 2,45 Millionen Euro Finanzierungsmittelbedarf zustande.
Als Bestand an Zahlungsmitteln am Ende des Jahres präsentiert das Zahlenwerk einen Betrag von 5,375 Millionen Euro. Die Bilanz der Gemeinde weist auf der Aktiv- und Passivseite für die Hufeisengemeinde einen Wert von knapp 85,5 Millionen Euro aus. Die Schuldenlast verringerte sich im vergangenen Jahr um 6,7 Millionen Euro.
„Es gab wieder mehr Licht als Schatten bei den Brühler Gemeindefinanzen.“, stellt Bürgermeister Dr. Ralf Göck bei der Präsentation der Zahlen fest. „Insgesamt haben wir einen ,Gewinn’, also einen Jahresüberschuss, es gibt eine deutlich höhere Liquidität und wir haben weniger Schulden als geplant, nämlich keine neuen“, so der Verwaltungschef zusammenfassend. In 2020 sieht er demnach ein deutlich besseres Haushaltsjahr als im Jahr zuvor, das ja mit einem Verlust von fast einer Million Euro für die Kommune abgeschnitten hatte.
Ergebnis klar gedreht
Und damit hatte niemand gerechnet, als vor Monaten der Haushaltsplan für das vergangene Jahr erstellt worden war, da hatte man nämlich mit einem Verlust von 950 000 Euro gerechnet. „Das Ergebnis wurde also um 1,8 Millionen Euro gedreht“, stellte Göck fest. In erster Linie sei das den schnellen und großzügigen Zuweisungen von Bund und Land zu verdanken. „Wichtig ist, dass wir nicht mehr von unserer Substanz gelebt haben.“ So konnten die Abschreibungen, die mit der Einführung des neuen kommunalen Rechnungswesens (Doppik) die Finanzen deutlich belasteten, im vergangenen Jahr erwirtschaften werden – man konnte sogar den Rücklagen etwas zuführen.
Doch nicht nur die Zuweisungen hätten diesen Erfolg gebracht, sondern auch die gestiegenen Steuereinnahmen der Gemeinde. Dazu trug die Anhebung der Sätze für die Grundsteuer bei, zudem die erstmals seit Jahren auch wieder steigende Gewerbesteuern. „Und das kommt nicht nur von der Erhöhung der Steuersätze in dieser Sparte“, betonte der Rathauschef, „Grundsteuer- und Gewerbesteuermehreinnahmen summieren sich auf 800 000 Euro, während die Zuweisungen im Finanzausgleich deutlich darüberlagen. Dass es am Ende doch nur eine Million Mehreinnahmen von den oberen Ebenen waren, lag an zurückgehenden Einkommensteuern.“
Mit einem Blick auf das laufende Jahr rundete Göck seine Stellungnahme ab. Demnach sieht es 2021 finanziell ebenfalls erfreulich aus, „weil wir wachsende Gewerbesteuereinnahmen und gute Einnahmen aus Landes-Zuweisungen haben, wenn auch hier die laufenden Ausgaben gestiegen sind“. Die Liquidität dürfte laut seiner Einschätzung trotz des Großprojekts Sportpark-Süd nicht ganz abschmelzen „und wir werden wieder Schulden tilgen können“.
Göck: „Tafelsilber“ vermehrt
Dann werde 2022 mit den Einnahmen aus dem Wohnquartier am Schrankenbuckel die Kasse wieder aufgefüllt werden. „Außer dieser dann hohen Barrücklage hinterlässt der Bürgermeister 2022 aber auch 2015 bis 2019 erworbene Grundstücke und Gebäude im Gesamtwert von 5,4 Millionen, während er in der Zeit nur ,Tafelsilber’ für 3,6 Millionen veräußert hat. Beides wird ja gelegentlich anders kommentiert“, stellte Göck fest.
Die Ankäufe machten die Gemeinde manövrierfähig. „Und darüber hinaus schufen wir in der ablaufenden Amtsperiode mit den Gemeindewerken, mit dem neuen Gemeindewohnhaus, mit der Verpachtung von Gemeindegrundstücken und dem Erwerb weiteren Wohnraums auch rentierliches Vermögen für zukünftige Generationen“, unterstrich er am Montag, bevor die Ratsfraktionen Stellung zur Jahresrechnung bezogen.
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