Brühl. Es gibt zahlreiche Naturräume in Brühl, die von besonderer Bedeutung sind. Manchmal wirken sie auf den Menschen beim ersten Hinsehen so, als seien sie nicht wirklich wichtig. Beispielsweise südlich des Rheinauer Sees – dort befindet sich ein außergewöhnlich wertvolles Biotop. Ein Sandrasen mit seltenen und vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten. Sand-Silberscharte und Sandstrohblume sind nur zwei Beispiele der dort vorkommenden Arten.
Im Westen gibt es einen Naturraum, der allerdings jedem Betrachter sofort als wertvoll ins Auge springt: die Auenlandschaft rechts und links des Rheins. Seit rund 80 Jahren ist die Brühler Kollerinsel ein Landschaftsschutzgebiet. Auf rund 400 Hektar Fläche gibt es nicht nur unterschiedliche Lebensräume wie Röhrichte, Magerrasen und Auwaldflächen.
Blaukehlchen, Kormorane, Eisvögel: Brühler Biotop beherbergt etliche Tierarten
Auch teils seltene Pflanzen und Tiere sind auf der Insel zu finden. Neben botanischen Besonderheiten wie der Sibirischen Schwertlilie oder Kanten-Lauch leben Tiere im Gebiet wie Schwarzmilan, Pirol, Blaukehlchen, Neuntöter, Zwergtaucher, Kormoran, Haubentaucher, Schellente, Gänsesäger, Schnatterente, Eisvogel, Kreuz- und Knoblauchkröte, Laubfrosch sowie Sumpfschildkröte.
Und im Süden des Ortes gibt es einen bunten Mix aus Feldern, Heckenbereichen, Streuobstwiesen und Kleingärten, die für die dort lebende Tierwelt ein echtes Paradies sein können.
Doch diese Lebensräume existieren nicht für sich alleine, sondern brauchen den gegenseitigen Austausch. Der Biotopverbund ist wichtig für die Verbindung von Lebensräumen feuchter, trockener und mittlerer Standorte, für Feldvögel, Heckenstrukturen, artenreiche Blumenwiesen und Gewässer mit ihren Uferstrukturen. Seine Verbesserung ist landesweites Ziel.
Interkommunale Biotopverbundplanung wird im Brühler Gemeinderat besprochen
Aber das macht an den kommunalen Grenzen durchaus nicht halt, deshalb bespricht der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am Montag, 23. September, ab 18.30 Uhr im Rathaus die interkommunale Biotopverbundplanung im Nachbarschaftsverband Heidelberg/Mannheim.
Ziel der Biotopverbundplanung ist es, ein großräumiges und durchgängiges Konzept für die Sicherung und Entwicklung der biologischen Vielfalt zu schaffen und in die Umsetzung zu bringen.
Die Verbandsversammlung des Nachbarschaftsverbandes hat bereits im März die Vergabe entsprechender Planungsaufgaben für die 16 Mitgliedsgemeinden des Rhein-Neckar-Kreises an ein externes Fachbüro vergeben. Im Laufe des von diesem Büro entwickelten Prozesses werden die einzelnen Planungen für das gesamte Verbandsgebiet zusammengeführt, sodass am Ende eine flächendeckende Fachkonzeption für den Nachbarschaftsverband vorliegen soll.
Brühler Gemeinderat wird über die Planung lediglich in Kenntnis gesetzt
Von diesem Konzept nimmt der Gemeinderat lediglich Kenntnis, die Würfel sind bereits gefallen, denn die Durchführung einer Biotopverbundplanung ist für die Gemeinden eine gesetzliche Verpflichtung und wird außerdem zu 90 Prozent vom Land gefördert. Der restliche Eigenanteil von zehn Prozent durch die Haushaltsmittel des Nachbarschaftsverbandes getragen. Diese Gelder werden schrittweise in den kommenden vier Jahren ausgegeben.
Um die örtlichen Erfordernisse zu berücksichtigen, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedsgemeinden vorgesehen. Dabei sollen die bereits vorliegenden lokalen Konzepte berücksichtigt, sowie die örtlichen Vertreter beispielsweise aus Landwirtschaft und Naturschutz aktiv einbezogen werden. Um die Öffentlichkeit über den Prozess, die Ziele und die Mitwirkungsmöglichkeiten der interkommunalen Biotopverbundplanung zu informieren, soll Ende 2024 eine öffentliche Informationsveranstaltung zu diesem Thema stattfinden.
Es wird erwartet, dass im Ergebnis eine Vielzahl von Zielen konkretisiert werden könnte, die sowohl großräumige Erfordernisse als auch kleinräumige Maßnahmen beinhalten. Ziel ist es dann, durch Realisierung geeigneter Maßnahmen langfristig und großräumig die Biodiversität zu stärken. Allerdings: Eine ausdrückliche Verpflichtung, diese Maßnahmen auch wirklich umzusetzen, ist mit der Biotopverbundplanung nicht verbunden.
Brühler Biotop mit wichtigen Funktionen für Tier- und Pflanzenwelt
Also: Alles kann, nichts muss. Zentrales Ziel einer interkommunalen Biotopverbundplanung sei die Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen für wild lebende Tiere und Pflanzen. Denn aktuell gibt es zahlreich ökologisch wertvolle Inseln, doch das Gebiet des Nachbarschaftsverbandes gehört zu den am intensivsten genutzten Räumen in Baden-Württemberg und ist von einer besonders hohen Siedlungsdichte geprägt.
Gleichzeitig durchziehen viele Verkehrsstraßen das Verbandsgebiet. In einem solchen Raum mit zahlreichen Engstellen und Barrieren könne ein erheblicher ökologischer Mehrwert erreicht werden, wenn die Biotopverbundplanung nicht nur auf örtlicher Ebene, sondern auch in einem übergeordneten Maßstab erstellt wird, werben die zuständigen Stellen.
Ein weiteres wichtiges Thema der Gemeinderatssitzung am Montag, 23. September, ab 18.30 Uhr im Rathaus ist der Haushaltszwischenbericht des laufenden Jahres, der einen umfassenden Überblick über die aktuelle Finanzlage der Gemeinde bieten soll.
Bauthemen und Anträge: Weitere Punkte auf der Brühler Tagesordnung
Ansonsten beschäftigen sich die Ratsmitglieder mit Bauthemen wie dem Austausch von Werbeelementen an einer bestehenden Tankstelle in der Mannheimer Straße, dem Bauantrag für einen Pool in der Frieda-Nadig-Straße, einem Abwasseranschluss in der Rohrhofer Straße sowie der Auftragsvergabe für die Kanalunterhaltung.
Die Bekanntgabe von Beschlüssen der jüngsten nicht öffentlichen Sitzung, weitere Informationen durch den Bürgermeister sowie Fragen und Anregungen sowohl der Ratsmitglieder als auch der Bürger rahmen dieses Programm ein.
Info: Die nächste Gemeinderatssitzung findet am Montag, 23. September, ab 18.30 Uhr im Rathaus statt.
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