Brühl. War es Liebe auf den ersten Blick? Da muss Eckhard Jahrsetz schmunzeln und seine Ehefrau Margareta lacht laut. „Des muss isch Ihnen verzähle“, sagt sie und legt los. Getroffen haben sich die beiden bei ihrem ersten Tanz in den Mai des Gesangvereins Rheinau – da war sie gerade einmal 16 und er zwei Jahre älter. Er stammte aus der Clique ihres Bruders – so kam man ins Gespräch und tanzte auch miteinander. So richtig gefunkt habe es da aber noch nicht, trotzdem habe sie ihn von da an nicht mehr aus den Augen gelassen und später auch die Initiative ergriffen, so dass am 3. April 1958 geheiratet wurde.
Und das war auch gut so, wie beide betonen, „ich habe mir einen guten Mann ausgesucht, der auch meinen Kindern ein guter Vater war“, sagt sie spontan ins Hochdeutsche wechselnd und blickt ihn verliebt an. Beide habe es keinen Moment bereut, sich vor 65 Jahren das Ja-Wort im Rheinauer Standesamt gegeben zu haben. Die kirchliche Trauung fand erst später statt – bei der Taufe ihres Sohnes.
Vor 65 Jahren war Eckhard Jahrsetz nämlich bei der Bundeswehr und hatte als einzig freien Termin für die Hochzeit den Osterfeiertag. Doch an diesem besonderen christlichen Tag könne man nicht heiraten, war die Überzeugung des damaligen Pfarrers. Aber das Paar wollte nicht länger warten, also wurde mit Genehmigung der Eltern zunächst nur die staatliche Urkunde unterzeichnet.
Sie wurde als Margareta Seitz 1940 in Mannheim geboren, arbeitete nach der Volksschule zeitweise in einer Stickerei in Lindenhof und später „in der Zellstoff“. Ansonsten kümmerte sie sich um Haushalt und die Kinder. Und da hatte sie wahrlich genug zu tun, denn zwei Töchter und zwei Söhne wurden dem Paar zwischen 1957 und 1963 geboren. Übrigens ist die Familie inzwischen auf neun Enkelkinder und zwei Urenkel angewachsen.
Eckhard Jahrsetz war viele Jahre als Busfahrer bei der Deutschen Bahn im Einsatz
Er erblickte 1938 in Breslau das Licht der Welt – über Stationen im sächsischen Hoyerswerda und Niederbayern kam er mit seinen Eltern in den späten 1950er Jahren in die Quadratestadt. Er erlernte das Handwerk des Spenglers und war im Sanitärgroßhandel tätig. Dann nutzte er seinen entsprechenden Führerschein, den er beim Bund gemacht hatte, um als Fahrer ins Speditionsgeschäft einzusteigen und viele Jahre als Busfahrer bei der Deutschen Bahn tätig zu sein.
Lastwagen fuhr er dann auch noch ein lange Zeit, nachdem er bereits in den Vorruhestand gewechselt war, „doch mit 70 Jahren habe ich damit aufgehört“.
In ihre Wohnung im Rohrhofer Vogelviertel haben die beiden 2004 gefunden – so leben sie näher bei ihren Kindern, von denen fast alle in der Hufeisengemeinde zuhause sind. Doch einen Bezug haben sie noch zu Rheinau: Dort ist ihr Kleingarten zu finden. Ihn pflegen sie mit Hingabe, bestellen die Beete mit Blumen, Obst und Gemüse.
Aus den süßen Früchten zaubert Margareta Jahrsetz Kuchen und Torten, die nicht nur köstlich schmecken, wie ihre Familie und Freunde stets bekräftigen, sie sind auch optisch echte Kunstwerke. Neben dem grünen Daumen in der Kleingartengemeinschaft pflegt er noch den Kontakt zu ehemaligen Busfahrerkollegen bei einem Stammtisch.
Auf ein Geheimnis angesprochen, wie man es so glücklich bis zur Diamantenen Hochzeit schafft, verrät Margareta Jahrsetz: „Man muss dem anderen auch mal Freiheiten lassen.“ Zwar seien die 60 Jahre nicht immer ein Zuckerschlecken gewesen, doch „der Herrgott hat es gut mit uns gemeint“, fügt sie noch hinzu und lehnt sich an die Schulter ihres Mannes.
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